Pilotprojekt „Training of Trainers“ nationaler Justizausbildungsinstitutionen in Südosteuropa erfolgreich gestartet

Vor diesem Hintergrund versteht sich das „Training of Trainers“-Seminar, welches das Rechtsstaatsprogramm Südosteuropa (RSP SOE) der KAS zusammen mit dem National Institute of Magistracy Rumänien (INM) in Bukarest vom 17. – 19. Oktober für 15 Trainer nationaler Justizausbildungsstätten in SOE zur Technik der Verfassung von Zivilurteilen durchgeführt hat. Das Training stellte eine Premiere für das RSP SOE dar: Zum ersten Mal seit Gründung des Rechtsstaatsprogramms kamen Justizausbilder aus sieben Ländern der Region zusammen, um sich für ihre Aufgabe als Trainer weiter zu bilden, mit ihren Kollegen Erfahrungen sowie Trainingsmaterial auszutauschen und untereinander Netzwerke zu knüpfen. Teilnahmeländer waren neben den RSP SOE-Programmländern Bulgarien, Kroatien, Mazedonien, Rumänien und Serbien auch Slowenien und die Republik Moldau. Die Teilnehmer waren allesamt Richter mit langjähriger Erfahrung als Richter wie als Richtertrainer (u.a. nahm auch ein Richter des Obersten Gerichtshofs der Republik Moldau teil). Als Trainer für das Seminar konnten Dr. Horst Proetel, Vorsitzender Richter am OLG Thüringen a.D. und derzeit als internationaler Rechtsberater beim INM tätig, sowie Viorel Voineag, Richter am Berufungsgericht Bukarest und INM-Trainer, gewonnen werden. Trainingssprachen waren Englisch und Rumänisch, wobei die Entscheidung für Letztere eine Abwägung zwischen der fachlichen Qualität des rumänischen Trainers und der Ermöglichung einer Teilnahme von Trainern aus der Republik Moldau (die alle kein Englisch sprechen) einerseits und möglicher Übersetzungsverluste durch die Dolmetscher andererseits war.

Das Training: Die Technik der Verfassung von Zivilurteilen

Dr. Proetel und Richter Voineag führten die Richtertrainer an den beiden Seminartragen in die Technik der Verfassung von Zivilurteilen nach dem deutschen und rumänischen System ein. Auf besonders gute Ressonanz sind bei den Teilnehmern die Übungsfälle gestoßen, die in Arbeitsgruppen besprochen und danach im Plenum angeregt diskutiert wurden. Die Diskussion unter den Richtertrainern aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien war dabei bemerkenswert lebhaft. Dies lag nicht nur daran, dass sich diese Teilnehmer untereinander in ihrer jeweiligen Muttersprache unterhalten konnten. Die Diskussion wurde vielmehr auch dadurch erleichtert, dass die Zivilrechtssysteme dieser Länder einander sehr ähneln und dem deutschen System vergleichbarer sind als das rumänische Zivilrechtssystem. Letzteres ist stärker an dem französischen Modell orientiert. Die Trainer haben denn auch immer wieder zu Recht darauf hingewiesen, dass sie nur Modelle vorstellen, aber allein schon wegen der teilweise unterschiedlichen Zivilprozessordnungen keine allgemeingültigen Lösungen anbieten können.

Bewertung

Das mit dem „Training of Trainers“-Seminar verfolgte Ziel war ein Dreifaches: Einmal sollten Trainer nationaler Justizausbildungsinstitutionen aus SOE mit Techniken der Verfassung von Zivilurteilen anderer Länder vertraut gemacht und mit Material für das von ihnen durchzuführende Richtertraining ausgestattet werden. Das RSP SOE will damit zugleich einen Beitrag zur Verbesserung der Qualität von Justizakten und damit von deren Akzeptanz bei der Bevölkerung seiner Programmländer leisten. Zum Zweiten wollte das RSP SOE ein Forum zur Netzwerkbildung von Richtertrainern aus SOE schaffen. Drittens verfolgte das Rechtsstaatsprogramm mit dem „Training of Trainers“-Seminar das Ziel, selbst erste Kontakte zu den nationalen Justizausbildungsinstitutionen in SOE als künftige Kooperationspartner zu schaffen. Die Ziele wurden allesamt erreicht: Das Feedback der Teilnehmer war durchweg sehr positiv. Besonders die Richtertrainer aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens einschließlich Sloweniens haben wiederholt betont, wie dankbar sie für das Angebot eines regionalen „Training of Trainers“-Seminares seien, das ihnen die Möglichkeit bot, sich mit ihren Kollegen aus den ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens auszutauschen. Auch die Teilnehmer aus der Republik Moldau sahen das Training als Gewinn für sich und ihre Arbeit an. Dies zum Einen deshalb, weil Juristen aus der Republik Moldau zu regionalen Veranstaltungen häufig nicht eingeladen werden. Zum Anderen, weil das nationale Juristenausbildungsinstitut der Republik Moldau erst zum 1. November d.J. seine Arbeit aufnehmen wird und daher noch keine eigene Erfahrung mit einem „Training der Trainer“ hat.

Ausblick

Das „Training of Trainers“-Seminar stellte ein Pilotprojekt dar. Geplant ist zunächst, dieses mit Teil II – Technik der Verfassung von Strafurteilen - fortzusetzen. Das regionale Training von Richtertrainern soll künftig im Wechsel mit jeweils unterschiedlichen nationalen Justizausbildungsinstitutionen der Programmländer des RSP SOE stattfinden, und zwar zu unterschiedlichen Themen aus den Schwerpunktbereichen des Rechtsstaatsprogramms. An zukünftigen Trainings sollen auch Trainer aus Albanien, Bosnien-Herzegowina (Republika Srpska und Föderation) und Montenegro teilnehmen. Richtertrainer der Justizausbildungsinstitutionen dieser Länder hatten ihre Teilnahme an dem Pilotseminar ursprünglich zugesagt, mussten aber aus unterschiedlichen Gründen (im Falle Albaniens: Visagründe) kurzfristig absagen.

Für jedes künftige Training soll – wie im Fall des Pilottrainings bereits geschehen – Unterrichtsmaterial ausgearbeitet und um bereits vorhandenes Material nationaler Justizausbildungsinstitutionen in SOE ergänzt werden. An dieser Stelle sei zum Einen Dr. Proetel und Richter Voineag gedankt. Sie haben das Trainingsmaterial für das Pilottraining ausgearbeitet. Zum Anderen gilt der kroatischen Judicial Academy ein besonderes Dank. Sie hat dem RSP SOE umfangreiches Trainingsmaterial zum Thema „Techniques of Drafting Civil Judgments“ zur Übersetzung und Aufnahme in das RSP SOE-Handbuch zur Verfügung gestellt. Das Trainingsmaterial des RSP SOE-INM „Training of Trainers“-Seminars zur Technik der Verfassung von Zivilurteilen ist auf der Website des RSP SOE unter Publikationen abrufbar.