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Veranstaltungsberichte

Kindheit als Heimat

Sorgenfreie Kindheit als Aufgabe von Familie und Gesellschaft

Veranstaltungsreihe "Handlungsauftrag Demographie"

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Um verschiedene Aspekte einer gelungenen Kindheit zu diskutieren hatte das Bildungswerk Mainz der Konrad-Adenauer-Stiftung eingeladen. Aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten die Referenten zusammen mit den Gästen die Frage, wie man Kindern von Anfang an eine Heimat geben kann und welche Aufgaben Familien und die Gesellschaft insgesamt übernehmen müssen, um eine sorgenfreie Kindheit zu gewährleisten.

Der Leiter des Bildungswerks Mainz, Karl-Heinz B. van Lier, ermahnte im Rahmen seiner Einführung zur Thematik, Kinder nicht als Verfügungsmasse des neuen gesellschaftlichen Entwurfs der vollen Doppelerwerbstätigkeit zu begreifen. „Familie“, so sein Appell, „muss mehr sein, als nur noch für die Übernachtung zuständig“.

Dr. Klaus Zeh, Präsident des Deutschen Familienverbandes und ehemaliger Minister für Soziales, Familie und Gesundheit im Freistaat Thüringen, trug seine Ansichten zum Thema „Brave New World: Der fremdbetreute Mensch zu Beginn und am Ende des Lebens“ vor. Er äußerte die Einschätzung, dass es politisch gewollt für Familien wieder das Beste zu sein scheint, „wenn Fremdbetreuung organisiert wird“. Zeh selbst ist indes ein Befürworter des Subsidiaritätsprinzips: Es muss von staatlicher Seite Hilfe zur Selbsthilfe geben, wo sie nötig ist. Deshalb muss seiner Auffassung zufolge heimische Erziehungsleistung in gleicher Weise honoriert werden, wie außerhäusliche Betreuung. Der ehemalige Minister kritisierte den Demografiegipfel der Bundesregierung: „Letztlich ging es nicht mehr um die Kernfragen des Problems“. Stattdessen lag der Fokus der Diskussionen auf Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der Zuwanderung und der Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt.

In der DDR bedeutet ‚Brave New World‘ die vollstaatliche Versorgung des Menschen von der Wiege bis zur Bahre, kurz: „Der Staat lenkt und denkt“. Die Familien, so Zeh, sollten lediglich für den Nachwuchs sorgen, ihn aber nicht umsorgen. Im Ergebnis sollten auf diese Weise sozialistische Menschen geformt werden. Zeh weiter: „Das System ist jedoch krachend gescheitert!“. Das hierin ausgedrückte Misstrauen, dass Eltern ihre Kinder nicht erziehen könnten, ist seiner Meinung nach untragbar. Daher befinden wir uns in einer Art ‚Kulturkampf‘, d.h. in der Auseinandersetzung zwischen der Hoheit über den Kinderbetten auf Seiten des Staates versus die Familien, die in ihrem Zusammenleben und in ihrer Erziehung souverän sein wollen. Abschließend lautet sein Appell daher: „Eltern wissen am ehesten, was für ihre Kinder gut ist!“.

Birgit Kelle, Vorsitzende von Frau2000 plus e.V., kritisierte im Rahmen ihres Vortrags „Die Mobilisierung der Mütter für eine volle Erwerbstätigkeit“, dass es insgesamt zu wenig Raum für Mütter in der Gesellschaft gebe, die gerne Mütter seien. In der öffentlichen Diskussion seien ihrer Einschätzung nach zwei Probleme virulent: Der demografische Wandel einerseits und der damit verbundene Arbeitskräftemangel andererseits. „Beide Probleme“, so die Journalistin, „bedrohen den Wohlstand aller und beide Probleme kann die Frau lösen“. Dazu muss sie die Kinder bekommen, darf sie gleichzeitig aber nicht selbst großziehen. Kelle ist sich sicher, dass Frauen beides wollen: und arbeiten, „aber nicht zwangsweise gleichzeitig“.

Nach Ansicht der Journalistin und vierfachen Mutter ist die Elternschaft abgewertet und ausgetauscht worden. So war Kinderreichtum in früheren Generationen immer ein Garant für Reichtum. Heute sei dies umgekehrt. Und auch im Unterhaltsrecht werde Kindeserziehung inzwischen hart bestraft. Daher lautet ihr Fazit folgerichtig, dass echte Wahlfreiheit heißen muss, dass alle Lebensentwürfe gleichwertig unterstützt werden müssen – auch in finanzieller Hinsicht.

Prof. Dr. med. Michael Huss, Diplompsychologe und Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie an der Universitätsklinik Mainz, referierte aus wissenschaftlicher Sicht zum Thema Fremdbetreuung. Er stellte die herausragende Wichtigkeit von Bindung für Kinder heraus. Dabei entscheidet die Verfügbarkeit eines Menschen darüber, ob er Bindungsperson für ein Kleinkind ist (s. Maslowsche Bedürfnispyramide). Ohne diese wichtige Bindung wird ein Kind mit größter Wahrscheinlichkeit verhaltensauffällig, so Huss. Und weiter: „Ein Kind muss ein Nest haben und hat einen Anspruch auf stabile Bindungen“.

Eine Familie ist im Idealfall eine gesunde Triade aus Vater, Mutter und Kind. Aus eigener Erfahrung, als Vater dreier Kinder, deutet der Mediziner dies folgendermaßen: „Man macht als Familie was ganz Normales, was aber als unnormal gilt“. Dabei führt zu viel Kontrolle unweigerlich zu einer Umgehung von Problemen. Schwierig sind auch sogenannte ‚Prinzchen‘, die hinsichtlich der erforderlichen Lernprozesse häufig auffällig seien, so der Diplompsychologe. Letztlich, so das Fazit, besteht die Kunst der Erziehung darin, den Kindern gleichzeitig Schutz und Weltoffenheit zu bieten.

Die abschließende Diskussion, moderiert vom stellvertretenden Redaktionsleiter von ‚Christ und Welt‘, Wolfgang Thielmann, machte noch einmal einige Standpunkte der Referenten deutlich. So gab beispielsweise Birgit Kelle zu bedenken, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Regelfall leider eine Addition von Beruf und Familie sei, was sie für problematisch hält. Auch die Aussage, dass man ‚nur‘ Mutter und Hausfrau sei, hält die Journalistin für überholt: „Man muss sich nicht dafür entschuldigen“. Und Dr. Klaus Zeh appellierte an die Politik, die Familien vorzugsweise unmittelbar staatlich zu unterstützen, anstatt in institutionalisierte Förderung zu investieren.

Die Kernaussage der Veranstaltung brachte abschließend noch einmal Karl-Heinz B. van Lier auf den Punkt: „Familie kann es besser als der Staat!“

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