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Wir sind zu unserem Glück vereint

In Mainz präsentiert Hans-Gert Pöttering präsentiert seine Biografie

„Wir sind zu unserem Glück vereint“: Um dieses Buch, aber vor allem um die Botschaft seiner Autobiografie drehte sich in der Handwerkskammer Rheinhessen in Mainz das Gespräch mit dem Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Hans-Gert Pöttering.

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v.l.n.r.: Johannes Gerster, Hans-Gert Pöttering, Hugo Müller-Vogg, Marita Ellenbürger, Karl-Heinz van Lier

Eingeleitet wurde der Abend durch eine Begrüßung von Karl Heinz van Lier, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung für Rheinland-Pfalz, sowie Dr. Johannes Gerster, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und langjähriger Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem.

Im anschließenden Dialog mit dem Journalist und Buchautor Dr. Hugo Müller-Vogg gab Pöttering nicht nur einen Einblick in seinen politischen Werdegang, sondern nahm auch zur aktuellen Diskussion rund um das Thema Europa Stellung.

Mit Engagement und Überzeugung in die Europapolitik

In die Politik hätten ihn besonders zwei Gründe geführt, erklärte Pöttering. Seine erste Motivation sei durch den Tod des Vaters im Zweiten Weltkrieg entstanden, den er nie kennengelernt habe. Besonders die Ungewissheit sei damals für die Familie schlimm gewesen, denn der Vater sei lange vermisst worden. „Das gab mir den Impuls irgendwann etwas zu tun, um zur Versöhnung der Völker beizutragen“, sagte Pöttering.

Den zweiten Grund für seine Entschlossenheit lieferte die Berliner Mauer, die er 1961 mit einer Schulklasse sah, während er den Berliner Reichstag besuchte. Da sei ihm klar geworden, man müsse sich engagieren.

Nach dem Eintritt in die Junge Union zeichnete sich seine Affinität zu Europa schon früh ab. „Die Politik von Konrad Adenauer, seine Friedenspolitik in Europa, hat mich sehr begeistert“ erinnerte sich der in Bersenbrück aufgewachsene Politiker. Die Europawahl sei damals schon leicht am Horizont zu sehen gewesen, so Pöttering. Bei der ersten Direktwahl 1979 wurde Pöttering Mitglied des Europäischen Parlaments und ist der einzige Abgeordnete, der seither ununterbrochen dem Parlament angehört.

EU-Erweiterung als Höhepunkte der politischen Laufbahn

Was den größten Beitrag darstelle, auf den er besonders stolz sei? Eine Antwort fiel Pöttering, dessen Mandat am 1. Juli diesen Jahres endet, gar nicht so leicht, zumal er deutlich machte, den Begriff „stolz“ nicht gerne zu verwenden. Doch für ein Ereignis erschien ihm dieses Wort dann doch passend: Für die Erweiterung der Europäischen Union Anfang Mai 2004. Dabei war Pöttering maßgeblich an dem Vorschlag beteiligt, auch Lettland und Litauen mit in die Verhandlungsgespräche aufzunehmen, die schließlich zu ihrem Beitritt führten. „Der Beitritt war ein sehr emotionaler Moment“, so Pöttering über die EU-Erweiterung durch Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Malta und Zypern.

Europa - eine Wertegemeinschaft

In der Diskussion, was Europa für seine Bürger bedeutet, fand Pöttering deutliche Worte. „Die EU ist eine Wertegemeinschaft, die sich auf Freiheit, Frieden und dem Recht gründet“, bekräftigte er. Im Hinblick auf den Konflikt in der Ukraine betonte Pöttering: „In der EU hat das Recht die Macht, nicht wie in der Ukraine, dass die Macht das Recht hat“. Die EU verglich er mit einer großen politischen Familie, die vor allem in schwierigen Situationen nicht die Türe zuschlagen und jemanden ausschließen würde, sondern miteinander rede, um eine Lösung zu finden. Um ein stärkeres Verständnis für die EU als Wertegemeinschaft zu erreichen, so Pöttering, sei vor allem die Rolle junger Menschen wichtig, die seiner Meinung nach oft zu wenig über die europäische Geschichte wissen würden.

Nach 35 Jahren Europapolitik wird Pöttering im Juli nun aus dem Europäischen Parlament ausscheiden. Dem Ende seines Mandats sieht der 68-Jährige allerdings ohne Wehmut entgegen. „Ich bin unglaublich dankbar dafür, was ich miterleben durfte, aus der Perspektive von 1979 hätte ich mich das nicht zu träumen gewagt“, sagte Pöttering. Für die Zukunft wünsche er sich vor allem eins: Mehr Mut und Zuversicht für unsere eigenen Ideale.

Carolin Sokele (JONA-Stipendiatin)

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