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Veranstaltungsberichte

Zuwanderung: Wie ist Integration möglich?

Gegensätzliche Familienbilder und ihre gemeinsame Zukunft

Die mehrheitlich muslimische Einwanderung wird unsere Gesellschaft grundlegend verändern. In welche Richtung, das wird in hohem Maße von der Wirkungsmacht der beiden unterschiedlichen Familienbilder abhängen, sei es von dem islamischen oder von dem christlich-westlich geprägten. Ohne integrative Effekte werden wir uns wohl in Richtung einer Parallelgesellschaft hin bewegen. Vielleicht ist aber auch eine Synthese aus beiden Familienbildern denkbar, die bestandssichernde Grundlagen einer jeden Familie aufweist.

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Karl-Heinz B. van Lier

Einführung

Karl-Heinz van Lier eröffnet die Tagung mit einer Einführung in die Thematik. Integration ist das Schlagwort in der öffentlichen Diskussion, doch wie Integration und familiäre Strukturen sich gegenseitig beeinflussen, wird häufig übergangen. Dabei sei gerade die Familie die zentrale Basis aller Entwicklung und müsse im Angesicht der aktuell extrem hohen Zahlen an Zuwanderern und Flüchtlingen als solche in die Debatte einbezogen werden. Diese Tagung soll für die Teilnehmer nicht nur ein persönlicher Gewinn sein, sondern auch Impuls sein als Multiplikatoren die Denkanstöße weiterzugeben.

Fest steht, dass die allermeisten der Flüchtlinge aus Kriegs- oder Konfliktgebieten kommen, wo der Islam als lebensweltliche Wirklichkeit das Leben bestimmt. Flüchtlinge bringen diesen Kosmos des Glaubens, der Werte, Rechtsnorm, der Traditionen und Bräuche, der Sprache, der Kultur, aber auch der Konflikte mit anderen Ethnien und anderen Glaubensrichtungen etc. mit in eine für sie neue Welt. Und es wäre widernatürlich, wenn sie den Algorithmus Ihrer Identität kaum, dass sie hier in Deutschland angekommen sind, in frage stellen oder gar aufgeben würden. So wie die hiesige Mehrheitsgesellschaft ihre Weltanschauung, ihren Lebensstil, ihre Wertewelt wohl kaum aufgrund der Einwanderung infrage stellen wird.

Die Basis, wo diese Andersartigkeit der Kulturen verankert und von Generation zu Generation mehr oder weniger verpflichtend weitergegeben wird, ist die Familie. Sie bedeutet für die Zugereisten aus einem völlig anderen Kulturkreis, Halt, Sinngebung und Rückzugsraum. Und dies zumal die hiesige libertäre Gesellschaft den muslimisch geprägten Flüchtlingen als eine Gegenwelt erscheinen muss.

So gesehen ist Familie immer auch Schlüssel zu einer – wie auch immer gearteten - Integration. Wobei wir alle wissen, dass sich Integration nicht automatisch nach einem Sprach- und Kulturkurs an der Volkshochschule vollzieht, sondern das Ergebnis eines überjährigen Prozesses der sukzessiven Übernahme von grundgesetzlich fundierten Werten und Haltungen der Mehrheitsgesellschaft ist. Und hier sprechen wir nicht von der Aufgabe der eigenen Tradition, Sprache und Bräuche.

Für eine solche Integration ist entscheidend, ob die Familie sich als hermetisch geschlossener Raum begreift, der alles Fremde möglichst abschirmt oder ob sie sich als Schwamm begreift, der dem Leitbild unserer Gesellschaft folgend, kaum gefiltert aktuelle Strömungen der offenen Gesellschaft aufnimmt und reproduziert.

In unserem Seminar frage wir uns: Wie definiert sich die offene Gesellschaft, in der die Flüchtlinge Aufnahme finden? Wie wird eine auf Wettbewerb und Hyper-Individualisierung basierte Gesellschaft mit Menschen umgehen, die einen gänzlich anderen Lebensrhythmus gewohnt sind? Und welches Veränderungspotential weist unsere Wohlstandsgesellschaft auf, die erkennen wird, dass die Aufnahme von Flüchtlingen in den kommenden Jahren keine Win-Win-Konstellation bedeutet?

Dr. Abou Taam, Politikwissenschaftler und Politologe

Die Familie aus muslimischer Sicht

Das Ende des Ramadan, berichtet Abou Taam, ist die Zeit der Familie. Das bedeutet, dass es bei ihm zuhause sehr voll ist. Denn für Muslime sei es eine Selbstverständlichkeit, dass Feste nicht mit der Kernfamilie begangen werden, sondern mit der ganzen Verwandtschaft und vielen Generationen gefeiert werden. Die Anwesenheit von 25 Personen in einem kleinen Haus wird nicht als Belastung empfunden, sondern als Normalität. Aus der islamisch-religiösen Sicht etwas anderes als das, was man in der Soziologie als solche versteht – und hat einen wesentlich höheren Wert. In einer deutschen soziologischen Schrift wird Familie definiert als „Mann, Frau, Katze oder Kind“. In einer islamisch-kulturellen Umgebung ist man als Mann, Frau und Kind noch gar keine Familie. Unlängst habe ich einen Vortrag zu diesem Thema gehalten und aus dem Publikum kam der Kommentar: „In Europa gibt es keine Familie, da gibt es nur ADAC.“ In Europa ist man so überversichert, dass man auf Familie im islamischen Sinne gar nicht angewiesen ist. Die Konzepte von Familie sind anders, ein Kind ist entweder etwas Emotionales oder die Rentenversorgung, aber keine Lebensweise. Deswegen bekommen Menschen in Europa nicht mehr Kinder, wenn man Elternschaft finanziell belohnt. Das Problem der europäischen Demographie ist ein gesellschaftpolitisches. Dem gegenüber steht die Lebensweise der türkischen, islamischen und anderer Diaspora.

Wie kann man eine islamische Familie überhaupt definieren, welche Familienwerte liefert der Islam? Im Libanon leben Christen und Muslime zu etwa gleichen Teilen zusammen, und die Familienstrukturen sind sich sehr ähnlich, ebenso sind jüdische Familien ähnlich strukturiert. Man müsste also eher von orientalischen Familienbildern sprechen. Viel wichtiger als die Frage, was der Islam eigentlich will, ist also die Frage, welche Werte muslimische, türkische und anderweitig orientalische, in Deutschland lebende Familien ihren Kindern an Werten mitgeben. Häufig sind das patriarchale Strukturen, die gelebt und gelehrt werden, und die gewaltorientierte Pädagogik mit sich bringen. Diese werden religiös und kulturell legitimiert und diese bringen großes Konfliktpotential mit sich. Dabei sind muslimische Familien sehr heterogen, von westlich-liberal bis streng traditionell und religiös ist alles dabei. Dem gegenüber steht aber auch kein homogenes westliches Familienbild entgegen, sondern Werterelativismus, Kulturrelativismus, liberale und konservative Strukturen und eine Debatte die in viele unterschiedliche Richtungen geht. Jahrzehnte wurde hingenommen, dass das Familienbild und das Verhältnis zur Religion ein anderes ist. Erst jetzt merkt man in Deutschland: die DITIP hängt an der Türkei und lebt einen Islam, der sich von Islamismus nur in Nuancen unterscheidet. All diese Dinge begegnen einer Kultur die auf der Suche nach sich selbst ist und jedes Mal überrascht ist, wenn sie mit solchen Phänomenen konfrontiert wird.

Die Begegnung von Mehrheitsgesellschaft und Muslimen, bzw. Türken ist geprägt von Zuschreibungen und Vorurteilen. Das gilt für beide Seiten, so wundern Muslime sich darüber, dass die Deutschen keine Familien haben. Muslimische Familien sind aber geprägt vom Patriarchat, Kinder haben keine Rechte gegenüber Erwachsenen, eine Frau keine Rechte gegenüber ihrem Mann und der einzelne keine Rechte gegenüber dem Staat oder der Gesellschaft: die Hierarchie beginnt bei Gott und endet beim Neugeborenen, wo bereits die Wertigkeit von Töchtern und Söhnen unterschieden wird. Der Wert eines Sohnes ist größer als der einer Tochter, die Geburt eines Sohnes erhöht den Status der Mutter innerhalb der Familie und schlägt sich in der Erziehung nieder. Die gute Nachricht ist: das Patriarchat wird sich in Deutschland selbst abschaffen. Denn Mädchen werden auf Leistung getrimmt, während die Jungs auf Lebensunfähigkeit erzogen werden. So sind türkische Mädchen auf den Universitäten überproportional vertreten, während 60 % der muslimischen Jungen die Schule abbrechen oder mit einem schlechten Hauptschulabschluss verlassen, über 55% brechen eine Lehre ab. Die weit verbreitete Erklärung dafür ist die Herkunft aus bildungsfernen Schichten – aber das gilt genauso für die Mädchen, die jedoch wesentlich erfolgreicher sind. Tatsächlich liegt das daran, dass Mädchen in der Familie um Anerkennung kämpfen müssen, während Jungen per Geburt einen sehr hohen Status haben. In diesem Sinne sind Mädchen im Vorteil, doch hier liegen auch die Ursachen für Ehr-Gewalt: so erzogene Jungen haben Schwierigkeiten damit, sich intellektuell auf die weit besser ausgebildeten Mädchen einzulassen, die wiederum diese schulversagenden Jungen und Männer nicht werden haben wollen. Die Reaktion darauf ist aber keine intellektuelle Runde, sondern Gewalt. Ehrgewalt ist eine Ausspielung von Rollen gegeneinander: Brüder beanspruchen die Kontrolle über das Sexualleben ihrer Schwestern. Überhaupt definiert der orientalische Mann seine Ehre nicht über die Ehrenhaftigkeit der eigenen Handlungen, sondern über das Sexualverhalten der Frauen in seiner Familie, der Ehefrau, der Schwestern und Töchter. Hier muss nochmals darauf hingewiesen werden: die Muslime sind keine homogene Gruppe. Die besagten Strukturen sind typisch für süd-ost anatolische Gebiete und sind als kulturelle Prägung zu verstehen, keine ausschließlich religiöse – auch wenn der Islam stark Einfluss nimmt: so ist nicht das Individuum, sondern die Gesellschaft Ziel des Denkens und Handelns. Die muslimische Gesellschaft ist geprägt von asabiya, einem Gefühl der Zusammengehörigkeit dass seinen Ausdruck im Sprichwort findet: „Ich und mein Bruder gegen den Cousin, Ich und mein Cousin gegen den Fremden.“ Die Familie ist geprägt von hierarchischen Strukturen, sodass beispielsweise Problemlösungen immer weiter nach oben gegeben werden. Hat die Tochter zum Beispiel einen Freund, so versucht die Mutter, das Problem zu regeln. Scheitert sie, so versucht es der Bruder. Scheitert der Bruder, so ist es am Vater, die Situation zu lösen. Der Vater könnte noch verständnisvoll reagieren, solange die Sache geheim gehalten werden kann. Erfährt es aber die Großfamilie – sagen wir in Istambul – so ist sie zuständig, und die Angelegenheit aus den Händen des Vaters genommen, denn es geht um die Ehre der Familie. Hier wird Familie zu etwas anderem als dem, was ich romantisierend am Anfang erzählt habe: zu einer Machtstruktur. In Baden Württemberg gab es einen Ehrenmord, ganz klassischer Fall: eine junge Frau hat eine Beziehung zu einem deutschen Mann ohne verheiratet zu sein. Der Vater nahm das hin, doch dann kam ein Anruf aus der Türkei, dem Vater wurde befohlen, die Tochter zu töten, sonst würde „man es selbst tun“.

Der Einfluss der Familie in der Diaspora-Situation ist ein sehr widersprüchlicher. Der soziale Raum außerhalb der Familie ist dem Raum in der Familie völlig entgegengesetzt. Was Kinder in der Mehrheitsgesellschaft lernen, wird zuhause widerlegt. Es bildet sich der Vorwurf heraus: „du bist wie die Deutschen“. Umgekehrt wird aber auch die eigene Herkunft im Raum außerhalb der Familie als problematisch erlebt: du Araber, du Türke, du Moslem. Ihre Identität wird ihnen in beiden Fällen vorgeworfen: das spaltet Kinder geradezu. Die Attraktivität der Salafisten liegt darin, dass sie einen Ausweg dafür anbieten: ein Konfrontationsmodell zu beiden Gesellschaften. Auch die Tatsache, dass viele muslimische Migranten der zweiten und dritten Generation wesentlich schlechter integriert sind, als ihre Eltern ist in dem ähnlichen Problem verwurzelt: wenn die Kleinstfamilie das einzige ist, das einem aus dem alten Leben bleibt, so wird sie idealisiert und konserviert, soweit es nur möglich ist. Und das wirklich Problematische daran ist, dass unsere Migranten die Flüchtlinge negativ beeinflussen, indem sie ihre ungelösten Probleme auf die der neu angekommenen Muslime projizieren. Die Moscheen und Gemeinden, die sich um Neuankommende kümmern sollen – und das auch tun – haben einen Graben der Segregation geschaffen, denn die deutsche Gesellschaft wird als wertelos und familienfeindlich angesehen.

Dr. Hugo Müller-Vogg, Journalist, Buchautor, Publizist

Einwanderung in eine offene Gesellschaft, was heißt das eigentlich?

Der Begriff Einwanderung ist nicht so unproblematisch, wie man glauben könnte. Denn Einwanderungsländer sind Länder, die ihre Zuwanderung regeln. Wir hingegen haben das in der Vergangenheit passiv gemacht und seit einiger Zeit haben wir gar keine Kontrolle mehr darüber, wer nach Deutschland einwandert. Wir wissen nicht einmal genau, wie viele kommen und schon da sind. Wenn es aber grundsätzlich um Einwanderung in eine offene Gesellschaft geht, so muss man eine Leitkultur definieren, was wir nicht können. Aber das können auch klassische Einwanderungsländer nicht leisten: nimmt man die USA, das sich gern als Schmelztiegel definiert hat, so gibt es auch da Randgruppen, wie die Hispanics: wären die USA tatsächlich ein Schmelztiegel, so hätten sie sich vermischt und man könnte nicht mehr von Hispanics oder anderen Gruppen sprechen. Multikulti ist gescheitert.

Was aber verwundert, sind die Ergebnisse der Studien über die Integration von Migranten der ersten, zweiten und dritten Generation, die zeigen, dass die zweite und dritte Generation weitaus schlechter integriert ist. Man könnte ja meinen, je länger jemand in Deutschland lebt, desto besser müsste er integriert sein, aber das ist nicht der Fall. Im Rahmen einer Untersuchung der Uni Münster wurde festgestellt, dass dem Satz „Die Befolgung der Gesetze meiner Religion ist mir wichtiger als die Befolgung des Grundgesetzes“ 57% der Migranten erster Generation zustimmen, aber 36% der zweiten und dritten Generation. Der Aussage „Muslime sollten eine Rückkehr zu einer Gesellschaft wie zu Zeiten des Propheten Mohammeds anstreben“ stimmten 36% der ersten Generation und 27% der Jüngeren zu. Die Zustimmung zu den Aussagen „Es gibt nur eine wahre Religion“ und „Nur der Islam kann die Probleme der Welt lösen“ fand ähnliche Zustimmung. Die Zustimmung zu allen vier Aussagen definiert einen Fundamentalisten. Das trifft auf grob geschätzt 20% der in Deutschland lebenden Muslime zu. Daher habe ich begründete Zweifel daran, dass die Integration funktionieren kann. Was über 40 Jahre hinweg nicht geklappt hat, wird nicht klappen, weil noch mehr Migranten da sind. Man kann natürlich Fehler korrigieren, aber insgesamt wird die Integration erschwert.

Integration heißt: ich muss die Sprache lernen, ich brauche eine Berufsausbildung, ich brauche Arbeit. Das ist die Basis für das Zusammenleben in einem neuen Land. Unter den großen Unternehmen gab es Euphorie, die Flüchtlinge seien die Basis für das nächste deutsche Wirtschaftswunder. Aber inzwischen gibt es Zahlen: die 30 großen DAX-Unternehmen haben 54 Migranten eingestellt. Bei den mittelständischen Unternehmen sieht es etwas anders aus, aber überdurchschnittlich viele Zuwanderer kommen dennoch ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung. Wer dann in dieser Situation – selbst mit einer Arbeitsstelle eine Familie gründet und Kinder bekommt, wird dennoch sein Leben lang auf die Aufstockung vom Arbeitsamt angewiesen sein. Deswegen bin ich nicht überzeugt, dass es eine win-win-Situation geben kann, die könnte es nur geben, wenn die Gesamtheit der Zuwanderer mehr erwirtschaftet als kostet, und das ist nicht abzusehen.

Die Debatte um die Zuwanderung ist aber verzerrt. Es sind nicht die Moslems, die fordern, dass das Sankt-Martins-Fest in Sonne-Mond-und –Sterne-Fest umbenannt wird, es sind die Deutschen die glauben, Muslime könnten sich dadurch unwohl fühlen. Was tatsächlich fehlt, ist die ehrliche Aussage, dass wir in einer humanitär schwierigen Situation geholfen haben und dass es un sere Pflicht war und ist zu helfen, dass das Geld kostet und dass das Geld vom Steuerzahler kommt. Stattdessen wird von vermeintlichen Vorteilen gesprochen und das schürt die Ressentiments.

Nun kommen viele der Menschen mit der Absicht hier zu bleiben. Und viele die hier sind, sind formal integriert: die haben einen Job, zahlen Steuern, halten sich an Recht und Gesetz. Aber hinter die Wohnungstür kann der Staat nicht schauen. Und da sind viele, die ihren Töchtern keine Freiheit lassen, die ihren Söhnen sagen: „auf die Lehrerin brauchst du nicht zu hören, es ist ja nur eine Frau“, die ein Problem bekommen, wenn der Vorgesetzte plötzlich eine Frau ist. Das ist keine Integration im eigentlichen Sinne. Das Integrationspflichtgesetz ist da schon ein guter Anfang, aber eine Verpflichtung zu unserer Leitkultur fehlt in diesem Individualvertrag, das wurde als diskriminierend abgetan. Dabei passiert nichts anderes mit Menschen, die von Arbeitslosengeld II leben.

Wichtig ist aber, dass man den Zuwanderern deutlich macht, dass hier jeder das glauben darf, was er möchte und wenn man möchte, auch an nichts, dass das Verbrennen des Korans nicht die feine Art ist, aber kein Verbrechen. Dass Kirche und Staat getrennt sind. Das Wort Toleranz leitet sich nicht von „toll“ ab: man muss die Position der anderen nicht gut finden, sondern tolerieren. Man muss auch klar machen: wer meint, er hätte nur Rechte und keine Pflichten, der hat mit Deutschland das falsche Land gewählt.

Jürgen Liminski, ehem. Redakteur Deutschlandfunk, Geschäftsführer IDAF

Die Familie aus christlich-westlicher Sicht

Über Familie etwas Neues zu sagen ist schwierig, denn keine Institution hat die Geschichte der Menschheit so sehr durchwirkt wie die Familie. Wollen wir die Familie aus christlich-westlicher Sicht beschreiben, so müssen wir zunächst definieren, was wir unter Familie verstehen, dann die Rolle der Frau innerhalb der Familie analysieren, drittens den Wandel der Familie beleuchten und die Kernkompetenzen der Familie heute herausarbeiten.

In den 1960er Jahren war Claude Lévy-Strauss ein vielgelesener Soziologe, dessen Unterteilung in Horizontalisten und Vertikalisten bis heute überdauert hat. Vertikal beschreibt dabei die Familie im Sinne der Abstammung und der Abfolge von Generationen. Das vertikale Ordnungsprinzip betrachtet Familien als das Ergebnis von zwei Familien, die sich verbinden, wobei beide ein Mitglied einbüßen. Beide zusammen beschreiben die doppelte Natur der Familie, denn die Familie erfüllt nicht nur biologische Notwendigkeiten, sondern ist auch sozialen Zwängen unterworfen. Die Familie ist ein Kompromiss zwischen Kultur und Natur, ohne Familie gäbe es keine Gesellschaft, aber es gäbe auch keine Familien, wäre nicht schon eine Gesellschaft vorhanden. Das Dilemma dabei ist aber, dass eine Familie entweder hinausheiraten muss oder ausgerottet wird, ihre Identität und Kontinuität im Spiel von Heiratsallianzen riskieren muss, wenn sie überleben will. Heiraten und vermengen oder abschotten und unterwerfen ist auch das Dilemma bei Migration und Völkerwanderung.

Was wir unter Familie verstehen, hat sich über die Jahrhunderte gewandelt, zwischen Kernfamilie, dem Haushalt mit Kindern und Dienern die im Haushalt leben (im Sinne einer sozialen und wirtschaftlichen Einheit), Verwandten außerhalb des Haushalts und so weiter. Heute ist die Familie nicht einfach zu definieren, denn da geht es um Existenzformen einer pluralistischen Gesellschaft. Auch definieren unterschiedliche Instanzen Familie aus unterschiedlichen Perspektiven konsequenterweise sehr unterschiedlich. In vielen Definitionen spielt die Ehe eine Rolle, gerade aus der katholischen und biblischen Perspektive. Das entscheidende Kriterium ist, dass es um eine Verbindung von Personen gleicher Würde.

Damit kommt man zur Rolle der Frau in der Familie. Im Christentum werden durch die Taufe alle Menschen, Männer und Frauen mit der gleichen Würde versehen. Aus dem konjugalen Prinzip der Erschaffung des Menschen als Mann und Frau leiten sich die Gleichwertigkeit und das Konsensprinzip der Ehe ab. Heute ist die Liebesheirat der Normalfall, Freiwilligkeit eine Voraussetzung und eine unter Zwang geschlossene Ehe ist ungültig. Über lange Zeiträume war das auch in unserem Kulturkreis nicht üblich: bis zur Reformation war die Ehe in der paternalistischen Gesellschaft geprägt von ökonomischen Überlegungen, feudalen Strukturen und diente der Kontrolle und der Vermehrung von Vermögen. Wie schon in der vor-neuzeitlichen Gesellschaft ist die Familie auch heute eine soziökonomische Einheit. Vermehrte Schillers „züchtige Hausfrau“ noch in der Privatheit des Hauses den Wohlstand und versorgte Mann und Kinder, so ist heute wieder doppelte Erwerbstätigkeit angesagt. Die im 18. Und 19. Jahrhundert verzerrte Gleichwertigkeit von Mann und Frau, von der Arbeit außerhalb und innerhalb der Familie musste – und muss immer noch – politisch und gesellschaftlich wieder erkämpft werden. So werden Frauen schlechter bezahlt als Männer, ebenso entfällt nur ein Drittel der Arbeitszeit von Frauen auf bezahlte Tätigkeiten, bei Männern ist der Anteil wesentlich größer.

Die Funktion der Familie hat sich in vielerlei Hinsicht gewandelt. Mit der Erfindung des Sozialstaates fielen die Altersversorgung, die Versorgung im Krankheitsfall und die soziale Absicherung – zuvor Aufgabe der Familie – dem Staat, Krankenkassen, Betrieben zu. Das Modell „Vater Vollzeit, Mutter Teilzeit“ hat das Modell „Vater Alleinversorger“ fast vollständig abgelöst, und auch der demographische Wandel geht an der Familie nicht spurlos vorüber.

Nachdem viele Kompetenzen der Familie an den Staat abgegeben wurden, ist die Zeugung und Erziehung von Kindern, ihre Sozialisation und die Erfüllung emotionaler Bedürfnisse die Kernkompetenz der modernen Familie. Diese Erzeugung von Humankapital erfordert aber Weitsicht, die in unserer von ökonomischen Denkweisen geprägten Gesellschaft fehlt. Erziehungs- und Familienarbeit sind auf mittlere bis längere Sicht angelegt, die Wirtschaft denkt aber in Jahresbilanzen, die Politik höchstens in Wahlperioden. Dabei ist der Erwerb von Humanvermögen und Daseinskompetenz, von Werten und Überzeugungen nur in der Familie möglich.

Die Familie ist die Lebensform, die der Natur des Menschen entspricht, seinen Hoffnungen, Sehnsüchten, seinem Durst nach Liebe, seinem Hunger nach Anerkennung, der Gemeinschaft, seinem Bedürfnis nach Intimität, der Geborgenheit, dieses Gefühl schenkt existenzielle Sicherheit. Familie ist der natürliche ‚Produktionsort‘ des Humanvermögens. Entscheiden bei diesen Fragen aber ist, ob man den Anhänger der 68er, dem praktischen Nihilisten Sean Paul Sartre folgt, der sagt: die Natur des Menschen existiert nicht, oder ob man im Gegenteil davon überzeugt ist, dass es eine Natur des Menschen gibt, einen Masterplan, eine Matrix, nämlich die Liebe. Sie schafft das Urvertrauen, die DNA des Humanvermögens, etwas krasser könnte man auch sagen, die Menschlichkeit, und sie begründet die Gleichwertigkeit. Dieses Potential ruht in der Familie, deshalb ist Erziehung ja auch nicht Unterwerfung, sondern Beschenkung mit Menschlichkeit, definierte Johannes Paul die Erziehung. Die Existenz des Staates basiert auf Voraussetzungen, die er selbst nicht schaffen kann, deswegen kann der Staat ohne die Familie nicht existieren, jedenfalls kein solidarischer Staat, keiner in dem die Freundschaft das Band der Gesellschaft ist.

Prof. Dr. Tilman Allert, Soziologe an der Goethe-Universität Frankfurt am Main

Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Familienbilder

Die zentrale Ressource von allem ist die Liebe. Die Liebesbeziehung ist die zentrale Beziehung der Familie, eigentlich noch nicht die Eltern-Kind-Beziehung. Die Liebesbeziehung wird von Qualitäten geprägt, die sie von allen anderen Formen der Kommunikation radikal unterscheiden. Die Alleinstellungsmerkmale hier sind: die zeitliche Unbefristetheit der Liebe, der Körperbezug der Liebe, die Kommunikation der Einzigartigkeit der eigenen Person. Die Liebe ist eine Kommunikationsform, in der wir nicht eine Rolle spielen, sondern mit der Totalität unserer ganzen Person, unserer ganzen Geschichte, allem was wir geworden sind, kommunizieren. Die Liebe ist eine Kommunikationsform, die Vertrauen im Vorschuss leistet. Diese vier Merkmale zusammen zeigen: es ist nichts im Leben so dynamisch, wie die Liebe. Es ist nichts so anspruchsvoll, so anstrengend und so wunderbar wie die Liebe und so reichhaltig wie die Liebesbeziehung.

Die Soziologie beschäftigt sich in diesem Fall mit der Frage: was machen Menschen, wenn sie lieben? Sie bewegen sich in einer Kommunikation, die zwei widersprüchliche Dinge zu vereinen sucht: die Maxime der Differenz und die Maxime der Gemeinsamkeit. Die Unterscheidung ist Anlass der Liebe, Anlass der Anziehung, die Liebenden müssen sich aber ständig ihrer Gemeinsamkeit versichern, sich versichern, dass nur sie zusammen gehören und dass diese Gemeinsamkeit einen eigenen Wert hat. Zwischen diesen beiden Polen spielt sich eine ständige Kommunikation des Widerspruchs innerhalb der Liebesbeziehung ab.

Die Liebesbeziehung ist das Basale das den Partnern nicht genommen wird, und da kommt die Familiengründung ins Spiel. Die Liebesbeziehung ist eine exklusive Beziehung und diese Exklusivität wird durch die Sexualität zum Ausdruck gebracht. Das Moment durch das die Partner ihre Liebe in einem dramatischen Akt zum Ausdruck bringen ist just das Moment, durch das das Dritte ins Spiel kommt, das Kind. Es ist auch das Moment, durch das eine affektive Konkurrenz ins Spiel kommt. Denn all die Merkmale der Liebe, die die Liebesbeziehung zwischen den Partnern beschreiben, fordert das Kind in gleichem Maße ein: das Kind will die Ewigkeit der Liebe, es will die Einzigartigkeit und es will maximales Vertrauen.

Gelingende Familienbeziehungen sind solche, in den es gelingt, die Kinder einzuüben in die Kommunikation von Widerspruch und Versöhnung, Streit und Versöhnung. Das sind Strukturen, in den Eifersucht eine Normalität und keine Devianz ist. Eifersucht ist eine Notwendigkeit der Familienbeziehung, weil wir zwei oder drei oder mehr Einzigartigkeiten aufeinander treffen lassen. Das wichtigste, das in einer Familie an Sozialisation erworben werden kann, ist der Umgang mit Widerspruch, die Artikulation des Widerspruchs, die Artikulation des „nein“.

Will man nun die westliche Familie definieren, muss man das unter anderem durch das Christentum tun. Denn auch da, wo wir nicht der Religion folgen, prägt sie unser Familienbild. Dann auch über die Kultur mit Gewohnheiten und Traditionen. Hier ist das Gottesbild und die Gebetshaltung interessant: während das Christentum einen väterlichen, persönlichen Gott lebt, ist Gott im Islam weder persönlich, noch ein Vater. Hingabe, Fügsamkeit und Ergebung sind die Art, wie man Allah begegnet – und das spiegelt sich in der Gebetshaltung wieder. Der christliche Gott ist dagegen durch Familienbeziehungen zu veranschaulichen, ein Gott der die Möglichkeit zu einem ständigen Zwiegespräch bietet. Diese Unterschiede hinzunehmen mit einem „ihr habt das, wir haben das“ ist aber falsch. Es muss eine Strittigkeit geben zwischen den Religionen, wie in Familien. Es muss einen Streit zwischen den Religionen geben. Und dieser Streit muss geführt werden an den Theologischen Fakultäten unserer Universitäten, denn da kann er geführt werden als ein Streit ohne Gewalt und Blutvergießen.

Wenn man auf das Verständnis der Familie zurückkommt, muss man feststellen, dass in der islamischen Kultur die Positionen in der Familie statusorientiert sind. Die Einzigartigkeit ist irrelevant, der Status dominiert die Kommunikation. Die westliche Familie hingegen richtet sich auf den Respekt vor der einzigartigen Person aus. Aber die Statusorientiertheit ist nichts Unbekanntes für uns, sondern wurde in früheren Zeiten auch bei uns praktiziert, wird in bestimmten Kreisen auch immer noch so gelebt. Nun gilt es, diese Unterschiede in gegenseitiger Akzeptanz strittig auszutragen. Ich sehe mit Bedenken, dass die Widerspruchtoleranz abnimmt – so wird in vorauseilendem Gehorsam alles verbannt, das der andere Kultur möglicherweise zuwiderlaufen könnte – dabei ist die Widerspruchstoleranz ein wichtiges Merkmal der jüdisch-griechisch-christlichen Kultur.

Das Familienbild unterscheidet sich auch in der Hinsicht auf Generationen. In der islamischen Welt wird das Mehr-Generationen-Modell gelebt, während wir uns auf das zwei-Generationen-Modell einpendeln. Die zwei-Generationen-Familie ist elastischer in den Binnenbeziehungen – freundlicher könnte man sagen. Doch der Trend zur zwei-Generationen-Familie bringt auch Probleme mit sich: die Sozialisation wird zwangsläufig in professionalisierte Bereiche ausgelagert. Das gilt auch für diverse andere Zuständigkeiten der Familie. Dennoch muss eine konstruktive Auseinandersetzung angestrebt und erreicht werden. Zwischen Islam und Christentum muss gestritten werden – in einer produktiven Art und Weise.

Düzen Tekkal, Journalistin und Jesidin

Familie aus islamischer Sicht

Die muslimische Familie hat eine hierarchische Struktur: unten wird gehorcht, damit oben geherrscht werden kann. Damit das möglich wird, werden Kinder in muslimischen Familien nicht zu kritischem Denken erzogen, sondern indoktriniert, religiös wie auch kulturell. Von hier geht das Prinzip von Strafen und Gnade aus. Die Diskrepanz zwischen den in der Familie gelehrtem und gelebtem und der Mehrheitsgesellschaft – das wurde bereits gesagt – bewirkt einen Bruch, der für Kinder und junge Menschen sehr schwer aufzulösen ist. Dieses Problem wird vielfach durch Rückbesinnung auf die Religion gelöst, oft nimmt das dann streng fundamentalistische Formen an, teils auch radikale. Auf der anderen Seite steht die Mehrheitsgesellschaft, die diesem Phänomen mit Misstrauen und Angst begegnet, die damit und mit der Zuwanderung nicht umgehen kann. Deswegen kann man Islamismus und Bewegungen der Art PEGIDA als böse Zwillinge bezeichnen.

Das Problematische an diesem Umstand ist, dass hier aus einer Opferrolle heraus gedacht wird. Dieses Opferdenken führt zur Entwicklung von Feindbildern, Feindbilder führen zu Entmenschlichung, und wo das gegenüber entmenschlicht ist, hat der Massenmord freie Bahn. Das muss in der öffentlichen Debatte bedacht werden. Das Problem der bösen Zwillinge darf nicht den Populisten und den Hilflosen überlassen werden, oder aber ignoriert werden in einer falsch verstandenen Toleranz, sondern muss von der ganzen Gesellschaft aktiv und sachlich angegangen werden. Und es kann nur eine Lösung geben, nämlich dass wir anfangen, unsere freiheitlichen Grundwerte zu verteidigen, wir sind aber eigentlich kaum in der Lage, unsere Werte zu formulieren. Die Demokratie nehmen wir viel zu selbstverständlich. Für die Integration brau cht es nichts anderes als die Durchsetzung des Grundgesetztes und der darin festgeschriebenen Werte. An den Willen, sich an das Grundgesetz zu halten und sich nicht nur formal zu integrieren muss auch das Bleiberecht gebunden sein.

Wir haben viele Muslime im Land, die sehr gut integriert sind, die Leistungsträger sind. Das Problem ist nur, sie sind besser integriert und daher weniger organisiert als zum Beispiel die DITIP, die teils sehr radikale Positionen vertritt und somit für das Problem des Salafismus mit verantwortlich ist. Wir müssen in diesem Sinne die Verbände in die Pflicht nehmen, das Problem des Salafismus mit zu bekämpfen. Konkret brauchen wir dafür aber Imame, die hier in Deutschland ausgebildet werden und nach dem Grundgesetz denken, handeln und leben.

Zurzeit betreiben wir einen Schmusekurs, anstatt unsere eigenen Werte zu formulieren und das Grundgesetz durchzusetzen, lassen alles zu aus unserer falsch verstandenen Toleranz heraus. Wie weit das geht zeigt das folgende Ereignis: ich weiß von einer Jesidin, die in Gefangenschaft der IS war und hier in Deutschland ihrem Peiniger begegnet ist. Können wir für ihre Sicherheit garantieren? Die Sicherheitsbehörden sind über diesen Vorfall unterrichtet, es passiert aber nichts, denn man möchte einen Skandal verhindern.

Paul Ziemiak, Bundesvorsitzender der Jungen Union

Wir schaffen das!? Antworten der jungen Generation

Immer wieder muss man feststellen, dass in der Debatte um die aktuellen Probleme einzelne Aspekte durcheinandergebracht werden, dafür aber versucht wird, ganz einfach zu sortieren: so wird kritisches Fragen als Rechtspopulismus abgestempelt. Wir müssen aber Maß und Mitte wahren: auch wenn ich eine andere Meinung habe, muss es doch möglich sein, diese Meinung zu vertreten, ohne gleich außerhalb des Vertretbaren zu landen.

Die Entscheidung, Flüchtlinge aufzunehmen war richtig, sie war richtig aus humanitärer Sicht, aus christlicher Sicht und natürlich aus christlich-demokratischer Sicht. Es wäre aber auch richtig gewesen zu sagen, wir treffen diese Entscheidung aus humanitären Gründen, aber es ist eine einmalige Entscheidung. Ich war bei Maischberger in einer Sendung, in der auch drei Flüchtlinge eingeladen waren: ein Arzt, ein Fußballspieler und eine self-made Multimillonärin, die ihre Geschichten erzählten. Das sind wunderbare Erfolgsgeschichten, aber in keinster Weise repräsentativ – doch dieser Einwand von mir wurde schlicht von allen Beteiligten bestritten. Hier läuft etwas schief. Jeder Kommunalpolitiker, der mit Flüchtlingen zu tun hat, weiß: es sind vielleicht 10% in den Flüchtlingsunterkünften, die sich auf Englisch verständigen können, nur eine Handvoll, die ausgezeichnet Englisch spricht. Der Arzt, der Ingenieur wird einem in einem solchen Heim als erstes vorgestellt, aber sobald man etwas länger da ist, sieht man: da kommen große Probleme auf uns zu. Um den Arzt und den Ingenieur muss man sich keine Sorgen machen, das Problem ist aber dass wir auch alle anderen versorgen müssen. Und wir müssen unserer Verantwortung für diese Menschen auch gerecht werden.

Das Abkommen mit der Türkei erfüllt genau das was wir in der EU nicht haben wollten: wir wollen keine bewachten Grenzen – in der Türkei werden die Flüchtlinge aber gezwungen, zu bleiben. Dass Serbien die Grenzen dicht gemacht hat, ist kein Bruch des EU-Rechts, im Gegenteil ist es Rechtskonform, Konform mit dem Schengener Abkommen.

Wir reden in Deutschland oft von Vielfalt. Dabei meinen wir aber nicht Vielfalt, wir meinen eine bestimmte Gruppe türkischer Migranten, die sich am Rand bewegen, abschotten, von einer kleinen aber gut ausgebildeten Elite vertreten werden, von der DITIP unterstützt. Diese Elite ist gepaart mit einer deutschen, linksgerichteten Elite die das Ganze toll findet und sagt, wir kümmern uns zu wenig. Und dann ist da die große Mitte der Gesellschaft, die nirgends politisch vertreten wird. Und wenn wir es nicht schaffen, diese Mitte zu mobilisieren und zu vertreten, dann werden wir es nicht schaffen, der AfD und den Rechten einen Riegel vorzuschieben. Es liegt in unserer Verantwortung, den Umgang mit der Krise nicht der Protestpartei AfD zu überlassen und Integration zu möglich zu machen und durchzusetzen. Und das geht über eine Schiene: wir haben im Grundgesetz nicht die Gleichheit der Religionen verankert, sondern wir haben Religionsfreiheit verbrieft. Und wir müssen unterscheiden zwischen religiösen Symbolen in unserer Öffentlichkeit. Ein Kreuz das im Gericht hängt, und den Richter erinnert, gerecht zu sein, ist akzeptabel. Eine Anwältin im Kopftuch wäre ist es für mich nicht. Ebenso wenig wie ein Anwalt in Malteseruniform. Aber auch die Ausübung der Religion ist eine verbriefte Freiheit. Wir müssen auch den Salafisten wehren und all den totalitären und fundamentalistischen Strömungen, wir müssen verhindern dass über die DITIP die Regierungen anderer Länder Einfluss auf uns nehmen. Schließlich hängen in einer katholischen Kirche auch keine polnischen Fahnen aus, und wir würden das auch nicht unter Religionsfreiheit verstehen. Daran müssen wir als Gesellschaft arbeiten, dann werden wir den Herausforderungen gewachsen sein, dann kann uns Integration gelingen und ein gutes Miteinander.

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