Für diese zweite Ausgabe von "Leaders for Justice" wurden nach einem sehr kompetitiven und gründlichen Auswahlverfahren 14 begabte junge libanesische JuristInnen ausgewählt. Mit diesem Programm versuchen wir, eine Gemeinschaft zu schaffen, die ermutigt und befähigt wird, für die Rechtsstaatlichkeit zu kämpfen, sich zusammenzuschließen, sich gegenseitig zu stärken, zusammenzuhalten und voranzukommen. Und dies kann nicht geschehen, ohne jedes Mitglied mit den wesentlichen Fähigkeiten und Kenntnissen auszustatten, um eine Führungspersönlichkeit für Gerechtigkeit zu werden.
In dieser ersten Woche wurden die juristischen und sozialen Kompetenzen gestärkt. Darüber hinaus lag der Schwerpunkt auf Führungsqualitäten, die auf ethischen Grundsätzen und Tugenden beruhen, und Werte wie Integrität, Verantwortung, Empathie und Gerechtigkeit anerkennen und fördern.
Im Laufe der fünf Tage nahmen die jungen JuristInnen an einer Reihe von Schulungssitzungen und Diskussionen teil, über die im Folgenden ein kurzer Überblick gegeben wird:
1) Workshops:
- "Rechtstaatlichkeit: Eine Einführung", diese Veranstaltung wurde von Herrn Philipp Bremer, dem Direktor des Rechtsstaatsprogramms für den Nahen Osten und Nordafrika, gehalten. Er machte die Gruppe mit dem deutschen Strafrecht und dem deutschen Grundgesetz vertraut, insbesondere der Meinungsfreiheit aus Art. 5 GG, anhand von Fallbeispielen. Es wurde eine Diskussion über die genauen Bestandteile des Rechtsstaates angestoßen, bei der die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, ihre eigenen Perspektiven darzustellen. Auch die Notwendigkeit einer funktionierenden Gewaltenteilung, um Machtmissbrauch zu vermeiden, war ein zentrales Thema.
- “Kritisches Denken und Entscheidungsfindung”, eine Veranstaltung von Joe Hammoura, Coach für Führungskräfte, Akademiker und Politikforscher. Dieses Training konzentrierte sich auf das Denken und Überdenken, auf das Hinterfragen und Fragen nach dem "Warum?". In konzentrierten Gruppen mussten die Teilnehmenden debattieren, diskutieren und nicht-juristische Fälle präsentieren.
- "Verbale Kampfkunst", ein Vortrag von Raya Boustani, einer erfahrenen Kommunikationstrainerin, Coach und zertifizierten Mediatorin. In dieser Schulung ging es um Konfliktmanagement und darum, wie eine Konfliktsituation durch Körpersprache, Tonfall und Wortwahl deeskaliert werden kann. Der Schwerpunkt lag darauf, wie die Worte der anderen Partei gezielt eingesetzt werden können, um eine positive Wirkung zu erzielen. Drei Kampfsportler führten diese Konzepte praktisch vor, so dass die Teilnehmenden dies bei Kampfsportübungen aus erster Hand erfahren konnten. Alle waren begeistert von Raya's innovativem Ansatz und der Interaktivität des Trainings. Die Diskussionsrunden förderten auch die Kameradschaft innerhalb der Gruppe und boten eine ausgezeichnete Gelegenheit, das erworbene Wissen durch Rollenspiele anzuwenden.
- “Führungsreflektion”, eine Sitzung unter der Leitung von Michel El Daccache, Präsident von Leadership for Sustainable Development (LSD) und zertifizierter Coach im Leadership Development Module LEAD NOW von Stewart Leadership USA. In dieser Sitzung mussten die Teilnehmenden herausarbeiten, wie erfolgreiche Führung in der Praxis aussieht; insbesondere, wie in von Ungewissheit geprägten Krisenzeiten mit klaren Werten geführt werden kann.
- "Tugendhafte Führung", begleitet von Anthony Tayah, einem Berater, Lehrer und Ausbilder am Havard Virtuous Leadership Institute (HVLI). In dieser Sitzung wurde die Bedeutung des persönlichen Wissens hervorgehoben, das zur Selbstverbesserung und Selbstverwirklichung führen kann. Jeder Teilnehmer hatte die Möglichkeit, sein eigenes Temperament zu entdecken, das die Grundlage für den Aufbau unseres Charakters bildet, der sich aus Tugenden zusammensetzt. Das Hauptmotto dieser Sitzung war 'Igniting Hearts for Greatness' (Herzen für Großes entfachen).
- "Nonverbale Kommunikation", eine Sitzung unter der Leitung von Dr. Dominik Hamm, Assistenzprofessor und Leiter der Abteilung für Politik- und Verwaltungswissenschaften an der Universität des Heiligen Geistes in Kaslik (USEK). Diese Sitzung war eine Mischung aus Theorie und Praxis der nonverbalen Kommunikation. Die Teilnehmenden lernten, dass jede einzelne Bewegung oder Positionierung, sei es der Hände oder anderer Körperteile, etwas über unseren Geisteszustand aussagt. Einmal beobachtet und wahrgenommen, können diese Bewegungen, die verschlüsselte Botschaften darstellen, enthüllt werden.
2) Treffen:
- Treffen mit Präsident Richter Tannous Mechleb, Präsident des libanesischen Verfassungsrates, und Richterin Mireille Najm-Checrallah, Richterin am libanesischen Verfassungsrat. Das Treffen fand in einem freundschaftlichen Rahmen statt. Es wurden eine Vielzahl von Themen erörtert, darunter die Aufgaben und Pflichten des Rates, seine Bildung und seine Rolle innerhalb des Justizsystems.
- Treffen RA Rany Sader, Präsident der Youssef SADER-Stiftung für Rechtskultur. Dieses Treffen vermittelte eine starke Botschaft der Motivation, insbesondere nachdem die Teilnehmenden mit der Geschichte der SADER-Stiftung vertraut gemacht wurden. Darüber hinaus wurde ein wichtiger Fahrplan aufgezeigt, wie man vom "Ich entscheide, du tust" zum "Du entscheidest, du tust" übergehen kann, wobei die Bedeutung von Delegation, Vertrauen und Wachstum hervorgehoben wurde.
Das Programm umfasste auch eine Diskussion zum Film "12 Angry Men". In diesem Film geht es um eine Jury in einem Mordprozess in New York City, die durch ein einziges Mitglied frustriert wird, dessen skeptische Vorsicht sie dazu zwingt, die Beweise sorgfältiger zu prüfen, bevor sie ein übereiltes Urteil fällen.
Am Ende beendeten die Teilnehmer die erste Woche mit einer gemeinsamen Auswertung.
Die nächste Workshopwoche wird vom 23. bis 28. September 2024 in Berlin stattfinden.