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Veranstaltungsberichte

ZUKUNFT DEUTSCHLAND: Perspektiven für Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt

Podiumsgespräch im Rahmen der bundesweiten Rednertour "Zukunft Deutschland" der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

Podiumsgespräch

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Aus Anlass der bundesweiten Rednertour der KAS zur „Zukunft Deutschlands“ begrüßte Frau Bossung-Wagner die Teilnehmer der vom Bildungswerk Saarbrücken organisierten Veranstaltung „Perspektiven für Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt“ am 13. November 2013 im Kulturzentrum am Eurobahnhof Saarbrücken.

In Anbetracht der Zahl von 15 Millionen in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund drängen sich Fragen zur künftigen Gestaltung des Miteinanders auf. Eine gelungene Integration, so Aygül Özkan, Deutschlands erste türkischstämmige Ministerin a.D., in ihrem einleitenden Impulsreferat, fuße auf den drei Säulen der gleichberechtigten Teilhabe an Bildung, am Arbeitsmarkt und am gesellschaftlichen Leben. Führe man sich vor Augen, dass bei den unter 6-Jährigen bereits 40-50% einen Migrationshintergrund aufweisen und somit eine Generation mit Zuwanderungsgeschichte heranwachse, liege die Dringlichkeit, gezielte Integrationsmaßnahmen zu ergreifen und ein Umdenken in der Gesellschaft anzuregen, auf der Hand. Özkan vertrat zu erstgenanntem Punkt die Ansicht, Kinder aus eingewanderten Familien frühestmöglich mit der deutschen Sprache vertraut zu machen. Die Sprachstandserhebung bei Kindern solle daher von 4 ½ auf 3 Jahre verschoben werden, um noch eher mit der Sprachförderung beginnen zu können. Die Inanspruchnahme des Rechts auf einen KiTa-Platz ab dem 1. Lebensjahr schätzte Özkan gerade in diesem Kontext als besonders hilfreiches Instrument der kulturellen Einbindung. Um Eltern besser in das deutsche Bildungssystem und seine Gepflogenheiten einbeziehen zu können, schlug sie Elternmoderatoren vor. Eine persönliche, individuelle Betreuung erachtete sie auch beim Berufseinstieg als notwendig, um die Abbrecherquote der jungen Auszubildenden zu senken. Die Beseitigung der starken Differenzen zwischen Berufseinsteigern mit und ohne Migrationshintergrund, die Modifikation von Bewerberauswahlverfahren, die Einrichtung gesonderter Jugendarbeitsämter seien wie die bundesweite Implementierung des seit 2012 bestehenden Rechtsanspruchs auf ein Anerkennungsverfahren ausländischer Berufsabschlüsse weitere Punkte auf der Agenda, die es anzupacken gelte. Zum einen würde hauptsächlich über eine Arbeitsstelle das Gefühl des Integriertseins geweckt, zum anderen sei nur so die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auch zukünftig gewährleistet, denn Deutschlands Wirtschaftserfolg wird, wie Frau Özkan belegte, aufgrund seiner demografischen Entwicklung in deutlichem Maße von ausländischen Fachkräften und Immigranten abhängen. Um diese erfolgreich anzuwerben, müsse Deutschland jedoch als Einwanderungsland über eine stärkere Willkommenskultur und ein vereinfachtes Einwanderungssystem attraktiver werden. Dies führte die Referentin zu der dritten Säule, der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, wobei sie hier die Länder und Kommunen in der Verantwortung sah.

Integrationslotsen, ehrenamtlich Engagierte wie Lesepaten und Vereine oder Ärzte als „Brückenbauer“ seien von Nöten, um im Zusammenspiel mit den anderen beiden Säulen Eingewanderten die Möglichkeit zu bieten, frühzeitig Mit- und Staatsbürger zu werden. Unter der Moderation von Dr. Ilka Desgranges äußerte sich in der Podiumsdiskussion neben Frau Özkan Gabriele Schäfer, Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Saarlandes und Integrationsbeauftragte des Saarlandes. Die Damen lobten, dass die Integrationsthematik in der deutschen Politik seit der Kanzlerschaft Angela Merkels eine zentrale Rolle eingenommen hat und trotz zäher Anfänge immer mehr Fortschritte erzielt werden. Die Einig waren sich beide auch darin, dass die unglückliche Suche der Deutschen nach den richtigen Termini in der Migrationsthematik beendet werden müsse, da sie die bewusste Differenzierung nach Herkunft bedinge. In der anschließenden Publikumsrunde kam zum Ausdruck, dass die mangelhafte pädagogische Ausbildung und die schlechte Bezahlung von Grundschullehrern verbessert werden müssten, um diese wichtige Förder- und Bildungsphase für Kinder optimal zu gestalten. Ebenso müsste die gesellschaftliche Teilhabe auch auf politischer Ebene durch eine Vertretung im Stadtrat erfolgen. In der Diskussion um die doppelte Staatsbürgerschaft sah Özkan beim Optionsmodell Nachjustierungsbedarf. Özkan warnte davor, Bücher wie die von Sarrazin oder Buschkowsky (Bürgermeister Berlin-Neukölln) als pauschalisierte Wahrheit aufzufassen. Vielmehr seien ein entspannter Umgang, beiderseitige kulturelle Aufgeschlossenheit und innovative Lösungsvorschläge zielführend.

Zum Schluss wollte Moderatorin Desgranges von Frau Schäfer und Frau Özkan wissen, welche Forderungen zur Integration umgesetzt werden müssten, um eine gute Zukunftsperspektive in Aussicht zu stellen. Frau Schäfer nannte Chancengleichheit, frühkindliche Förderung sowie die Schaffung einer Willkommenskultur. Frau Özkan forderte, kulturelle Vielfalt als Bereicherung und alltägliche Gegebenheit aufzufassen und Arbeitsmarktinstrumente daraufhin abzustimmen, da Deutschlands Zukunft nur durch Integration gesichert werden kann. Für sie stelle die größte Errungenschaft ein Innenminister mit Migrationshintergrund dar, schloss sie den öffentlichen Part der Veranstaltung. Die Diskussion wurde im Anschluss unter den Teilnehmern fortgeführt.

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