Vortrag
Details
„Otto, diese Zahlen hat mir eben Gen. König durchgegeben, das wäre das Ergebnis der Kommissionsarbeit zur Beseitigung des Ungeziefers“
Diese Worte schrieb 1952 der damalige thüringische Innenminister Willy Gebhardt unter eine Auflistung mit Zahlenangaben an den 2. SED-Landessekretär Otto Funke. Mit „Ungeziefer“ waren jene Bürger aus dem neu angelegten Sperrgebiet an der damals noch Demarkationslinie genannten innerdeutschen Grenze gemeint, die in Nacht- und Nebelaktionen am 5. und 6. Juni 1952 in das Landesinnere der DDR deportiert werden sollten.
Von diesen Zwangsumsiedlungen 1952 und 1961 („Aktion Kornblume“ nach dem Mauerbau) waren bis zu 12.000 Menschen betroffen, die als „politisch unzuverlässig“ galten – meist das Resultat von Denunziationen. Dabei wurden ganze Dörfer zerstört.
Manfred Wagner, langjähriges Vorstandsmitglied der Geschichtswerkstatt Jena e.V., erinnert an und belegt die Hintergründe dieser Terroraktionen, die alle grenznahen Gebiete der ehemaligen DDR umfassten. Wer war verantwortlich für diese Maßnahmen? Und was geschah mit den Verantwortlichen nach dem Einzug der Rechtsstaatlichkeit nach der Deutschen Einheit?
Manfred Wagner,
geb.1934, stammt aus dem Thüringer Wald, studierte in Jena und ist Diplom-Mathematiker.
1958 wurde er im SED-Staat wegen „staatsgefährdender Hetze“ in Zusammenhang mit der Jugendwiderstandsgruppe „Eisenberger Kreis“ zu drei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. 1961 erfolgte mit der elterlichen Familie die Zwangsaussiedlung aus dem Heimatort Lehesten (Sperrgebiet im Kreis Lobenstein).
Seit 1996 ist Wagner ehrenamtlich tätig bei der Geschichtswerkstatt Jena e.V. für außeruniversitäre Aufarbeitung der Geschichte der DDR-Diktatur; 2001-06 als Vorsitzender. Ebenso arbeitet er an der Vereinszeitschrift „Gerbergasse 18“ mit und verfasste 2001 erschienene Studie „Die Beseitigung des Ungeziefers“.
Wir bitten um Anmeldung zur dieser Veranstaltung - per Fax, Telefon oder E-Mail.
Der Eintritt ist frei.
Fahrtkosten können nicht erstattet werden.
Tagungsbüro
Britta Drechsel
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
Bildungszentrum Schloss Wendgräben
Wendgräbener Chaussee 1
39279 Wendgräben
Tel.: 039245/952-359; Fax: -223
Im Rahmen einer Festveranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit findet um 10.00 Uhr eine Heilige Messe in der Katholischen Kirche St. Anna (Lohmannstraße 28, 06366 Köthen) statt.