Veranstaltungsberichte
Als Studentin der Martin-Luther-Universität Halle versuchte Dr. Carmen Rohrbach im August 1974 über die Ostsee an die Küste der Bundesrepublik Deutschland bzw. Dänemarks zu gelangen. Der Fluchtversuch scheiterte. Zuvor kämpfte sie in der Ostsee zwei Tage und zwei Nächte um ihr Leben. Dr. Rohrbach kam zunächst in Stasi-Untersuchungshaft, später in das Frauengefängnis Hoheneck. Kurz vor Ende der Verbüßung ihrer Haftstrafe wurde sie schließlich durch die Bundesrepublik Deutschland „freigekauft“.
Dr. Rohrbach berichtete im Zeitzeugengespräch über ihren dramatischen Fluchtversuch, den das MfS bis hin zur Verurteilung und ihrer endgültigen Ausreise umfangreich dokumentierte. Ergänzend dazu reichte Marit Krätzer von der BStU Halle Unterlagen aus der Stasi-Akte von Frau Dr. Rohrbach zur Ansicht in die Runde der Teilnehmer.
Sehr eindrucksvoll las Dr. Rohrbach Passagen aus ihrem Buch „Solange ich atme“, in welchem ihr interessanter Lebensweg, ihre Flucht, ihre Haft und das Leben nach ihrem Freikauf, Fragen nach dem Sinn des Lebens und letztlich auch ihr sehr starker Wille zum Leben und zur Freiheit geschildert sind.
Die abschließende Fragerunde mit der Zeitzeugin und Autorin wurde von den Teilnehmern sehr engagiert genutzt. Hierbei ging es insbesondere um Erinnerungen an die Trennung von ihrer Familie und deren Reaktionen auf den Fluchtversuch, die Haft und die Ausreise in die Bundesrepublik. Ein weiterer Schwerpunkt war die Nachfrage nach ihren Empfindungen während der Friedlichen Revolution in der DDR im Jahr 1989 und der Wiedervereinigung im Jahr 1990 sowie ihr gegenwärtiges Verhältnis zur ehemaligen Heimat.
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der BStU-Außenstelle Halle statt und wurde sehr engagiert von der Leiterin der BStU-Außenstelle Marit Krätzer moderiert.
Die folgende Möglichkeit einer Buchsignierung durch Dr. Rohrbach wurde sehr gut angenommen.