Veranstaltungsberichte
Unter dem Titel „Sprüche aus Asche“ präsentierte das Politische Bildungsforum Sachsen-Anhalt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in ihren Räumlichkeiten eine Ausstellung mit Fotos aus den späten 1980er Jahren, denen Bilder aus Mitte der 1990er Jahre gegenübergestellt waren. Zur Eröffnungsveranstaltung wurde das Publikum von der PBF-Leiterin Alexandra Mehnert begrüßt; der Landtagsabgeordnete Tobias Krull hielt ein Grußwort und betonte die Bedeutung der Aufarbeitung der DDR. Hans-Jörg Schönherr und Christoph Kuhn informierten über die Ausstellung, Dr. Andreas Schulze (wiss. Mitarbeiter im PBF Sachsen-Anhalt) moderierte die Diskussion.
Der Ausstellungstitel ist aus der Bibel entlehnt: Im Buch Hiob heißt es „Eure Denksprüche sind Sprüche von Asche, eure Schutzwehren erweisen sich als Schutzwehren von Lehm“ (Hiob 13:12). Dies gilt für die Losungen, die auf den Fotos von Hans-Jörg Schönherr zu lesen sind. Der Dresdner Fotograf hatte im Jahre 1986 politische Losungen in seiner Heimatstadt fotografiert – wenige Wochen bevor sie aus dem Alltagsbild der DDR-Städte verschwanden. Vor Abrisshäusern standen Sprüche wie „Starker Sozialismus – sicherer Frieden!“, in einer trostlosen Plattenbausiedlung war zu lesen: „Der Sozialismus braucht alle – der Sozialismus ist für alle“. Gerade die Orte, an denen sich die Losungen befanden, stehen für deren Absurdität und die die grotesken Situationen, die Schönherr im Bild festhielt. Zehn Jahre später suchte er dieselben Orte erneut auf und fand erneut Losungen, diesmal Werbeplakate. Jedoch waren die Bilder und Sprüche oft sehr aggressiv, teilweise gar sexistisch. Schönherr stellte in seiner Ausstellung die jeweiligen Bilder gegenüber.
Flankiert werden die Fotos von Texten des Hallenser Autors Christoph Kuhn, der Schönherr seit den 1970er Jahren kennt und schon früh die Idee für das gemeinsame Projekt entwickelte. Kuhn schrieb bereits in den letzten DDR-Jahren kritische Texte zum Alltag im SED-Staat, später Reportagen, Essays und Romane über das Zusammenwachsen von Ost und West. Während der Ausstellungseröffnung in Magdeburg las er mehrere Auszüge.
In der Diskussion wurde über die Biographien von Schönherr und Kuhn in der DDR gesprochen, insbesondere über den Weg von Künstlern in die Freiberuflichkeit. Dazu war es aber notwendig, Mitglied des Künstlerverbandes der DDR zu sein, wofür es wiederum mehrere Prüfungen und Anhörungen gab. Hierbei spielte die politische Einstellung des Künstlers eine bedeutende Rolle, denn wer nicht ins SED-Bild passte, erhielt die Zulassung nicht – dies wiederum behinderte die Kunstfreiheit in der Diktatur und sorgte für staatsnahe Kunst und Kultur.
Nach der Diskussion besichtigten die Gäste gemeinsam mit den Künstlern die Ausstellung.