Veranstaltungsberichte
Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Wolfgang Böhmer ging bei der Veranstaltung des Politischen Bildungsforums Sachsen-Anhalt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Oebisfelde-Weferlingen OT Walbeck einleitend auf den Begriff Heimat ein. Er sieht Heimat dort, wo wir die Welt entdeckt haben, geprägt wurden, die Mundart gelernt haben, wo man geborgen ist oder sich zugehörig fühlt. Er wies darauf hin, dass es auch möglich ist, eine zweite Heimat zu finden. Allerdings muss man sich eingewöhnen, es dauert Jahre. Er appellierte, sich bei diesem Thema nach „wegzuducken“: Menschen, die in Not sind, kommen momentan nach Europa, insbesondere auch nach Deutschland. Wir sollten ihnen Schutz geben und denen helfen, die hier Heimat suchen oder gefunden haben.
Bezogen auf die Sprache führte er aus, dass es nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch regionale Dialekte sind, die ein Stück Heimat sind und derer man sich nicht schämen sollte. Das Heimatgefühl, das einmal entstand, geht nicht verloren und begleitet ins hohe Alter.
Bezogen auf Sachsen-Anhalt führte er aus, dass es noch kein altes Land ist und irgendwie auch aus „Resten, die von anderen geblieben sind“, zusammengesetzt wurde. Deshalb gibt es kein Zusammengehörigkeitsgefühl aus der Vergangenheit heraus. Aber die Jahre seit der Neugründung des Landes haben doch zusammengeführt. Er hegt die Hoffnung, dass die Bürger des Bundeslandes eine gemeinsame Zukunft aufbauen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln werden. Auch gebe es noch regionale Identitäten wie die der „Harzer“ oder der „Altmärker“. Außerhalb des Bundeslandes könne man zwar leider immer noch wenig mit dem Land anfangen, aber eine nächste Generation wird Sachsen-Anhalt als Heimat begreifen und das auch so nach außen tragen.
Der Bundestagsabgeordnete Manfred Behrens MdB war mit einem Grußwort nach Walbeck gekommen. Er verwies darauf, dass Identitäten immer nur mit den Menschen vor Ort leben und erhalten bleiben können. Er nannte er positive Beispiele bürgerschaftlichen Engagements für die Heimat aus seinem Wahlbereich, z.B. aus Ebendorf oder Genthin.
Der Stadtrat Hans-Werner Kraul moderierte die Abendveranstaltung sehr engagiert und verwies auf die Bedeutung der Traditionspflege in kleinen Gemeinden.
In der nachfolgenden sehr emotionalen Diskussion mit den Teilnehmern ging es auch um die Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements in der Heimat. Viele Teilnehmer nannten Möglichkeiten, in welche sie selber vor Ort eingebunden sind wie z.B. Mitarbeit in der Feuerwehr, im Bürgerverein, im Chor oder im Sport. Eine Teilnehmerin begrüßte, dass die Identifikation als „Ossi“ und „Wessi“ nun endlich der Vergangenheit angehöre.