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Veranstaltungsberichte

Vielfalt und Nachhaltigkeit – Energieversorgung mit Augenmaß

In Zusammenarbeit mit Stadtwerke - Altmärkische Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke GmbH Stendal

Veranstaltung in der Hansestadt Stendal - im Rahmen der Themenreihe "25 Jahre Sachsen-Anhalt - Von der Neugründung zum Zukunftsland in der Mitte Deutschlands

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Wie ist die Energieversorgung in Sachsen-Anhalt aufgestellt und ist sie langfristig gesichert? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung in der Hansestadt Stendal, zu der das Politische Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Stendal geladen hatte. Viele Bürgerinnen und Bürger aus der Altmark waren der Einladung gefolgt, darunter Vertreter aus den Kommunen, der Wirtschaft sowie von Schulen. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Landtagsabgeordneten Hardy Peter Güssau.

Im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „25 Jahre Sachsen-Anhalt - Von der Neugründung zum Zukunftsland in der Mitte Deutschlands“ blickte die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. einerseits auf die Entwicklung der Energieversorgung im Bundesland zurück, diskutierte andererseits über Perspektiven und dabei ganz besonders über innovative Ansätze. Im Vorfeld fand eine Führung im Altmärkischen Museum statt.

Oberbürgermeister Klaus Schmotz verwies auf das energiepolitische Konzept seiner Stadt und zeigte auf, dass bereits heute regenerative Energien wie Windenergie und Photovoltaik sowohl in der Hansestadt Stendal als auch im Umland sehr verbreitet seien. Allerdings bliebe die Wertschöpfung oft nicht in der Altmark, da die Investoren oftmals aus anderen Regionen kommen. Das Stadtoberhaupt stellte die Struktur der Stadtwerke vor, deren gleichberechtigte Partner als Gesellschafter die Hansestadt Stendal, die Stadtwerke Magdeburg und die GELSENWASSER AG sind. Das Unternehmen wirkt als Versorger weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Mit Dr. Hermann Onko Aeikens hielt der Minister für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt als erster Referent sein Statement. Der Minister verwies auf seine Teilnahme an einem kürzlichen Treffen der Endlagerkommission und auf die Diskussionen um Ausstieg aus der Atomkraft sowie Verwertung der Hinterlassenschaften. Deutschland und dabei ganz besonders Sachsen-Anhalt nehmen hierzu Pionierstatus in Europa ein, während andere Staaten (z.B. Großbritannien) wieder verstärkt auf die Atomkraft setzen. Im Zuge der Energiewende gelte es, die regenerativen Energien voranzutreiben, wobei Sachsen-Anhalt ebenfalls eine bedeutende Rolle einnimmt. Für eine Übergangsphase sind freilich weiterhin fossile Energien nötig.

Der Minister sprach mehrere Formen der regenerativen Energien an, die in Sachsen-Anhalt erzeugt werden, verwies dabei auf Konflikte mit der Landwirtschaft: Bei der Photovoltaik und der Biomasse müsse der Vorrang bei der Herstellung von Nahrungsmitteln liegen. So gehören Photovoltaik-Anlagen auf die Dächer und nur geringe landwirtschaftliche Flächen seien für Energiepflanzen zu nutzen. Ähnlich verhält es sich bei der Windenergie, für die Vorranggebiete ausgewiesen sind. Der Wald hingegen müsse unantastbar bleiben! Ähnlich wie Oberbürgermeister Schmotz sprach auch der Minister die Frage der Wertschöpfung an, von der Sachsen-Anhalt oft nicht profitiere: Erträge und Steuerkraft fließen dabei in andere Bundesländer. Dr. Aeikens regte mehr Bürgerbeteiligung an, etwa über Genossenschaftsmodelle. Dies werde auch die Akzeptanz fördern.

Insgesamt sieht Minister Dr. Aeikens Sachsen-Anhalt als Vorreiter für die regenerativen Energien. Neben der eigentlichen Energieerzeugung – mit der Altmark als Modellregion - gibt es im Bundesland mehrere Forschungseinrichtungen sowie Produzenten. Deutschland insgesamt ist ein globaler Vorreiter und es ist eine Pionierleistung, dass auch nach Abschaltung der Atomkraftwerke weiterhin ausreichend Strom produziert wird.

Thomas Bräuer, Geschäftsführer der Stadtwerke Stendal, blickte in die Geschichte des Unternehmens zurück, dessen Tradition bis ins Jahr 1866 zurückgeht. Damals wurde die „Gasanstalt“ gegründet; heute versorgen die Stadtwerke sowohl die Hansestadt Stendal und Teile der Altmark mit Energie, haben zudem bundesweite Abnehmer. Das Unternehmen leistet die Netzversorgung von Strom, Gas, Wasser und Fernwärme, übernimmt zudem die öffentliche Abwasserentsorgung der Stadt und betreibt ein Heizkraftwerk und eine Erdgas-Tankstelle. Die Zahl der Beschäftigten und Auszubildenden ist zuletzt stark angestiegen, ebenso die Investitionen und Umsatzerlöse. Zudem steigt die Wertschöpfung in der Region. Bräuer stellte drei Thesen vor: Die Energiewende und die Klimaschutzziele sind zu erreichen durch: (1) kosteneffizienten Netzausbau, (2) wirtschaftliche Abnsicherung grundlastfähiger KWK-Verstromung aus Gasbasis und (3) Energieeffizienzmaßnahmen/Reduzierung des Energieverbrauches. Letzteres gelte neben der Strom- auch für die Gas- und Wärmeversorgung.

Ähnlich wie Thomas Bräuer stellte auch Stefan Korneck sein Unternehmen vor. Die scm solar Pretzier GmbH wurde 2005 gegründet und hat inzwischen fast 4.000 Photovoltaik-Anlagen produziert und auf die Dächer gebracht. Allerdings habe die Branche in den letzten Jahren Einbrüche hinnehmen müssen, wovon auch das mittelständische Unternehmen betroffen sei. In der Folge sei die Belegschaft von 50 auf 25 Mitarbeiter geschrumpft, doch allmählich ist ein kleiner Aufschwung zu verzeichnen. Korneck bekundete, die Herausforderungen anzunehmen und verstärkt auf weitere Bereiche, etwa regionale Wärmesysteme (z.B. Wärmepumpen, Holzpellets), Speicherförderung sowie Elektromobilität.

Mit Adolf Koppensteiner referierte der Geschäftsführer der Zellstoff Stendal GmbH. Die in Arneburg ansässige Firma betreibt das größte Biomassekraftwerk auf Basis fester Biomasse in Deutschland. Koppensteiner stellte die Zellstoffproduktion und die damit verbundene Wertschöpfungskette dar: Während die wertvollen Holzanteile für Baumaterial, Möbel usw. genutzt werden, kommen die Reste (Sägewerkhackschnitzel oder Sturmholz) in die Kraftzellstoffproduktion. Der eigentliche Zellstoff wird in der Papierindustrie verarbeitet und im Recycling-Kreislauf gleich mehrfach verwertet. Nebenprodukte wie Terpentin oder Tallöl sind wichtige Rohstoffe für die chemische Industrie. Die erzeugte Bioenergie wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist sowie zum Betrieb des Kraftzellstoffwerkes genutzt.

Hans-Joachim Herrmann war als Landesgruppenvorsitzender des Verbandes Kommunaler Unternehmen nach Stendal gereist. Er blickte auf die Entwicklung Sachsen-Anhalts zurück und erinnerte auf ein wegweisendes Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, das 1991 in Stendal zur Rekommunalisierung der Stadtwerke gefällt worden war. Die kommunalen Energiebetreiber hatten ein schweres Erbe aus der DDR-Vergangenheit zu bewältigen, etwa die Luftverschmutzung durch Kohleheizungen, Autos und Kraftwerke. Zudem gab es in vielen Städten keine Kläranlagen und Abwasser wurde in Flüsse eingeleitet. Die meisten Umweltschutz-Ziele wurden inzwischen erreicht, wobei die Nutzung von Erdgas große Erfolge nach sich zog. Doch dient dies nicht nur zur Heizung: Verstärkt setzen Busunternehmer auf Erdgas, ebenso die Städte für Dienstwagen. Eine Alternative wäre die Elektromobilität, doch diese sei noch zu teuer und zu wenig effektiv.

Als letzter Referent trat Dietmar Knünz ans Rednerpult, der sich als Windpark-Betreiber in der Region engagiert: Nur wenige Kilometer von der Hansestadt Stendal entfernt entsteht derzeit der Windpark ETE Hüselitz: 42 Anlagen mit 112 m Rotordurchmesser, 119 m Turmhöhe und einer Gesamtleistung von 140 Megawatt. Die jährliche Energieerzeugung beträgt dabei 310 Millionen Kilowattstunden. Für die Region sei eine große Wertschöpfung zu erwarten, zumal die Vergabe der mit dem Windpark verbundenen Aufträge an Unternehmen aus der Gegend erfolgte. Dies betrifft die Fundamentsetzung, die elektrische Infrastruktur, die Sicherheit, die Baugrunduntersuchungen sowie Naturschutzgutachten, langfristig auch Service und Wartung. Zudem bleiben die Kosten für Pacht (Grundstückseigentümer), Wegbenutzung sowie Gewerbesteuer in der Altmark – auch weil die Forma ihren Sitz nach Stendal und Tangerhütte verlegt hat. Auf Dauer seien hier 30 Arbeitsplätze vorhanden, so Knünz.

Die abschließende Diskussion im Podium sowie mit dem Publikum bezog sich auf technische Fragen zu den Windkrafträdern, auf bedarfsgerechte Befeuerung als Thema der Landespolitik sowie auf die Zusammenhänge zwischen Klimapolitik und regenerativen Energien. Diskutiert wurde überdies über Abstandsregelungen von Windrädern zur Wohnbebauung bzw. zu Nutztieren und möglichen Gesundheitsrisiken durch die Nähe zu den Anlagen. Großen Raum nahm zudem die Debatte um Speicherkapazitäten ein – gerade bei der Speicherung von Energie herrscht noch großer Forschungsbedarf. Alle Mitwirkenden zogen letztlich ein optimistisches Fazit, denn die Energieversorgung in Sachsen-Anhalt ist auch für die Zukunft gesichert!

 

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