Vortrag
Details
Exposé
In Katastrophensituationen wird die Ressource Zeit zu
einem teuren Gut, denn sie scheint abhanden gekommen
zu sein. Es bedarf immer unmittelbarer und sofortiger
Handlungen, und es bleibt keine Zeit, Werte und Grundsatzfragen
zu diskutieren. Hier geht es um das Ganze.
Jeder Griff, jeder Einsatz muss sitzen. Katastrophen sind
deshalb besondere gesellschaftliche Situationen. In ihnen
wird sichtbar, wie reibungslos das unmittelbare Zusammenleben
funktioniert. Hier zeigt sich, wie belastbar die
gesellschaftlichen Strukturen sind, wer Führungsqualitäten
besitzt und wer Führung benötigt. Hier wird auch sichtbar,
ob der soziale Kitt hält, der die Gesellschaft zusammenhält,
ob Wertvorstellungen tragen und ob jeder Einzelne
seine Aufgabe in der Gemeinschaft erkennt und sich dem
Ganzen unterordnet.
In der Veranstaltungsreihe „Die Katastrophe - Schicksal
oder Herausforderung“ werden individuelle Handlungsspielräume
an verschiedenen realen Szenarien ausgelotet.
Es soll geprüft werden, wo persönliche Verantwortung
beginnt und was passiert, wenn man sich rein passiv
verhalten würde. Um handlungsfähig zu sein, müssen in
gesellschaftlichen Stresssituationen Ordnungsstrukturen
klar definiert sein und Zustimmung erfahren.
Wem kommt in Ausnahmezuständen die Autorität zu,
Entscheidungen zu treffen, und wer hat diese verliehen?
Dürfen jene, die Entscheidungen getroffen haben, nach
der Krisensituation zur Rechenschaft gezogen werden,
wenn sie nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt
und trotzdem Fehler begangen haben? Wie werden
Katastrophen gesellschaftlich aufgearbeitet? Welche Rolle
spielen im gesamten Prozess die Medien? Und was heißt
„Leben mit dem Risiko“?
Norbert Stier (Jg. 1953) trat 1973 in die Bundeswehr ein. Zunächst studierte er Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Bundeswehr-Universität in München. Bereits 1985 absolvierte er den Generalstabslehrgang. Neben den verschiedensten Verwendungen in der Bundeswehr war Stier in den Jahren 1991-93 Referent für Rüstungskontrolle im Auswärtigen Amt in Bonn und von 1995-97 Referent für Militärpolitik und Krisenmanagement in der deutschen NATO-Vertretung in Brüssel. Von 1998 bis 2001 diente Stier als Herresattaché bei der Deutschen Botschaft in Washington D.C.. 2004 übernahm Stier das Kommando der Gebirgsbrigade 23 in Bad Reichenhall. In dieser Funktion leitete er den Hilfseinsatz der Bundswehr nach dem Einsturz der Eissporthalle Bad Reichenhall. Nach einem Auslandseinsatz in Pizren/Kosovo kam Stier 2006 nach Dresden. Seitdem leitet er die Offizierschule des Heeres. Stier ist verheiratet und hat vier Kinder.