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Der Weg in die Europäische Union führt über Griechenland und Mazedonien nach Serbien. An der serbisch-mazedonischen Grenze enden die völlig überfüllten Züge und die Menschen versuchen zu Fuß oder mit Bussen über die Grenze nach Serbien zu gelangen.
Auf der serbischen Seite sind Busse unterwegs, die die müden und erschöpften Menschen einsammeln und sie zunächst in die Aufnahmeeinrichtung in Presevo bringen.
Täglich kommen bis zu 2000 Flüchtlinge. Zum Wochenende werden zwischen 5000 und 10 000 Menschen täglich erwartet.
Bei ihrer Ankunft im Aufnahmezentrum in Presevo, im Süden Serbiens, werden die Flüchtlinge, nach einer Sicherheitskontrolle und einer medizinischen Untersuchung, registriert und darüber informiert, dass es auch die Möglichkeit gibt, in Serbien Asyl zu beantragen.
Die Informationen liegen in unterschiedlichen Sprachen aus und finden sich in Aushängen an den Registrierungsgebäuden.
Die wenigsten beantragen jedoch Asyl in Serbien, denn sie wollen weiter in Richtung EU.
In Presevo ist man sichtlich bemüht, den Flüchtlingen in ihrer Situation so gut wie möglich zu helfen. Auf Aushängen im Aufnahmezentrum wird beispielsweise darüber informiert, wie viel die Weiterfahrt mit dem Zug nach Belgrad kostet. Sollte es jemandem nicht möglich sein, die Fahrkarte zu bezahlen, so trägt das Zentrum Sorge dafür, dass die Karte bezahlt wird.
Die humanitäre Versorgung ist in Presevo oberste Priorität. Die Flüchtlinge können sich waschen und ausruhen und für Mütter und Kinder gibt es einen separaten Ruheraum.
Das Rote Kreuz stellt Nahrungs- und Hygienepakete bereit und es wird sogar daran gedacht, einen Spielplatz für die vielen Kinder zu bauen. Ärzte aus der Umgebung geben ihr Bestes, um die medizinische Versorgung in der Einrichtung zu gewährleisten. Jedoch sind die Kapazitäten begrenzt und weitere medizinische Unterstützung ist notwendig. Um die Situation insgesamt zu verbessern, wird viel mehr praktische Hilfe von der internationalen Gemeinschaft benötigt.
Es ist beachtlich, wie friedlich und ruhig sich die Flüchtlinge in ihrer doch verzweifelten Situation verhalten. So gab es in Presevo bisher keinen Vorfall, bei dem die Polizei eingreifen musste.
Da die meisten Flüchtlinge keinen Asylantrag stellen, haben sie 72 Stunden Zeit, um weiterzureisen und Serbien zu verlassen. Der Aufenthalt in der Aufnahmeeinrichtung in Presevo gestaltet sich daher kurz. Die Flüchtlinge wählen den weiteren Weg über Belgrad, dort besteht die Möglichkeit bei der serbischen Post Geld abzuheben, das Verwandte für sie angewiesen haben. Hier zeigt sich wiederum die große Bereitschaft der Serben, die Flüchtlinge in ihrer Notlage nicht allein zu lassen: Eine Belgrader Poststelle am Hauptbahnhof hat eine zusätzliche Nachtschicht eingerichtet, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Von Belgrad aus geht die Flucht weiter nach Ungarn. Sowohl an der mazedonisch-serbischen Grenze als auch an der serbisch-ungarischen Grenze erhalten serbische Grenzer in ihrer Arbeit Unterstützung von österreichischen, ungarischen und deutschen Polizisten.
Die Lage spitzt sich zu. Bisher verlief der Flüchtlingsstrom friedlich, doch wird der Druck auf die Grenzen in Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn immer größer. Immer mehr Menschen wollen vor den Gerüchten, Ungarn schließe die Grenze in die EU, ihr Glück versuchen und drängen nach. Erste gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Polizei, Armee und Flüchtlingen in Mazedonien machen die dramatische Lage vor Ort klar.
Konkrete Hilfe ist gefordert: Zelte, Nahrungsmittel, Kleidung, Wasser zur Versorgung der Menschen, Personal und Geld, um die Behörden bei der Registrierung und ärztlichen Versorgung zu unterstützen. Der menschliche Beistand, der geleistet wird, ist nicht mit Geld zu beziffern. Die Menschen in Serbien helfen den Flüchtlingen, die Erinnerungen an Flucht und Vertreibung sind noch lebendig.
Autoren: Norbert Beckmann-Dierkes, Eva Lennartz
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