Veranstaltungsberichte
Von Marcel Werner
Die Veranstaltung richtete sich an junge Wissenschaftler und hob die Bedeutung des christlichen Menschenbildes für die Entwicklung der europäischen Gesellschaft hervor sowie die Fundierung in der Bibel. Durch diesen gemeinsamen Diskurs erörterten wir ein differenziertes Europabild und Europaverständnis. An diesem interreligiösen Dialog nahmen orthodoxe, katholische und evangelische Christen teil ebenso wie auch Muslime.
Die verschiedenen Referenten aus dem Westbalkan, Rumänien, Bulgarien, Deutschland sowie der Schweiz betonten die Bedeutung des interreligiösen Austausches für die Konsolidierung von Frieden und Verständigung.
Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr betonte, dass die Rezeption der Bibel das gemeinsame christliche Fundament der Religionen verdeutliche. Demnach prägen die christlichen Werte die europäischen Werte und das Denken bis in die Gegenwart. Tobias Nicklas hob die Bedeutung der Rezeption der Bibel hervor, denn die Rezeptionsgeschichte zeige auch, wie man das Wort Gottes für propagandistische Zwecke missbrauchen könne um beispielsweise Gegner zu schmähen.
Um eine solche negative Rezeption vorzubeugen bedarf es der kritischen und offenen Auseinandersetzung mit der Bibel. Die negative Rezeption verdeutliche ferner, dass die Auslegung der Bibel keine harmlose Angelegenheit sei und Missbrauchsgefahr in sich berge. Schlussendlich unterstützt eine ordentliche Rezeption der Bibel den Dialog der Religionsgemeinschaften und hilft bei der Verständigung, denn sie verdeutlicht das gemeinsame Fundament der Religionen. Außerdem ist die Verständigung wesentlicher Bestandteil der Versöhnung und Konsolidierung des Friedens und der Stabilität sowie Aufarbeitung der Vergangenheit.
Dr. Nenad Božović und Dr. Vladan Tatalović von der Theologischen Fakultät der Universität Belgrad: "Die Konferenz verband verschiedene Beispiele der Rezeption des christlichen (biblischen) Erbes in der europäischen Kultur, sie deckte ebenfalls die Horizonte der gesellschaftlich-politischen Möglichkeiten auf welche auf einem Bewusstsein der Wichtigkeit des christlichen Erbes basiert. Die Teilnahme von Vertretern verschiedener christlicher Konfessionen und Volksgruppen trug in besonderer Bedeutung im zeitgenössischen gesellschaftlich-politischen Kontext zur Bewertung der Rezeption des gemeinsamen christlichen Erbes bei."
Der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, sagte: "Europa ist auf drei Hügeln erbaut. Auf der Akropolis von Athen, auf dem Kapitol in Rom und auf Golgotha." Heuss war sich also der Bedeutung des Christentums für Europa bewusst und sah dieses als eines der Grundpfeiler der europäischen Identität an.
Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten Adenauer, Schuman und de Gaspari als Gründerväter des europäischen Einigungsprojektes die Überwindung der nationalen Feindseligkeiten in der gemeinsamen Orientierung an einem christlich-humanistischen Wertehorizont auf den Weg. Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Solidarität, die Grundsätze der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit, die menschliche Person als Mittelpunkt ihres Handelns mit unveräußerlichen und unverletzbaren Rechten sind die zentralen Grundwerte, welche sich die Union „im Bewusstsein ihres geistig-religiösen und sittlichen Erbes“ selbst gibt.
Die überragende Rolle des Christentums bei der Wertestiftung wird kaum bestritten. Aufschlussreich kann eine Streitschrift des Völkerrechtlers Joseph Weiler, einem in den USA wirkenden gläubigen Juden, sein. Weiler knüpft an die Diskussion um den Gottesbezug in der europäischen Verfassung an und tritt als Außenstehender vehement für diesen ein. Für ihn kann die europäische Gesellschaft ohne Berücksichtigung der zentralen Rolle des Christentums erst gar nicht verstanden werden.
Christliche Werte werden auch in Zukunft für die Identität Europas unverzichtbar sein und seine Zukunft mitgestalten.
Der emeritierte Papst, Benedikt XVI., sieht Europa angesichts der gegenwärtigen Krisen sowie der wachsenden Bedrohungen des Menschen, der sich seiner eigenen Zukunft unsicher geworden ist, erneut am Scheideweg seiner Geschichte.
Besinnen wir uns auf die christlichen Werte, tragen diese in die Zukunft und meistern mit Hilfe dieser die kommenden Herausforderungen.
Volkmar Klein, MdB, betonte die Wichtigkeit dieser Konferenz und wandte sich mit einer kurzen Nachricht aus Deutschland an die Teilnehmer: "Das Klarmachen der Bedeutung des christlichen Menschenbildes und der Würde eines jeden Menschen sind essentiell für Europa und für die Verständigung zwischen den verschiedenen Völkern."