Veranstaltungsberichte
Südafrika hat noch immer, auch mehr als zwanzig Jahre nach den ersten demokratischen Wahlen, mit Armut und sozialer Ungleichheit zu kämpfen. Prof. Jafta gab zu bedenken, dass oft vergessen wird, dass diese Probleme von Menschenhand geschaffen und deshalb auch von Menschen gelöst werden können. Prof. Rachel Jafta nutzte die ihr gebotene Plattform, um zu betonen, wie wichtig soziales Unternehmertum sei, da innovative Lösungen aus der Wirtschaft helfen können, gesellschaftlichen Herausforderungen wirksam entgegenzutreten.
Prof. Jafta verwies darauf, dass sie selbst aus einfachen Verhältnissen stammt und es ihr deshalb besonders am Herzen liegt, weniger privilegierten Schülern auf die Universität vorzubereiten. Aus diesem Grund hat sie vor einigen Jahren das Mentorenprogramm „Rachel’s Angels Trust“ mitgegründet. Trotz der Schwächen im Bildungssystem Südafrikas machte Prof. Jafta klar, dass man auf die Errungenschaften in der jüngsten Vergangenheit stolz sein könne, wie beispielsweise die vielen Mentorenprogramme für Erstjahresstudenten im ganzen Land.
Während ihrer Forschungsreisen durch Indien, Brasilien, den USA, der Ukraine, Slowenien und Italien konnte sie viele Projekte besuchen, die von sozialen Innovationen profitierten. Prof. Jafta nannte Indien als Beispiel, wo eine App mit besonderen Bussitzplatzoptionen für Frauen auf den Markt gebracht wurde. Dies zeige, dass Innovationen von Unternehmen bei der Bekämpfung sozialer Probleme wie etwa Gruppenvergewaltigungen helfen können und gleichzeitig profitabel sind.
Prof. Jafta gab den Studenten wertvolle Tipps zum Einstieg ins soziale Unternehmertum. Dabei müsse man vor allem drei Ratschläge befolgen. Erstens sollten angehende soziale Unternehmer sich fragen, welches Problem sie unbedingt lösen möchten. Manchmal scheiterten Projekte nicht an mangelnden Fähigkeiten, sondern eher an mangelndem Engagement. Es sei zwingend erforderlich, sich zu erkundigen, welche Projekte in welchen Regionen bereits etabliert wurden; Dopplungen von bestimmten sozialen Projekten seien kontraproduktiv. Zweitens solle man sich seiner Stärken bewusst sein, um sie möglichst effektiv einzusetzen. Als ein junger Mann aus dem Publikum einwarf, dass fehlende Ressourcen oft ein großes Hindernis seien, antwortete Prof. Jafta, dass jeder im Raum mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen eine Ressource darstelle. Zu guter Letzt müsse dafür gesorgt werden, dass ähnlich denkende Menschen ins Boot geholt werden. Nur ein gut funktionierendes Team, so die Sprecherin, könne Fortschritt ermöglichen.
Über Nelson Mandela...
Die Frage, ob Nelson Mandela ein sozialer Unternehmer war, beantwortete Prof. Jafta mit einem eindeutigen „Ja“. Nicht nur setzte Mandela sich für seine Mitmenschen ein, sondern er war auch ein Stratege, der Ressourcen bewusst verwendete, um seine Projekte zu verwirklichen. Prof. Jafta ermutigte das Publikum, sich nicht von Rückschlägen unterkriegen zu lassen; es gäbe immer Menschen, die Innovationen und neuen Ideen kritisch gegenüberstünden. Diese Menschen müsse man überzeugen und für sich gewinnen, da jedes Glied in der Kette gebraucht werde, um das Projekt zum Erfolg zu führen.
Über ihren größten Erfolg...
Auf die Frage zu ihrer bisher größten persönlichen Errungenschaft gab Prof. Jafta scherzend zu, dass dies wohl ihr Führerschein sei. Etwas ernster erklärte sie dann allerdings, dass sie stolz darauf sei, die Schulen gut darauf vorbereitet zu haben, Schüler mit akademischem Potenzial zu erkennen. Als ein Student sich über einen Mangel an Empathie in der Gesellschaft beschwerte, stimmte Prof. Jafta zu und verwies in diesem Kontext auf ihr Mentorenprogramm, das den Schülern von Anfang an Mitgefühl und andere Sozialkompetenzen vermittle.
Über Ungleichheit...
Ungleichheit ist nach wie vor ein großes Problem in Südafrika, das laut Prof. Jafta nicht durch „positive Diskriminierung“ allein gelöst werden könne. Demnach sei das Gesetz zur Gleichbehandlung am Arbeitsplatz („Employment Equity Act“) von 1998 ein Meilenstein, doch kein Allheilmittel gewesen. Ein gutes Bildungs- und Gesundheitssystem seien ebenso wichtig, um Gleichheit und Gerechtigkeit zu schaffen. Die Sprecherin ermutigte junge schwarze Frauen, die lediglich etwa drei Prozent der Führungspositionen in südafrikanischen Unternehmen ausmachen, Vertrauen in sich selbst und ihre Bildung zu haben.
Fazit
Das Discourse Café hat gezeigt, dass es von großer Bedeutung ist, kreative Lösungen für Probleme aller Art zu finden. Veranstaltungen wie diese haben das Potenzial, den öffentlichen Diskurs über gesellschaftliche Probleme in eine positive und konstruktive Richtung zu lenken. Die KAS freut sich darauf, weitere Diskussionen in dieser Reihe anzubieten. Wie Nelson Mandela bereits sagte: „Solange Armut, Ungerechtigkeit und Ungleichheit in dieser Welt existieren, darf keiner von uns einfach zuschauen.“
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Loe Guthmann