Veranstaltungsberichte
Eröffnet wurden die Seminare von den Ehrengästen Father Alex Isengwa (1. Session), Bischof Mdoe (2. Session) und Father Wigira (3. Session), welche die anwesenden Frauen in ihren Eröffnungsreden dazu ermutigten, Fortbildungschancen wie dieses Seminar wahrzunehmen und sich aktiv in der Gemeinde und Gesellschaft zu engagieren.
Der offiziellen Eröffnung durch die Ehrengäste folgten Präsentationen zu jeweils fünf Themenblöcken, welche von ausgewählten Referenten aus der religiösen Gemeinschaft, Fr. Ngowi, Fr. Kaombe, Fr. Likoko und Fr. Materego sowie dem Projektmanager der KAS, Erasto Ndeuka, vorgetragen wurden. Im Anschluss an die partizipativ gestalteten Präsentationen wurde jeweils genügend Zeit für Fragen und Diskussionen der Themen bereitgestellt.
Themenblock 1
Die Position und Rolle von WAWATA -Mitgliedern in der Familie, Gemeinschaft und Kirche
Thematisch eingeleitet wurden die Seminare durch eine Reflektion über die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Mit Bezügen zur Bibel stellten die Referenten heraus, dass in der Geschichte des Christentums diverse Frauen entscheidende Dienste für die religiöse Gemeinschaft geleistet haben und dementsprechend für die Kirche und Gemeinschaft unverzichtbar sind. Als wichtige gesellschaftliche Aufgaben wurden einerseits die Erziehung der Kinder sowie das Management der Familie herausgestellt. Andererseits wurde betont, dass neben diesen traditionellen Aufgaben das Engagement von Frauen in gesellschaftlichen Führungspositionen unverzichtbar sei. Insbesondere für die Lokalpolitik besitze ein zusätzliches Engagement von Frauen mit ihren Sichtweisen und Erfahrungen ein großes Verbesserungspotential.
Die Bedeutung von Leadership sowie das Selbstverständnis und Wissen über die eigene Rolle und Verantwortlichkeiten
Dieses Thema, welches von den Frauen in der Evaluation als das für sie Interessanteste hervorgehoben wurde, begann mit einer Sammlung von Vorschlägen, was Führung bedeutet und welche Verhaltensweisen eine gute Führungsperson mitbringen sollte. Besonders betont wurde bei der Diskussion dieser Vorschläge, dass eine gute Führung auf dem persönlichen Level ansetzt. Denn nur ein selbstreflektierter Führer, kann selbstbewusst und als gutes Beispiel voran gehen und dieselbe Selbstdisziplin auch von anderen einfordern. Unter der Fragestellung, welche Rollen und Verantwortlichkeiten auf eine Vorsitzende zukommen, wurde unter anderem diskutiert, dass diese alle Mitglieder einbinden und zur Teilnahme motivieren sollte und einen Überblick über Aufgaben und Projekte bewahren müsse.
Themenblock 2
Die Bedeutung von Kommunikation zwischen Führungskräften verschiedener Ebenen sowie zwischen den Führungspersonen und der Gemeinschaft und Gemeinde
Unter dem Schlagwort „Verständigung“ wurde in dieser Sitzung nicht nur herausgearbeitet, warum eine gute Kommunikation unerlässlich für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist, sondern auch besprochen, wie eine solche erreicht werden kann. Als Schlüsselfaktoren einer guten Kommunikation wurde beispielsweise genannt, dass eine einfache und klare Sprache zu verwenden ist und alle Absprachen schriftlich in einem Sitzungsprotokoll festgehalten werden müssen, um Entscheidungsprozesse nachvollziehbar und transparent zu dokumentieren.
Die Beziehung zwischen römisch katholischen Christen und anderen Christen sowie Anhängern anderer Religionen
Vor dem Hintergrund, dass Spannungen zwischen den verschiedenen religiösen Gruppen in Tansania in den letzten Jahren zugenommen haben und Politiker in Wahljahren wie diesem vermehrt versuchen, Religion zu eigenen Zwecken zu instrumentalisieren, wurde das Thema Interreligiöser Dialog in den Themenblock mit aufgenommen. Durch einen Exkurs in die Geschichte der in Tansania weit verbreiteten Religionen Katholizismus, Protestantismus, Anglikanismus, Pfingstbewegung und Islam, wurde einerseits verdeutlicht, dass diese Religionen den gleichen Ursprung haben, und andererseits ein Verständnis für die jeweiligen Entstehungsgeschichten der Religionen geschaffen. Ebenso wurden aktuelle Konflikte und Missverständnisse aufgeklärt, wie der, dass die Organization of the Islamic Conference (OIC) die Erlaubnis einforderte, ebenso wie der Vatikan Botschaften zu eröffnen. Diese wurde der OIC verwehrt, da es sich nicht, wie beim Vatikan, um einen unabhängigen Staat handelt. Darüber hinaus wurden weitere gängige Vorurteile zwischen den Religionsgruppen in Tansania diskutiert und aufgeklärt.
Themenblock 3
Die Verantwortlichkeiten der Laien in der Kirche
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Die Rolle von kirchlichen Vereinigungen und der Laien in der katholischen Kirche
Diese Sitzung führte die Teilnehmer in die Tiefen der aktuellen Kirchengesetze ein. Neben Rechten und Verantwortlichkeiten der Laien in der katholischen Kirche wurden in dieser Sitzung auch politische Fragen besprochen. Diskutiert wurde unter anderem, in wie weit es religiösen Führern erlaubt ist, sich in die Politik einzumischen. Aktuelles Beispiel war die von Politikern kritisierte Stellungnahme der katholischen Priester zu dem neuen Verfassungsentwurf Anfang des Jahres, in welchem sie ihre Anhänger zum Boykott des Volksentscheids aufforderten. Da es die Aufgabe von kirchlichen Führern sei, für die Interessen ihrer Gläubigen einzutreten, war man sich unter den Anwesenden jedoch einig, dass es in einer Demokratie für öffentliche Stellungnahmen religiöser Führer zu politischen Themen keine engen Grenzen geben dürfe. Politische Entscheidungsträger sollten sich bei religiösen Fragen dagegen zurückhalten und vor allem davon absehen, Religion für politische Zwecke zu instrumentalisieren.
Themenblock 4
Versammlungen als Ort der Kommunikation und Interaktion und die Durchführung einer produktiven Versammlung
Nach einer Einleitung, wozu regelmäßige Treffen notwendig sind (Informationenaustausch, Planung und Evaluierung) wurden in dieser sehr praktisch gestalteten Sitzung – die einem Schnellkurs im Vereinsmanagement entsprach – konkrete Anweisungen gegeben, wie eine Versammlung effizient und effektiv vorbereitet und durchgeführt werden kann. Beispielsweise wurde besprochen, dass in einem Vorbereitungstreffen der Vorsitzenden genaue Absprachen bezüglich des Themas der Versammlung getroffen werden sollten sowie eine Agenda auszuarbeiten sei. Für die Gestaltung dieser wurde den Anwesenden empfohlen, Bekanntmachungen und unkritische Tagesordnungspunkte an den Anfang der Agenda zu setzen und diskussionswürdige Fragen daran anzuschließen. Auf diese Weise würde sichergestellt, dass das Treffen in einer konstruktiven Atmosphäre beginne und die Agenda anschließend abgearbeitet werden könne. Das Thema der Versammlung müsse den Mitgliedern mit der Einladung angekündigt werden, um eine entsprechende Vorbereitung und informierte Diskussion zu ermöglichen. Des Weiteren wurden zahlreiche Grundregeln des Sitzungsmanagements vermittelt, wie beispielsweise, dass die Vorsitzende selbst als Sitzungsleiterin und Moderatorin die Verantwortung habe, möglichst viele Mitglieder in die Diskussion einzubeziehen, statt selbst längere Vorträge zu halten.
Die Durchführung der alltäglichen Aufgaben von Vorsitzenden
Neben der Planung und Durchführung von Versammlungen wurden auch andere alltägliche Aufgaben der Vorsitzenden von WAWATA besprochen. Zu diesen gehören beispielsweise die Kommunikation mit anderen Gemeindemitgliedern und Funktionsträgern sowie das Bewahren des Überblicks über vergangene und laufende Projekte der Gruppe.
Themenblock 5
Die Wichtigkeit und Art und Weise von Protokollführung sowie Buchführung der Finanzen
Zu einer erfolgreich durchgeführten Versammlung gehört auch die Anfertigung eines Versammlungsprotokolls, welches von den Anwesenden abgesegnet und von der Sekretärin aufbewahrt wird. Es wurde den Anwesenden nahegelegt, die Aufzeichnungen mit großer Sorgfalt anzufertigen, so dass im Konfliktfall auf gemeinsam getroffene Absprachen verwiesen werden könne. Da eine mangelhafte Buchhaltung von Finanzen ein besonders hohes Konfliktpotential trägt, wurde diesem Thema von dem Vortragenden, Erasto Ndeuka, besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Übergabe des Vorsitzes an die Nachfolgerin
Das letzte Thema widmete sich der Übergabe des Vorsitzes an die Nachfolgerin. Während die anwesenden WAWATA Führungspersonen nach eigenen Angaben ohne jegliche Einführung oder Dokumentation ihrer Vorgängerinnen die Arbeit begonnen hätten, vereinbarten sie, dies bei ihren Nachfolgerinnen besser zu machen und sich um eine fließende Übergabe zu bemühen.
Evaluierung und Fazit
Bereits an der regen Teilnahme der Anwesenden an den Diskussionen war abzulesen, dass das Seminar auf großes Interesse gestoßen ist. Die Frauen bewiesen durch ihre vielen und vielfältigen Fragen, dass sie bereit sind, ihre Verhaltensweisen zu reflektieren und die vermittelten Techniken zum Vereinsmanagement auch in ihrer neuen Position als WAWATA-Führungsfrauen in der täglichen Arbeit umzusetzen. Ein von allen Teilnehmerinnen ausgefüllter Evaluierungsbogen bestätigte die positive Resonanz und Relevanz des Seminars. Auch die große Durchmischung der Teilnehmergruppe in Bezug auf Alter (Session 3: 29-72 Jahre) sowie Bildungs- und Berufshintergrund erwies sich als sehr produktiv. Die Frauen konnten Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln kommentieren und verschiedenste Erfahrungen teilen.
Sowohl auf Seiten der Teilnehmerinnen als auch auf Seiten der Veranstalter KAS und WAWATA wurden die Führungskräftetrainings daher als erfolgreich gewertet. Es ist gelungen, die neu gewählten lokalen WAWATA-Führungskräfte in der Diözese Dar es Salaam für ihre neue Verantwortung zu sensibilisieren und ihnen die notwendigen Führungs- und Managementtechniken zu vermitteln, um die damit verbunden Aufgaben erfolgreich zu bewältigen. Damit wurde nicht nur die Struktur des Frauenverbands intern gestärkt, sondern gleichzeitig ein Beitrag dazu geleistet, dass dieser zu wichtigen gesellschaftspolitischen Fragen über die katholische Kirche hinaus aktiv Stellung bezieht. Gerade mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche und politische Herausforderungen wie den interreligiösen Dialog, die Gestaltung einer sozialen Wirtschaftsordnung oder die bevorstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im Oktober 2015 kann WAWATA als Akteur der tansanischen Zivilgesellschaft wichtige Beiträge leisten. KAS und WAWATA werden ihre langjährige Zusammenarbeit auch in Zukunft im Rahmen der gemeinsamen Ausbildung von Führungspersonal fortsetzen.