Veranstaltungsberichte
Die Redner betonten nachdrücklich, dass die CSDDD keinesfalls als ein isolierter, unilateraler Vorstoß der EU zur Durchsetzung ihrer gegenwärtigen politischen Agenda zu verstehen sei. Vielmehr ist sie Ausdruck eines übergreifenden globalen Trends, der darauf abzielt, ESG-bewusste Vorschriften und entsprechende bewährte Verfahren innerhalb der internationalen Wirtschaftspraktiken zu verankern. Tatsächlich ist die EU lediglich ein Akteur im Rahmen eines großen Gefüges, das Geber wie Banken, Staaten und Stiftungen sowie Industrie-Initiativen, Standardisierungseinrichtungen, Zertifizierungsinstitute, Investment-Management-Firmen, Rating-Agenturen, Universitäten, Nichtregierungsorganisationen und viele weitere umfasst. All diese Akteure setzen sich kontinuierlich für nachhaltigere Geschäftspraktiken im Einklang mit der ESG-Agenda ein. Aus diesem Grund wurde während des Seminars die Notwendigkeit für Unternehmen weltweit hervorgehoben, sich schnellstmöglich dieser Entwicklung anzupassen. Andernfalls wird dies in Zukunft ihre Wettbewerbsfähigkeit dramatisch einschränken, da die Erfüllung von ESG-Standards letztlich die Grundlage für jede potenzielle wirtschaftliche Zusammenarbeit bilden wird.
Weiterhin wurden die Handelsbeziehungen zwischen Thailand und der EU, die der viertgrößte Handelspartner des Königreichs ist, während des Seminars diskutiert. Es wurde deutlich, dass die CSDDD große Auswirkungen auf Thailand und den gesamten asiatischen Raum haben wird, da sie nachhaltiges und verantwortungsvolles Geschäftsgebaren entlang der vollständigen globalen Wertschöpfungskette fördert. Konkret wird sie klare Regeln für die Sorgfaltspflicht und die Einhaltung von Standards und Vorschriften aufstellen, die sowohl Menschenrechts- als auch Umweltbelange abdecken. Darüber hinaus befasste sich das Seminar mit den Sanktionen für Unternehmen, die die EU-Richtlinie nicht einhalten und widmete sich ausführlich den Herausforderungen und Chancen, die sich für KMU in Thailand und der EU aus der CSDDD ergeben. Die Referenten erläuterten detailliert das Ausmaß der Auswirkungen der Richtlinie auf thailändische Unternehmen, was bei den Zuhörern auf besonderes Interesse stieß. Ferner wurde darauf hingewiesen, dass ein Großteil der ESG-bezogenen Praktiken bereits in zahlreichen internationalen Verträgen und freiwilligen Abkommen zur Selbstverpflichtung verankert ist, welche Thailand in den meisten Fällen (wenn auch nicht in allen) bereits ratifiziert hat. Weiterhin informierten die Referenten über bestehende Instrumente der EU und der ILO, die den Unternehmen bei der Umsetzung der einschlägigen Vorschriften zur Verfügung stehen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Bedeutung nationaler Aktionspläne hervorgehoben.
Unter Verweis auf den europäischen Green Deal hob einer der Redner die Bedeutung von Nachhaltigkeit als Schlüsseltreiber in der EU-Politik hervor und nannte zahlreiche Beispiele für bereits erlassene Verordnungen. Der Redner betonte erneut, dass die CSDDD auf bereits bestehenden internationalen freiwilligen Rahmenwerken basiere, und fügte hinzu, dass die Richtlinie diese nun durch die Schaffung von Sanktionsmechanismen formalisiere, um so das besagte Rahmenwerk aktiv durchzusetzen. Während der Präsentationen wurden ebenfalls die wichtigsten Sektoren, welche die stärksten Auswirkungen der CSDDD-Umsetzung spüren werden, aufgezeigt, sowie die verschiedenen Kategorien betroffener Unternehmen in der EU dargelegt. Im weiteren Verlauf des Seminars wurden außerdem der Geltungsbereich der Gesetzgebung und die sich daraus ergebenden Verpflichtungen für betroffene Unternehmen und ihre Geschäftsführer erläutert. Bevor näher auf die Vorteile für Bürger, Unternehmen und Partnerländer eingegangen wurde, wurde zudem geschildert, wie die Richtlinie implementiert und durchgesetzt werden soll. Schließlich wurde klargestellt, dass sich die Direktive nach wie vor im Entwurfsstadium befindet. Die nächsten Schritte in der Konzeption des Richtlinienentwurfs werden daher die offizielle Verabschiedung und die anschließende Übernahme in nationales Recht durch alle 27 EU-Mitgliedstaaten sein. Dies wird voraussichtlich in einem Zeitraum von 2 bis 3 Jahren geschehen, was den thailändischen Unternehmen einen ungefähren Zeitrahmen für die Anpassung ihrer Geschäftspraktiken gibt.
Im Mittelpunkt der anschließenden Q&A-Sitzung standen einerseits die Herausforderungen und Verpflichtungen für thailändische Unternehmen und andererseits die Erwartungen an die EU und die thailändische Regierung hinsichtlich der Unterstützung der Unternehmen bei der Umsetzung und Einhaltung der Vorschriften. Eine Verstärkung ihrer Bemühungen zur Aufklärung und Sensibilisierung der thailändischen Unternehmerschaft bzgl. der CSDDD und ihrer Auswirkungen wurde weithin als wichtige Aufgabe der EU angesehen. Gleichzeitig betonten die Sprecher, dass thailändische Unternehmen verlässliche und auswertbare Daten sammeln müssen, da die CSDDD großen Wert auf ordnungsgemäße und nachvollziehbare Berichterstattungsprozesse legen wird. In diesem Zusammenhang wies ein Redner auf den zunehmenden Einsatz von KI-Technologie hin, der zwangsläufig zu einer Transformation thailändischer Prüfungs- und Berichtsabläufe führen wird. Darüber hinaus thematisierte die Diskussion die Folgen der Nichteinhaltung von Vorschriften, die Einzelheiten des Auditverfahrens und die rechtliche Verpflichtung europäischer Unternehmen zur umfassenden Schulung ihrer Partner entlang der globalen Lieferketten. Ein Seminarteilnehmer kritisierte auch die, aus seiner Sicht, unilaterale Auferlegung der Verordnung durch die EU und betonte, dass ein kooperativerer Ansatz bei ihrer Konzeption zu einer besseren Resonanz führen würde. Die Redner nahmen die Kritik an, betonten jedoch erneut, dass die Richtlinie nur die Fortsetzung eines kontinuierlich voranschreitenden, übergeordneten globalen Trends sei, zu dessen Ausweitung sich viele Schlüsselakteure bereits verpflichtet hätten. Insgesamt kam man zu dem Schluss, dass Thailand und seine Unternehmen, trotz einiger erwartbarer Anlaufschwierigkeiten, sehr von der Erfüllung der Vorschriften profitieren werden und dass das Land im Allgemeinen bestens aufgestellt ist, um die CSDDD wirksam umzusetzen.
Angesichts der Vielfalt in der Zusammensetzung der Teilnehmer hat das Seminar sicherlich dazu beigetragen, die Sichtbarkeit des Themas unter thailändischen sowie internationalen Akteuren zu erhöhen. Die rege Beteiligung an der abschließenden Diskussion unterstrich, dass die Frage der ESG-Regulierung zweifellos sowohl für thailändische als auch für europäische Akteure von großer Relevanz ist. Die Teilnehmer äußerten anschließend ihr Interesse an der Organisation weiterer Veranstaltungen zu diesem Thema.
Bericht erstellt von Tom Wilms, Praktikant bei KAS Thailand