Veranstaltungsberichte
In Fortsetzung der Reihe „8 Sterne Heimat für Thüringen“ lud das Politische Bildungsforum Thüringen der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. am 08. April 2019 in das historische Rathaus der Stadt Hildburghausen ein. Unter dem Titel „Vom sächsischen Herzogtum zum Landkreis Hildburghausen“ wurde an diesem Abend die Geschichte Hildburghausens näher betrachtet.
Daniel Braun, kommissarischer Leiter des Politischen Bildungsforums Thüringen, begrüßte die anwesenden Gäste und betonte die Bedeutung von Heimat und Identität. Das Bedürfnis der Menschen die eigene Verwurzelung zu zeigen, wachse in der heutigen Welt stetig, daher wolle man mit der Reihe „8 Sterne Heimat für Thüringen“ die Thüringer Geschichte an ausgewählte Region betrachten. Der Bürgermeister der Stadt Hildburghausen, Holger Obst, betonte in seiner Begrüßung, dass das Schaffen von vergrößerten Kommunalstrukturen immer mit Effizienz und Einsparungen begründet werde, das wichtigste, nämlich dass sich Bürger im Landkreis wohlfühlen und sich mit ihm identifizieren, regelmäßig außer Acht gelassen werde. Der Regionalhistoriker Dr. Steffen Raßloff aus Erfurt begleitet die Veranstaltungsreihe, um die Historie Thüringens und seiner Landkreise darzustellen.
Thüringer Geschichtsabriss
Thüringen habe im Vergleich zu den anderen Bundesländern die längste Vorgeschichte und sei vielfach mit Weltkultur ausgestattet, so Raßloff. Daher wolle er betrachten, was genau die Thüringer Geschichte ausmache. Die erste Erwähnung Thüringens datiere sich zurück auf das späte 4. Jahrhundert und im Jahre 531 sei die das Königreich Thüringen bis zur Donau und nach Hessen ausgedehnt gewesen. Das Bundesland Thüringen existiere also nicht, wie oft fälschlicherweise behauptet, erst seit der Wiedervereinigung. Nach dem Zerfall des Königreiches habe sich Thüringen zu einer „Kleinstaatenwelt“ entwickelt, deren Landgrafschaften die dichte Kulturlandschaft mit acht Residenzstädten entscheidend geprägt hätten. 1920 sei dann der Freistaat Thüringen gegründet worden, mit Weimar als Hauptstadt. Die Stadt Erfurt habe nicht zum Freistaat, sondern zu Preußen gehört, da Preußen keine Gebiete hätte abgeben wollen und auch die Einwohner selbst sich nach dem Ersten Weltkrieg eher mit Preußen identifiziert hätten. Das heutige Thüringen sei weitestgehend ähnlich zur Struktur von 1945, die aktuelle Form sei jedoch erst nach der Wende mit der Kreisstrukturreform 1994 gekommen. Das heutige Wappen Thüringens mit dem rot-silbernen Landgrafenlöwen und den acht Sternen beschwöre die Einheit in der Vielfalt in Thüringen und bilde das Kleinstaatengefüge gelungen ab.
Die Geschichte Hildburghausens
Hildburghausen habe zwischen 1680 und 1826 zum Herzogtum Sachen-Hildburghausen gehört, so Raßloff. Das damalige Schloss sei im zweiten Weltkrieg zerstört und die Überreste in der DDR aus politischen Gründen entfernt worden. Beim Bau des Schlosses habe man sich jedoch finanziell übernommen, sodass eine kaiserliche Zwangsverwaltung die Folge gewesen sei. Der Teilungsvertrag zu Hildburghausen aus dem Jahre 1826 habe dann dazu geführt, dass Hildburghausen Gebiete habe abtreten müssen und außerdem sei Herzog Friedrich nach Altenburg gezogen, womit Hildburghausen kein Herzogtum mehr gewesen sei. Der Teilungsvertrag sei bis 1920 gültig gewesen. In der Zeit der DDR habe Hildburghausen zum Bezirk Suhl gehört, was daran gelegen hätte, dass Landkreise i.d.R. an die Parteistrukturen der SED angepasst gewesen seien. Mit der Thüringer Gebietsreform 1994 habe der Landkreis Hildburghausen wieder an Größe gewonnen und sei anhand historischer Gegebenheiten angepasst worden, so Raßloff.
Die Wappen vom Landkreis und der Stadt Hildburghausen
Das Landkreiswappen aus dem Jahre 1994 verbinde mit dem Meißener Löwen und dem sprechenden Wappen der Henneberger Henne, die Geschichte des Herzogtums Sachen-Hildburghausen mit der noch weiter zurückreichenden Historie des Landkreises. Das Stadtwappen sei im 14. Jahrhundert von den Wettiners verändert worden und zeige seit dem den Thüringer Landgrafenlöwen zusammen mit dem Meißener Löwen.
Kreisreformen
Anschließend an den Vortrag von Herrn Raßloff, sprach MdL Kristin Floßmann in ihrem Beitrag über Kreisreformen in der heutigen Zeit und ihre Folgen. Sie betonte noch einmal, dass der Landkreis Hildburghausen bereits seit 150 Jahren bestehe. Im Zuge der angedachten Kreisreform der Thüringer Landesregierung hätten die Bürger Hildburghausen sowie des benachbarten Landkreises Sonneberg Vorbehalte und Zweifel gegenüber dem Projekt gehabt und protestierten entsprechend dagegen. Nach einer Klage der Thüringer CDU-Fraktion sei das vorbereitende Gesetz der Kreisreform vom Landesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt worden, so Floßmann. Dennoch würde diese Thematik immer wieder aufkommen. Wichtig sei es dann, sensibel bei Fusionen vorzugehen, da diese Heimat beeinträchtigen könnten. Für Floßmann sei Heimat der Ort, aus welchem sie stamme und wo sie sozialisiert worden sei. Dieses Gefühl der Verbundenheit dürfe nicht untergraben werden, weil dadurch etwa Auswirkungen auf die Bürgerbeteiligung in der Kommune zu erwarten seien, welche jedoch maßgeblich vom ehrenamtlichen Engagement ihrer Bürger profitieren würden.
Abschließendes Gespräch
In der abschließenden Gesprächsrunde zwischen MdL Floßmann, Steffen Raßloff, Holger Obst und Daniel Braun wurde weiterhin herausgestellt, dass Hildburghausen zwischen 1918 und 1920 zu Meiningen gehört habe und dass die Kirche ein weiterer heimatstiftender Faktor sei. Weiterhin widmete sich die Gesprächsrunde der Frage, was genau passieren würde, wenn ein Landkreis aufgelöst werden würde. Holger Obst stellte hier heraus, dass zunächst das Image der Kommune leiden würde und die Einnahmen der Gewerbesteuer wegfallen würden. Zudem käme es zu Abwanderung, etwa von Kreissparkassen, da sich diese an kommunalen Strukturen orientieren würden. Weiterhin würde aber auch ein „Kümmerer“ vor Ort fehlen, der sich direkt um die Belange der Bürger kümmere. Dies sei mitunter eine Gefahr für die Demokratie, da sich extreme politische Positionen entwickeln könnten. Es sei somit fundamental wichtig, die kleineren, aber auch teureren Strukturen, zu behalten und zu fördern.