Veranstaltungsberichte
Chaker Selmi vom tunesischen Sozialministerium ging während der Eröffnung der dreitägigen Fortbildungssitzungen auf die soziale Arbeit ein. Er stellte einerseits deren Grundlagen dar, die Werte und Prinzipien, auf denen sie aufbaut. Andererseits zeigte er auf, inwiefern sich soziale Arbeit in ihren Inhalten und ihrem Umfang erneuern lässt. Dabei betonte Selmi insbesondere, wie eng die Verbindung von sozialen Programmen und von aus den Menschenrechten abgeleiteten Modellansätzen ist.
Nach den Eröffnungsreden der Veranstalter wandte sich die Fortbildung zunächst den Menschenrechten im Allgemeinen zu: ihren Definitionen, Normen und Prinzipien. Dabei wurde auch das internationale System zum Schutz von Menschenrechten vorgestellt und dessen Beziehung zu nationalen Systemen erläutert. In einem Simulationsspiel wurden die Teilnehmer mit verschiedenen Aspekten konfrontiert, die einen Einfluss auf die tatsächliche Umsetzung von Menschenrechten haben können: individuelle Interessen und Fähigkeiten, aber auch das politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Umfeld. Durch diese Übung wurde unterstrichen, welchen Konflikten sich die Anwendung von Menschenrechten häufig ausgesetzt sieht.
Während noch unter Ben Ali die Menschenrechte in Tunesien häufig missachtet wurden, bewirkte die Revolution von 2010/2011 eine Änderung der Menschenrechtslage. Neben der Gewährung von politischen Freiheiten konnten die Menschen auch in der Praxis zunehmend von ihren Bürgerrechten Gebrauch machen. Mit der im Januar 2014 verabschiedeten Verfassung wurden Freiheiten wie die Meinungs-, Informations- und Versammlungsfreiheit offiziell zu einklagbaren Rechten der tunesischen Bevölkerung. Wenn die Menschenrechtslage in Tunesien auch noch nicht perfekt ist, hat Tunesien in dieser Hinsicht binnen weniger Jahre sehr große Fortschritte gemacht.
Auf den Fortbildungssitzungen ging es in erster Linie um die Frage, wie sich lokales Management und lokale Verwaltung im Einklang mit den Menschenrechten effizient gestalten lassen. Dazu setzten sich die Teilnehmer mit einem auf den Menschenrechten beruhenden strategischen Planungsansatz auseinander. Dieser wurde anhand von Ausführungen über seine Prämissen, Ziele und seine Vorgehensweise erläutert und dahingehend untersucht, welche Möglichkeiten und Methoden er bietet, um lokales Management und lokale Verwaltung zu optimieren.
Gemäß diesem Ansatz sind lokale Strukturen dann effizient und sinnvoll organisiert, wenn sich diese Effizienz in den verschiedenen Ergebnisdimensionen widerspiegelt. Dies lässt sich an der Bilanz der angebotenen Leistungen (z. B. Grad der Kundenfreundlichkeit und Vertrauenswürdigkeit oder der Frequentierbarkeit) ebenso festmachen wie an der Effizienz der führungsinternen Abläufe (z. B. Kosten sowie Verteilung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten). Eine weitere Ergebnisdimension ist die Überprüfung, inwiefern das insgesamt Erreichte und Geleistete den vorgeschriebenen Aufgaben bzw. der vorgegebenen Handlungsstrategie entspricht.
Im Laufe der beiden dreitägigen Fortbildungen hatten die jeweiligen Teilnehmer immer wieder die Gelegenheit, sich selbst in die Gestaltung der Sitzungsplanung einzubringen. In einer Reihe von Gruppenarbeiten, in denen sie sich die zu behandelnden Themen erarbeiteten, Argumentationen schufen und verschiedene Ansätze kritisch hinterfragten, wurden die Teilnehmer selbst gefordert und konnten ihre eigenen Ideen und Interessen in die Fortbildung miteinfließen lassen.