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Veranstaltungsberichte

Hochschulwesen: Zwischen Wissenstransfer und Berufsfähigkeit

von Slim Jaoued
Konferenz zur Lage der Hochschulausbildung, organisiert von der Konrad-Adenauer-Stiftung und Sigma Conseil

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Zum wiederholten Mal luden die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und Sigma Conseil zur Diskussionsrunde „Begegnungen in Tunis“. Das Thema der Veranstaltung im April 2017 war die Situation der Hochschulen und die universitäre Ausbildung in Tunesien. Der Bildungssektor Tunesiens bedarf einer grundlegenden Reform, die eine ausreichende Finanzierung sicherstellt sowie die Lücke zwischen der Hochschulbildung und der Beschäftigungsfähigkeit schließen muss.

2017 gab es einen Rückgang der Ausgaben für die tunesischen Hochschulen: Wurden im Jahr 2016 noch 1,48 Milliarden für den Hochschulsektor bereitgestellt, so ging diese Zahl auf 1,3 Milliarden (4,2% des Gesamthaushaltes) im Jahr 2017 zurück. Insgesamt 263.000 Studierende sind an tunesischen Universitäten eingeschrieben.30.000 Personen studieren in privaten Institutionen davon sind 8000 Studierende nicht-tunesischer Herkunft. Zahlreiche dieser Studenten laufen jedoch Gefahr, nach ihrem Abschluss arbeitslos zu werden: Das Risiko, arbeitslos zu sein, ist unter Hochschulabsolventen dreimal höher als unter Absolventen anderer Ausbildungswege.

Um der Frage der Schuld für die schlechten Zukunftsaussichten von Hochschulabsolventen nachzugehen, führte Sigma Conseil eine Umfrage unter Studenten und Absolventen der Literatur-, Wirtschafts- und Naturwissenschaften durch. Die Befragten sehen in der Expertise des Lehrpersonals (28%) und im kostenlosen Zugang (21%) die Stärken des tunesischen Hochschulsystems. 19% kritisierten den Mangel an finanziellen Mitteln und Ressourcen an tunesischen Universitäten und 18% beklagten die Diskrepanz zwischen der Ausbildung und den Anforderungen des Arbeitsmarktes.

Neben dem staatlichen Bildungssystem hat sich in den letzten Jahren der Sektor der privaten Hochschuleinrichtungen stetig weiterentwickelt. Dies führte zur Entstehung eines Zweiklassen-Systems im Ausbildungssektor und zur weiteren Verschlechterung des öffentlichen Sektors.

Die Sigma Conseil Umfrage stellte klar heraus, dass die Mehrheit der Befragten eine Reform des Hochschulsektors für zwingend und dringend halten: Zum einen müssten mehr finanzielle Mittel und neue Technologien für die wissenschaftliche Forschung bereitgestellt werden. Zum anderen müsse die Studienstruktur modernisiert werden und sich an internationalen Standards (Bachelor, Master) orientieren. Weiterhin sahen die Befragten einen großen Bedarf an einer engeren Betreuung der Studierenden vor und während ihrer Praktika. Die Umfrageergebnisse wurden im weiteren Verlauf der Veranstaltung von Politikern, Professoren, Doktoranten und Journalisten diskutiert.

Für Slim Khalbous, Minister für Hochschulwesen und Forschung, müssten tunesische Hochschuleinrichtungen ihren Bildungsansatz ändern: So müsste die Hochschulbildung über die Vermittlung von technischen Kompetenzen dafür sorgen, dass die Studierenden notwendige Lebenskompetenzen erhielten. Weiterhin forderte er von den Universitäten, sich gegenüber der Wirtschaft und Gesellschaft zu öffnen. Khalbous stimmte den anderen Teilnehmern zu, dass der tunesische Bildungssektor seit vielen Jahren einer Reform bedürfe. Er stellte gleichzeitig die Arbeit verschiedener Regierungskommissionen vor, die an einer Vision für das tunesische Bildungswesen arbeiten. Insgesamt zehn Kommissionen beschäftigen sich mit der Qualität der Hochschulbildung, der Forschung, dem Management von Ressourcen, der Zukunft der Universität und der Pädagogik an tunesischen Bildungsinstitutionen.

Laut Imen Amouri, Präsidentin der Organisation der arbeitslosen Doktoranden, sei die Lage der Doktoranten in Tunesien noch gravierender, da 70% von ihnen keine Arbeit hätten. Sie sprach sich für eine neue Strategie der wissenschaftlichen Forschung aus.

Die Veranstaltung schloss mit der Präsentation der Empfehlungen für ein zukünftiges Hochschulwesen, das Studierende erfolgreich für den Arbeitsmarkt ausbildet.

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