Veranstaltungsberichte
Da in Uganda nach wie vor darüber nachgedacht wird wie natürlichen Rohstoffe am besten gewonnen werden können, bringt die KAS Uganda und Südsudan regelmäßig Interessenvertreter der Regierung, der Wirtschaft, der Rohstoffindustrie, der Zivilgesellschaft und vom staatlichen Institutionen zusammen. Das Ziel dieser jährlichen Konferenzen ist es, den Informationsaustausch voranzutreiben und eine Plattform zu schaffen, die den Austausch und den Dialog fördert. Während die ersten zwei Konferenzen von 2012 und 2013 den ugandischen Diskurs um Best-Practices aus Norwegen und Ghana bereicherten, fokussierte sich die Konferenz von 2014 auf die Besitzverhältnisse und den Gehalt der Ugandischen Öl- und Gasindustrie.
2015 war das Thema der Konferenz “Opportunities in the Extractive Industries and Other Sectors of the Economy; Finding the Balance”. Die Fragen, die diskutiert wurden, waren einerseits wie der Öl- und Gassektor reguliert werden müsste ohne andere Sektoren zu gefährden und andererseits wie der Sektor genutzt werden kann, um nachhaltige Entwicklung anzukurbeln.
Die Eröffnungsrede wurde von Aidan Eyakuze, den Mitgründer und Direktor von Serengeti Adviser und Geschäftsführer von Twaweza East Africa gehalten. In seiner kontroversen Präsentation plädierte er dafür kein Öl in Uganda zu fördern und sich stattdessen stärker auf die Infrastruktur und den Tourismussektor zu konzentrieren. Er behauptete, dass die drei Annahmen, die es für die Regierung lukrativ machen in den Öl- und Gassektor zu investieren, falsch sind.
Die erste Annahme war, laut ihm, dass Öl eine knappe Ressource sei und der Preis für Öl daher hoch ist und bleibt. Er zeigte auf, dass weltweit immense Gasvorräte existieren, die durch neue Technologien wie Fracking und Horizontalbohrverfahren gefördert und genutzt werden können, dass das Gasangebot bereits die Gasnachfrage übersteigt und Länder, die in naher Zukunft Gas exportieren werden – wie die USA – langfristig ihre Energiequelle wechseln werden. Daher wird Öl immer irrelevanter.
Die zweite Annahme, die Herr Eyakuze zurückwies, war, dass die Nachfrage nach Öl unersättlich ist und daher Uganda nie Probleme haben würde, Exportmärkte zu erschließen. Betrachtet man laut ihm jedoch andere Akteure in dem Sektor, wie Nigeria, Saudi Arabien, Katar, Russland und möglicherweise auch bald die USA, spielt Uganda im Energiesektor eine so kleine Rolle, dass Investitionen in Ugandas Rohstoffindustrie keine attraktive Investitionsmöglichkeit darstellen. Darüber hinaus wird Öl und Gas aus Nachhaltigkeitsüberlegungen und Umweltfreundlichkeit mit der Zeit unattraktiver werden, da der Fokus stärker auf den erneuerbaren Energien liegen würde.
Die dritte Annahme, die er nannte, war, dass Uganda bald „im Geld schwimmen“ würde. Allerdings führe das Leihen von Geld, um Öl und Gas zu fördern, normalerweise zu ernsthaften Problemen, welche die Wirtschaft des Landes gefährdeten. Als Beispiele nannte er Ghana und Tansania, welche beide stark verschuldet seien und unter Wirtschaftskrisen litten.
Basierend auf diesen drei Annahmen und den Daten, die Herr Eyakuze nannte, kam er zu dem Schluss, dass Öl nicht als treibende Kraft für eine zukünftig wachsende Ugandische Wirtschaft gesehen werden darf, sondern vielmehr als optionale Kraft. Er merkte an, dass starke Investitionen in die Infrastruktur Tourismus und Handel antreiben. Dies wären langfristig gesehen bessere und deutlich nachhaltigere Investitionen.
Drei Diskussionsteilnehmer_innen erörterten die einführende Präsentation: Amos Wekesa, Hauptgeschäftsführer von Great Lakes Safari und Mitglied des Uganda Tourism Board, Irene Ssekanza, Koordinator von Greenwatch und Gilbert Kamuntu, Senior Commercial Advisor von Tullow Oil.
Während Herr Wekesa und Frau Ssekanya sich darüber einig waren, dass Öl und Gas viel zu euphorisch betrachtet würde – auf Kosten des Umwelt- und Tourismussektors – plädierte Herr Kamuntu dafür, dass Öl ein Katalysator für die Entwicklung des Tourismus- und des Agrarsektors sein kann. Die größten Bedenken, die Frau Ssekanya hatte, war der Mangel an Aufsicht über den Ölsektor in Gestalt von fehlenden Studien zu Umweltauswirkungen und die Förderung von Öl in Naturschutzgebieten. Herr Wekesa stimmte zu, dass der Tourismussektor stark unter der Ölförderung in Nationalparks leiden wird und erklärte, dass es deutlich nachhaltiger sei in den Tourismussektor zu investieren, da Uganda über einzigartige Möglichkeiten im Bereich Safaris und Bird-Watching verfüge.
Nach der Podiumsdiskussion wurde die Diskussion für das Publikum geöffnet. Hier wurde vor allem die Frage wie Investitionen in die Infrastruktur und den Tourismus finanziert werden könnten, diskutiert. Im Allgemeinen konnten sich die Teilnehmer der Konferenz darauf einigen, Investitionen in die Infrastruktur und in den Tourismussektor als wünschenswert zu betrachten, sowie den Schutz der Umwelt zu gewährleisten, anstatt sich allein auf die Öl- und Gasproduktion zu fokussieren und zu hoffen, dass diese keine anderen Sektoren beeinträchtigt.