Veranstaltungsberichte
Im Camp versammelten sich 106 Kinder aus der Ukraine, Georgien und Moldau. Ukrainische Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind Teenager, die vorwiegend von den umkämpften Gebieten aus der Ostukraine kommen, sowie Kinder aus den Familien von Binnenflüchtlingen. Georgische und moldauische Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen hingegen aus den Gebieten eingefrorener Konflikte (Abchasien und Transnistrien entsprechend). Um die Zielgruppe zu erweitern, ließ man nur 10% der Teilenehmer aus dem letzten Jahr am Europa-Camp 2017 teilnehmen.
Im Laufe von beinahe zwei Wochen lernten die Teilnehmer, eingebettet in die malerische Natur von Karpaten, in spielerischer Form europäische Werte kennen. Jeder Camp-Tag wurde einem konkreten Thema gewidmet: Demokratie, Wahlen, Menschenrechte, Umwelt, Kultur und Religion, soziales Engagement, Berufe in der Zukunft, Medien und Selbstverwaltung. Mit Hilfe von informellen Bildungsmethoden lernten Jugendliche politische Leitbilder, führten Wahlsimulationen durch, machten sich mit den wichtigen Menschenrechten bekannt, versuchten Müll zu trennen und Ressourcen umweltschonend einzusetzen, setzten sich mit der europäischen Kultur aus verschiedenen Zeitepochen auseinander, traten in Kommunikation mit „lebendigen Büchern“ (indem sie ein Gerontologie-Zentrum, eine Spenderorganisation, Internate, Haftanstalten und ein Reha-Zentrum für Drogensüchtige besuchten), versuchten sich in die Berufe der Zukunft kreativ hineinzudenken, diskutierten über Fake-Nachrichten, modellierten eigene soziale Start Ups und regelten die Arbeitsorganisation im Camp selbständig.
Das Konzept des Projektes „Europa-Camp“, dem die Idee der europäischen Integration über die Erziehung der europäischen Jugend in der Ukraine zu Grunde liegt, ist einmalig. Außerdem richtet sich das Projekt auf die Kinder, die wegen der ungünstigen politischen Situation in ihren Ländern oft keinen Zugang zu solchen Bildungsmaßnahmen haben. Nach Meinung des Ideengebers des Camps und des Vize-Präsidenten des ukrainischen Kongresses der nationalen Gemeinschaften, Josif Ziesels ist das Projekt berufen, Jugendliche zu aktivieren und alles dafür zu tun, dass dieser Aktivismus auch nach der Rückkehr erhalten bleibt. Die Camp-Leiterin Tetjana Muratkina ist überzeugt, dass das Camp künftige Meinungsführer erzieht und dass dabei das Grundstein des Vertrauens in sich selbst und der Verantwortung für sich selbst gelegt wird, mit der dann die Verantwortung für den Staat anfängt. Die Erfahrungen zeigen: nachdem die Jugendlichen am Projekt teilgenommen haben, werden sie aktiver, beteiligen sich an der schulischen Selbstverwaltung und werden Mitglied in Jugendorganisationen. Die Teilnehmer des Projektes selbst sagen, dass jeder Tag im Camp für sie einen gewissen Teil Europas eröffnete. Sie sind überzeugt, dass das Europa-Camp dafür geschaffen wurde, dass in der Ukraine ebenfalls europäische Kultur entsteht. „Man bringt uns das Verhaltensmodell eines europäischen Bürgers bei“, so wurde das Projekt von einem Teilnehmer beschrieben.