Nach einleitenden Worten von Tim B. Peters, Leiter der KAS Ukraine (Kiew) und Oleksandr Zajets, Direktor des Instituts für religiöse Freiheit, zum aktuellen Pandemiegeschehen und den Hygieneregeln der Veranstaltung erfolgte ein Online-Impulsvortrag von Dr. Regina Elsner vom Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) in Berlin, in dem sie die Reaktion der Religionsgemeinschaften in der Ukraine und Osteuropa vergleichend reflektierte. Herr Zajets schloss daran mit einer ausführlichen Analyse der frühen Pandemiephase und der Interaktion ukrainischer Religionsgemeinschaften untereinander sowie mit Staat und Gesellschaft an. Herr Zajets hatte zu diesem Thema ebenfalls einen Beitrag für die KAS-Publikationsreihe „Blickpunkt Ukraine“ erstellt, den Sie hier auf Deutsch lesen können.
Die staatlichen Restriktionsmaßnahmen des Frühjahrs, die bei einigen Gläubigen aufgrund der historischen Erfahrung der Unterdrückung von Religionsgemeinschaften in der Sowjetunion große Sorgen hervorgerufen hatten, waren das Thema des nächsten Panels, das durch einen Impuls von Iwan Zorja, (Jewstratij) Erzbischof von Tschernihiw und Nishyn der Orthodoxen Kirche der Ukraine eingeleitet wurde. Patricia Ehret, Referentin der Konrad-Adenauer-Stiftung für Kirchen und Religionsgemeinschaften, schuf hierzu einen Vergleichsrahmen zur Situation und staatlichen Reaktion in Deutschland.
Genauso waren die Glaubensgemeinschaften in der Ukraine und Deutschland einer Welle von verzerrten oder komplett falschen Nachrichten über die Pandemie und die Reaktion einiger Kongregationen ausgesetzt, die das gesellschaftliche Klima teilweise belasteten. Im anschließenden Austausch wurde die Kommunikationsstrategie seitens der ukrainischen Regierung kritisch reflektiert, aber auch erfolgte Verbesserungen im Austausch zwischen Staat, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften gewürdigt.
Ein großes Thema des Workshops betraf den Erfahrungsaustausch zur Anpassung der Religionsgemeinschaften an plötzlich unmögliche oder nur stark eingeschränkte Präsenzformate. Hier stellte zunächst Erzpriester Olexa Petriw, Leiter der Abteilung für internationale Beziehungen der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, seine Schlüsse vor, worauf Pfarrer Wolfang Loest von der Lippischen Landeskirche aus Deutschland mit einem Impuls folgte. In der darauffolgenden Diskussion wurden positive Erfahrungen mit Onlineformaten reflektiert; denn gerade hier war es oft gelungen, auch online Gemeinschaft herzustellen und Menschen zu verbinden. Gleichzeitig stellten von Natur aus persönliche Formate wie die Seelsorge oder die Eucharistie die Religionsgemeinschaften vor Herausforderungen.
Die Pandemie stellte aber nicht zuletzt auch Pilger und Flüchtlinge vor große Herausforderungen, da religiöse Stätten wie Uman zum jüdischen Neujahrstag (Rosch Haschanah) und sichere Aufnahmestellen gar nicht oder nur unter erheblichen Schwierigkeiten erreicht werden konnten. Dies stellten Henadij Biloryzky, Rechtsberater des Obersten Rabbiners von Kiew und der Ukraine und Rustam Hafuri von der Geistigen Verwaltung der Muslime der Ukraine in ihren Vorträgen heraus.
Alle Teilnehmer hoben zuletzt die Notwendigkeit eines weiteren engen Austauschs unter den Religionsgemeinschaften hervor, um den Herausforderungen der Pandemie effektiv begegnen und gleichzeitig die freie Religionsausübung aller Gläubigen sicherzustellen zu können