Veranstaltungsberichte
Insgesamt versammeln sich im Camp 61 Kinder aus der Ukraine und Georgien. Der größte Anteil sind ukrainische Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 12 und 16 Jahre alt, die vorwiegend von den umkämpften Gebieten aus der Ostukraine kommen (Marijnka, Krasnohoriwka, Sewerodonezk), sowie Kinder aus den Familien von Binnenflüchtlingen die nun in Kiew, Lwiw oder Tscherkassy leben und einige georgische TeilnehmerInnen aus Tiflis. Die positive Resonanz aus den Euro-Camps im Sommer 2016 und 2017 führte dazu, dass im Jahr 2018 erstmals auch im Winter ein einwöchiges Ferienlager stattfindet – zusätzlich zu dem für Sommer 2018 geplanten Camp.
Die wunderschöne Natur in den Karpaten bietet für die Teenager eine ruhige und entspannende Umgebung, oft im Gegensatz zu ihrem beschwerlichen Alltag, um sich spielerisch den europäischen Werten anzunähern. Das einwöchige Programm widmet sich jeden Tag neuen Themenbereichen die durch unterschiedliche Formate vermittelt werden. Die Themen reichen diesmal von europäischer Kultur im 20. Jahrhundert, über Medien und Politik, Menschenrechte bis hin zu sozialer Inklusion. In kleinen Gruppen lernen die TeilnehmerInnen durch Rollenspiele europäische Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts kennen und erarbeiten anhand von Bildern verschiedene Kunststile wie Dadaismus, Popart, Kubismus und Surrealismus. An dem Tag zu Politik und Medien wurden beispielsweise politische Werbungen und Wahlkampfvideos aus den USA, Europa, der Ukraine und Russland gezeigt und analysiert, sowie das Bewusstsein zu hybrider Kriegsführung und Desinformation geschärft. In Workshops an den Nachmittagen wird neben einem Literatur- und Filmklub auch Medien und Theater angeboten, sowie ein Streifzug durch die Geschichte und ein Ukrainisch Sprachkurs für die hauptsächlich russischsprachigen Teilnehmer. An dem letzten Tag geht es um soziale Inklusion von Menschen mit Behinderungen oder psychischen Störungen, Obdachlose, sowie um Drogenabhängigkeit. Die unterschiedlichen Formate und das abwechslungsreiche Programm haben die Teilnehmerinnen begeistert und zu eigenständigem Denken, Reflexion und konstruktiven Beiträgen angeregt.
Das Konzept des Projektes „Europa-Camp“, dem die Idee der europäischen Bildung einer europäischen Jugend in der Ukraine zu Grunde liegt, ist einmalig. Außerdem richtet sich das Projekt an Kinder, denen aufgrund der ungünstigen politischen Situation in ihren Ländern oft keinen Zugang zu solchen Bildungsmaßnahmen gewährleistet wird. Nach Meinung des Ideengebers des Camps und des Vize-Präsidenten des ukrainischen Kongresses der nationalen Gemeinschaften, Josif Ziesels ist das Projekt berufen, Jugendliche für gesellschaftliches Engagement zu begeistern und diese Einstellung auch nach der Rückkehr beizubehalten. Die Camp-Leiterin Tetjana Muratkina ist überzeugt, dass das Camp künftige Meinungsführer erzieht und dabei der Grundstein für Selbstvertrauen und Selbstverantwortung gelegt wird, mit der dann die Verantwortung für den Staat anfängt. Die Erfahrungen geben ihr Recht: nachdem die Jugendlichen am Projekt teilgenommen haben, werden sie engagierter, beteiligen sich an der schulischen Selbstverwaltung und werden Mitglied in Jugendorganisationen. Durch kontinuierliche Weiterentwicklung des Programms wurden die aktuellsten Themen miteinbezogen und erfolgreiche Formate gefestigt. Die Jugendlichen selbst sagen, dass jeder Tag im Camp für sie einen gewissen Teil Europas eröffnet. Sie sind überzeugt, dass das Europa-Camp dafür geschaffen wurde, dass vor allem im Osten der Ukraine ebenfalls eine europäische Kultur entsteht.