Veranstaltungsberichte
Bis zu 150 000 ethnische Ungarn, 30 000 ethnische Rumänen, 14 000 Roma, 5000 ethnische Slowaken, 3500 ethnische Deutsche sowie viele weitere Minderheiten leben in der Region Transkarpatien. Es gibt über 100 Schulen, in der auch Unterricht auf Sprachen der Minderheiten stattfindet, allen voran auf Ungarisch. In der Region finden sich außerdem über 1500 religiöse Gemeinschaften. Transkarpatien ist in der Tat eine multi-ethnische und multi-religiöse Region, die sehr enge Beziehungen zu den Nachbarländern Rumänien, Slowakei und Ungarn hat.
Dass Transkarpatien als Modellregion des Zusammenlebens gelten kann, hat ohne Zweifel auch mit der Vielzahl an Kulturzentren und -vereinen zu tun, die in der Region gesellschaftlich aktiv sind. Darüber berichteten Vertreter der Minderheiten im Rahmen des Symposiums. Doch auch aktive Minderheitenpolitik darf nicht vernachlässigt werden, wie die Parlamentsabgeordneten und Regierungsvertreter für Fragen der Minderheiten und religiösen Gruppen klarstellten. Die Dezentralisierungsreform in der Ukraine wird außerdem mehr Rechte und Verantwortung auf die lokale Ebene verlagern, so dass Minderheiten in Transkarpatien mit mehr Mitspracherecht bei Kommunalthemen rechnen können.
Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, MdB Hartmut Koschyk, unterstrich in seiner Festrede in der ehemaligen Synagoge von Uschhorod, dass von erfolgreicher Minderheitenpolitik nicht nur die Minderheiten selbst, sondern auch die Mehrheitsbevölkerung von den bilingualen und bikulturellen Kompetenzen der nationalen Minderheiten profitiert. Herr Koschyk betonte auch die Bedeutung der Akzeptanz durch die Mehrheitsgesellschaft: "Die Angehörigen der nationalen Minderheiten müssen sich innerhalb der Mehrheitsgesellschaft im Wortsinne „akzeptiert“, also angenommen fühlen. (...) Aus der echten Akzeptanz erwächst (...) die Bereitschaft, dass Angehörige religiöser und ethnischer Minderheiten ihre kulturellen Wurzeln nicht verbergen oder gar verleugnen müssen." Die Festrede des Bundesbeauftragten Hartmut Koschyk ist in voller Länge hier abrufbar. Der Vertreter des ukrainischen Kulturministerium Andrii Jurasch betonte, dass die Zusammenarbeit mit der deutschen Bundesregierung und der deutschen Minderheit in der Ukraine auf einem ganz neuen Niveau angelangt sei, was sich auch am Jahr der deutschen Sprache in der Ukraine und der ukrainischen Sprache in Deutschland 2017 zeigt.
Am zweiten Tag der Veranstaltung besuchten die Teilnehmer das deutsche Kulturzentrum „Palanok“ in Mukatschewe. Im Anschluss daran konnte ein jüdischer Friedhof besucht werden, der im Rahmen des KAS-Projekts "Restaurierung jüdischer Friedhöfe in Osteuropa" im Jahr 2015 restauriert wurde.
Die Reden und Ergebnisse des Symposiums sind im Tagungsbands zusammengefasst. Der Rat der Deutschen in der Ukraine hat einen ausführlichen Videobeitrag mit Interviews (auf Deutsch) zum Symposium erstellt. Der ukrainische Fernsehsender Tysa-1, der ein mehrsprachiges Fernsehprogramm in Transkarpatien anbietet, berichtete in den Abendnachrichten über das Symposium (auf Ukrainisch).
Das Symposium wurde gemeinsam vom KAS-Auslandsbüro Ukraine und Ungarn sowie dem Rat der Deutschen in der Ukraine organisiert.