Veranstaltungsberichte
Thibault Mezergues, Programmdirektor des Internationalen Republikanischen Instituts (IRI), debattierte im Rahmen einer Paneldiskussion zu Beginn der Veranstaltung mit hochrangigen Vertretern von YEPP. Die Hanns-Seidel-Stiftung und IRI unterstützten ebenfalls die Konferenz.
Anschließend wurden die Teilnehmer von Konstantinos Kyranakis (YEPP-Präsident), László Böröcz (Präsident von Fidelitas), Lőrinc Nacsa (Präsident der Jungen Christlich Demokratischen Union) und Frank Spengler (Leiter des Auslandsbüros Ungarn der Konrad-Adenauer-Stiftung) begrüßt.
Die Konferenz fand vor dem Hintergrund einer steigenden Jugendarbeitslosigkeit in Europa statt. Der europäische Durchschnitt erwerbsloser Jugendlicher liegt bei 20%. Das bedeutet, dass jede fünfte Person unter 25 Jahren in Europa ohne Anstellung ist. Ungarn liegt mit 14,2% zwar noch unter dem europäischen Durchschnitt, doch auch diese Prozentzahl ist sehr hoch. Für die Verbesserung der beruflichen Perspektiven der Jugend ist es daher unabdingbar, die Arbeitsmobilität in Europa zu erhöhen. Die Bereitschaft der arbeitssuchenden jungen Erwachsenen dazu ist gegeben. Laut einer Eurobarameter Umfrage der europäischen Kommission aus dem Jahr 2009 können sich fünf von zehn erwerbslosen Europäern vorstellen, im Ausland zu arbeiten. Die tatsächliche Arbeitsmobilität in Europa ist jedoch wesentlich geringer.
Zu dieser wichtigen Thematik referierten György Schöpflin (MdEP, Koordinator der EVP im Ausschuss für konstitutionelle Fragen) und Kinga Gál (Vizepräsidentin der EVP, MdEP) unter der Fragestellung „Labour mobility within a safe European Union“. Beide Referenten betonten besonders die Bedeutung offener Grenzen im Schengenraum für das europäische Projekt. Dies sei eine Errungenschaft der EU, die auch unter den derzeitigen Umständen nicht eingeschränkt werden dürfe, so Gál. Außerdem stellten beide die Relevanz von Bildung als europäisches Ziel in den Vordergrund, ohne die Arbeitsmobilität und Integration unmöglich sei. Im Anschluss an die Vorträge debattierten die Parlamentarier mit den YEPP-Delegierten.
Ein besonderer Höhepunkt war der Beitrag von Tibor Navracsics, Europäischer Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, der Einblicke in seine Arbeit vermittelte. In seiner Rede über „Youth politics in the service of job creation and youth mobility“ identifizierte er drei Problemfelder, vor denen die heutige Jugend stünde: Wirtschaftskrise, Sozialkrise und Identitätskrise. Obwohl die junge Generation die vermutlich am besten ausgebildete Generation sei, stünden ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt doch wesentlich schlechter als bei früheren Generationen. Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa sei hoch und dürfe von der derzeitigen Politik nicht übersehen werden. Es müsse ein besonderes Augenmerk auf Bildungsgerechtigkeit im Jugendalter gelegt werden, damit alle jungen Arbeitnehmer dieselben Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten und vorbereitet seien auf das Arbeitsleben: „Eine gehobene Bildung in allen Mitgliedstaaten und funktionsfähige Arbeitsmärkte ermöglichen den Übergang von Lehre zur Arbeit“ und würden die Voraussetzungen für Arbeitsmobilität schaffen, so Navracsics. Diese Maßnahme sei auch förderlich, um der sozialen Krise zu begegnen. Einen Arbeitsplatz zu haben sei ein wichtiger Bestandteil von Integration, der gerade in Bezug auf die Flüchtlingsproblematik nicht unterschätzt werden dürfe. Die Feststellung einer Identitätskrise der europäischen Jugendlichen, mit Fragen über Werte und Gemeinschaft in Europa, leitete direkt über zu dem nächsten Thema der Konferenz: Europäische Identität.
Hierzu diskutierten Katalin Novák (Staatssekretärin für Familie und Jugend im Ministerium für Humanressourcen) und Balázs Orbán (Forschungsdirektor der Századvég Stiftung) in Bezug auf die Fragestellung: „The mobile generation: How young Europeans are shaping the new European identity“. Novák appellierte, ein familiengerechteres Europa zu schaffen. Sie sprach vor allem über die Relevanz eines familienfreundlichen Arbeitsumfeldes, damit Arbeitsmobilität gelebt werden könne. Dazu bedarf es laut Novák allerdings nicht einer europäischen Lösung, sondern vielmehr einer individuellen Strategie. Orbán bettete das Thema in einen größeren Zusammenhang ein. Er sprach von einer vierten „Revolution“, um den drei Krisen zu begegnen. Die junge Generation müsse Europa neu formen und erfinden, damit die EU gestärkt aus ihren Problemen hervorgehen könne: „Eine neue europäische Identität muss geschaffen werden“, so Orbán.
Am Abend konnten die Konferenzteilnehmer bei einer Schifffahrt mit dem Abgeordneten der Ungarischen Nationalversammlung und früherem Präsident der IKSZ, István Hollik, über die aktuelle Migrationsdebatte diskutieren.
Der Samstag begann mit einer Rede des internationalen Direktors der Stiftung für ein bürgerliches Ungarn (PMA) Ernő Schaller. Am Mittag fand eine Diskussion mit dem früheren YEPP-Präsidenten (2011-2013) und heutigen Staatssekretär für parlamentarische Angelegenheiten Csaba Dömötör statt, bei der sich die Teilnehmer ein weiteres Mal über aktuelle politische Themen austauschen konnten.