Veranstaltungsberichte
Eröffnet wurde das Symposium von Peter Arady-Beöthy, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung „Verbrechen des Kommunismus“. Er wies darauf hin, dass es einer genauen Aufarbeitung der Vergangenheit bedarf, um Geschichtsfälschungen vorzubeugen. Anschließend begrüßte Frank Spengler, Leiter des Auslandsbüros Ungarn der Konrad-Adenauer-Stiftung die Teilnehmer und betonte, dass der Eiserne Vorhang nicht nur eine Metapher, sondern ein „menschenverachtendes Bollwerk“ gegen die Bevölkerungen Mittelosteuropas war. Anschließend hielt der parlamentarische Staatssekretär im Ministerium für Humanressourcen, Bence Rétvári, ein Grußwort. Er beschrieb die von den Sozialisten errichtete Mauer als selbstentlarvend, da Zäune und Mauern normalerweise immer zur Abwehr eines äußeren Feindes errichtet werden, in diesem Fall diese sich aber gegen die eigene Bevölkerung richtete.
Als erster Vertreter der Wissenschaft leitete Dr. Mária Schmidt, Generaldirektorin des Museums Haus des Terrors, in das Thema ein. Sie zeichnete einen genauen Abriss der Geschichte der Grenze zwischen Ost und West, beginnend mit dem 1. Weltkrieg. Besonderen Fokus legte sie dabei auf die Entwicklungen während des zweiten Weltkrieges und der Aufteilung Europas in Einflusssphären durch die Alliierten.
Ihr folgte das erste Panel des Symposiums, bei dem Dr. István Orgoványi, Historiker am Historischen Archiv der Staatssicherheitsdienste Ungarns und Dr. Maria Nooke, Stellv. Direktorin der Stiftung Berliner Mauer, über die Auswirkungen der Grenze auf die Gesellschaft und die Wirtschaft der verschiedenen Staaten sprachen. Orgoványi referierte in seinem Vortrag detailliert über die Geschichte der Grenze in Ungarn und beschrieb einige spektakuläre Fluchtversuche. Anschließend präsentierte eine Schülergruppe aus Grimma ihr zweijähriges Filmprojekt, das sich mit dem Paneuropäischen Picknick in Sopron beschäftigte. Zum Ende des Panels befasste sich Frau Nooke mit der Situation in Berlin und mit dem Leben an der Berliner Mauer. Dabei erläuterte sie die Entwicklung, die Hintergründe und den Schrecken der Mauer anhand zweier persönlicher Schicksale.
Im zweiten Panel des Symposiums befassten sich Dr. Krisztina Slachta, Historikerin und Soziologin am Historischen Archiv der Staatssicherheitsdienste Ungarns und Prof. Dr. Hans-Joachim Veen, Stiftung Ettersberg, mit Vergangenheitsaufarbeitung und den daraus folgenden Rückschlüssen für zukünftige Generationen. Slachta thematisierte dabei die Spuren, die der Eiserne Vorhang an der Grenze hinterließ und zeigte positive aber auch negative Beispiele für den Umgang der grenznahen Bevölkerung mit diesem Erbe. Veen befasste sich in seinem Vortrag speziell mit dem Terminus „Aufarbeitung“ und legte dar, wie diese im Umgang mit der SED-Diktatur in Deutschland erfolgte. Anschließend stellten sich die Referenten den Fragen des Publikums.
Zum Abschluss hielt Gergely Gulyás MdNV, Vizepräsident der Ungarischen Nationalversammlung ein Schlusswort, in dem er den Zynismus des kommunistischen Regimes herausstellte, das den Mauerbau als „Sieg des Friedes“ darstellte, in Wahrheit jedoch Europa fast 40 Jahre lang teilte. Der Gedankenaustausch konnte im informellen Rahmen während eines Empfangs fortgesetzt werden.