Die Ergebnisse der Studie, die seit einigen Jahren immer im Herbst durchgeführt wird, wurde vom Direktor der Nézőpont Gruppe, Ágoston Mráz, vorgestellt. Anders als in den vergangenen Jahren fand die Veranstaltung aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen diesmal nur mit einigen geladenen Journalisten statt, die im Anschluss an die Vorstellung der Ergebnisse ihre Fragen stellen konnten.
Die Umfrage wurde im Spätsommer 2020 mit insgesamt 1.000 Personen durchgeführt. Die positive Meinung der Deutschen über das Land Ungarn ist im Vergleich zum vergangenen Jahr laut der Studienauswertung von 45% auf 72% gestiegen. Diese enorme Steigerung führte Direktor Mráz unter anderem auf den Besuch von Angela Merkel anlässlich des Paneuropäischen Picknicks im Vorjahr zurück, der gewissermaßen eine Neubewertung der bilateralen Beziehungen eingeleitet habe. Etwa zwei Drittel der Ungarn hätten eine gute Meinung von Deutschland, was in etwa dem Wert des Vorjahres entspricht. Ebenfalls bemerkenswert hoch ist die Akzeptanz für Menschen aus dem jeweils anderen Land, sowohl in Deutschland, als auch in Ungarn. In beinahe allen Kategorien dieses Aspekts lagen die Werte bei etwa 70%.
Mráz bemerkte in der deutschen Medienberichterstattung eine zunehmende Bestätigung eines negativen Ungarnbilds: Von über 4.000 Medienberichterstattungen, die Ungarn thematisierten, vermittelten über 3.700 ein negatives, etwa 400 ein neutrales, und nur etwas mehr als 300 ein positives Ungarnbild. Diesen Trend bemerkte auch Kálnoky. Er meinte, dass die Berichterstattung in den sozialen Medien die Ursache dafür sein könnte.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Umfrage jedoch steigende Werte in der Wahrnehmung der bilateralen Beziehungen von ungarischer Seite, jedoch einen leichten Rückgang aus deutscher Perspektive. Dies sei laut Mráz vor allem auf negativ behaftete politische Themen wie etwa Migration zurückzuführen.
Befragte beider Nationalitäten wünschten sich eine Ausweitung der Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern. Die Ungarn sehen vor allem Wirtschaft als einen Bereich für eine zukünftige bessere Zusammenarbeit, wobei die Deutschen mehr Potenzial in den Bereichen Migrationspolitik und Klimapolitik sehen.
Im Anschluss an die Vorstellung der erhobenen Daten kommentierte Frank Spengler die Ergebnisse und bedankte sich beim Nézőpont Institut für die Aufschlüsselung der Umfrageergebnisse, die ein wenig „Licht in den Zahlendschungel” gegeben hätten. Er hob vor allem die positive Entwicklung der bilateralen Beziehungen trotz vieler Streitthemen hervor und betonte, dass sich die Konrad-Adenauer-Stiftung auch gerade deswegen weiterhin ihre Aufgabe in der Schaffung von bilateralen Plattformen für einen Gedankenaustausch sehe. Ebenfalls stellte er heraus, dass die Meinung der Menschen zu den bilateralen Beziehungen ein Stück weit auch ein „Spiegelbild der Innenpolitik” seien. Es sei elementar, auch in Zukunft mit einander ins Gespräch zu kommen, um eben diese Hintergründe besser zu verstehen.
Kálnoky stellte ebenfalls fest, dass man erleichtert sein könne, die positive Entwicklung der Zahlen zu beobachten. Sie seien ein Zeichen dafür, dass die Stimmung nicht mehr so angespannt sei und die Menschen einander wieder mehr akzeptierten. Er schloss sich Herrn Spengler und seiner Einschätzung an, dass Jugendarbeit – z.B. die Arbeit des Deutsch-Ungarischen Jugendforums - und Investition in die Zukunft ein wichtiger Schritt zur Erhaltung und Verbesserung der bilateralen Beziehungen seien.
Die anschließende Fragerunde der anwesenden Journalisten behandelte sowohl die Studienergebnisse, als auch damit verknüpfte aktuelle Themen zum Stand und zur Entwicklung deutscher, ungarischer und europäischer Politik.