In seiner Eröffnungsrede zog Herr Winzer eine Bilanz der wichtigsten Ereignisse dieses Jahres, wie dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und dessen Auswirkungen auf die Arbeit der KAS. Er erwähnte aber auch die Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-ungarischen Freundschaftsvertrags, einem Meilenstein in den deutsch-ungarischen Beziehungen. Die Wahlen in Ungarn und die außenpolitische Lage der EU, wie die Beziehungen zu Russland und China brachten viele neue Abreitsaufträge der Stiftung. Er erinnerte daran, dass sich im nächsten Jahr der Volksaufstand in der DDR zum 70. Mal jährt, was auch ein gemeinsamer Punkt in den deutsch-ungarischen Beziehungen ist, da beide Länder auch hier gemeinsame Erfahrungen teilen. Anschließend gratulierte er den diesjährigen KAS-Stipendiaten und dankte den anwesenden Gästen und Partnerinstitutionen für die gemeinsame Arbeit und die gemeinsamen Erfolge.
Botschafterin Frau Gross sagte, dass Politik und Diplomatie zwar auch eine wichtige Rolle in den deutsch-ungarischen Beziehungen spielen, diese Beziehungen aber viel tiefer, älter und komplexer sind als die politischen Beziehungen. Auch die zivilen, gesellschaftlichen und familiären Beziehungen zwischen den beiden Ländern spielen eine wichtige Rolle. Dies ist die Grundlage, auf der gegenseitiges Verständnis und Sympathie aufgebaut werden. Diese Sympathie hält auch dann an, wenn das gegenseitige Verständnis manchmal geschwächt ist. Es sollte nie vergessen werden, dass Ungarn und Deutschland Partner sind, sowohl bilateral, als auch auf der Ebene der Europäischen Union und der NATO, und dass es eine emotionale Verbundenheit zwischen den beiden Völker über das Politische hinausgibt, die gepflegt und bewahrt werden muss. Sie betonte ausdrücklich, dass diese Freundschaft für Deutschland sehr wichtig sei. Stipendiaten der KAS und Studenten der Andrassy-Universität seien hervorragende Bindeglieder zwischen beiden Ländern, um zur Weiterentwicklung dieser freundschaftlichen Beziehungen beizutragen.
Der Abgeordnete Herr Bareiss beglückwünschte die Stipendiaten und drückte seine große Freude darüber aus, bei der Stipendienverleihung in Budapest dabei zu sein und dass solche Veranstaltungen nach dem Ende der Corona-Pandemie endlich wieder stattfinden können. Er dankte den Stipendiaten für ihr Engagement und Einsatz für die deutsch-ungarischen Beziehungen. Er dankte auch den Ungarn für ihren historischen Beitrag zur Wiedervereinigung Deutschlands und dazu, dass Europa heute in Einheit und Frieden leben kann. Er erklärte, dass wir uns den gemeinsamen Herausforderungen gemeinsam stellen müssen, und obwohl in der vergangenen Zeit leider viele Meinungsverschiedenheiten aufgetreten sind, müssen wir Schritt für Schritt ein vertrauensvolles Verhältnis wiederherstellen. Er dankte der KAS für die Arbeit, die als Brücke zwischen den beiden Ländern fungiert, und die einen großen Beitrag zur Verständigung zwischen den beiden Ländern leistet.
Schließlich sprach Minister Navracsics zum Publikum. Er sagte, dass die Zeit zu kurz sei, um eine tiefere Analyse der Zukunft der deutsch-ungarischen Beziehungen zu geben, da diese von vielen Dingen beeinflusst werden. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass die deutsch-ungarischen Beziehungen mindestens tausend Jahre zurückreichen und führte als Beispiel die Tatsache an, dass der ungarische König und Staatsgründer Stephan I. auch eine bayerische Prinzessin geheiratet hat. Er sagte, dass Deutschland und der deutschsprachige Raum für die Ungarn schon immer als Unterstützung und kulturelles Vorbild gedient haben. In der Vergangenheit war Deutsch die Sprache des ungarischen Adels, und es war üblich, dass ungarische Studenten und Berufstätige nach dem Abschluss ihres Studiums in Ungarn einige Jahre in Deutschland studierten. Die kulturellen Beziehungen zwischen den beiden Völkern sind daher sehr eng. Auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind sehr gut. Viele deutsche Unternehmen investieren in Ungarn, was bedeutet, dass so viele Ungarn für ein deutsches Unternehmen arbeiten, wie eine Komitatshauptstadt. Die politischen Beziehungen sind aber komplizierter. Der Minister hielt es für sehr wichtig, dass wir miteinander und nicht übereinander sprechen. Die Ungarn müssten verstehen, dass sich Deutschland nicht mehr als mitteleuropäisches Land, sondern als westliches Land verstehe und sich daher neben Mitteleuropa auch mit globalen Fragen und Herausforderungen befasse. Aber die Deutschen sollten sehen, dass Ungarn sensibler für seine nationale Souveränität und seine nationalen Werte ist als Deutschland sei, weil diese eine viel kleinere Nation ist, die aber trotz seiner historischen Tragödien immer noch hier ist. Abschließend brachte er die Hoffnung zum Ausdruck, dass die beiden Nationen mindestens tausend Jahre lang gute Beziehungen unterhalten werden.
Im Anschluss an die Reden erhielten die diesjährigen KAS-Stipendiaten ihre Anerkennungsurkunden. Der Abend endete mit einem Stehempfang, wo die Partner und Gäste der Stiftung, die Stipendiatinnen und ihre Angehörige sich treffen und austauschen konnten.