Veranstaltungsberichte
Hört man den Begriff „Digital Divide“, denkt man zumeist an eine digitale Kluft, die sich auf Unterschiede im Ausbau der Online-Infrastruktur, auf Zugangsmöglichkeiten zu Internetdiensten und das Nutzungsverhalten verschiedener sozialer Gruppen bezieht. Diese klassische Perspektive wurde auf der Podiumsdiskussion „The New Digital Divide: Is Digital Divide About Technology or Civic Skills?“ herausgefordert.
Frank Spengler, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ungarn, betonte in seiner Eröffnungsrede die Aktualität der eDemocracy Thematik.
Dr. Ronald Bieber, Generalsekretär der Österreichischen Computer Gesellschaft, ging in seinem Eröffnungskommentar auf die Wichtigkeit digitaler Kompetenzen, die aus den drei Komponenten „computational thinking, media competence and digital literacy“ bestünden, ein. Die verbreitete Meinung, „digital natives“ saugten diese Fertigkeiten mit der „Muttermilch“ auf, würden durch wissenschaftliche Studien widerlegt, so Bieber. Spezielle Bildungsmaßnahmen seien folglich auch bei der jüngeren Generation erforderlich, um eine digitale Kluft zu vermeiden.
Dona Scola, Mitglied des UN Komitees von Experten in der öffentlichen Verwaltung, stimmte dieser Einschätzung grundsätzlich zu und hinterfragte zugleich die Natur der digitalen Kluft. Ihrer Ansicht nach liege die aktuell relevanteste Kluft nicht im Bereich des Digitalen, sondern ganz allgemein in der politischen Polarisierung der Gesellschaft. Dies käme in der digitalen Sphäre in Phänomenen wie Online-Hassreden zum Ausdruck. Auch bei Fragen im Bereich der digitalen Kluft gehe es aktuell, so Scola, weniger um die Beziehung „Mensch – Technik“, als vielmehr um die Beziehung „Mensch – Mensch“.
Martin Übelhör, ehemaliges Mitglied des Kabinetts des EU Kommissars für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, nannte „Vertrauen“ und „Werte“ als in diesem Zusammenhang besonders relevant. Einerseits müssten vorhandene demokratische Werte und Gesetze auf die neue Technologie angewendet werden, andererseits fordere die neue Technologie bestehende Werte und Gesetze zur Veränderung heraus. Wir befänden uns in einer „sehr interessanten Zeit“, so Übelhör.
Dušan Stojanović, Aufsichtsratsmitglied für elektronische Administration in Belgrad, pflichtete Scola bei und betonte, dass zur Bewältigung der digitalen Kluft weniger technische Lösungen oder eine technische Ausbildung erforderlich seien, als vielmehr eine allgemeine „digital literacy“ und Medienkompetenz, die dazu befähigten, „fake news“ von seriösen Quellen zu unterscheiden und einen angemessenen demokratischen Diskurs im Internet führen zu können.
Auf dem Podium herrschte somit große Einigkeit darüber, dass für die Bewältigung der aktuellen digitalen Kluft in der Donau-Region weniger technisch-infrastrukturelle Maßnahmen erforderlich seien, sondern die Bildung der Bürger und die Vermittlung von demokratischen Werten.
Die Kooperationsveranstaltung „CEE eGov & eDem Days“ soll auch 2018 fortgesetzt werden und sich dann auf das Thema der „Smart Cities“ konzentrieren.