Veranstaltungsberichte
Mit Dr. Charles M. Ludolph, Präsident des Transnational Analytics LLC, konnte die KAS einen Experten für transatlantische Handelsbeziehungen begrüßen. Dr. Ludolph arbeitete mehr als 30 Jahre im US-Wirtschaftsministerium, zuletzt bis 2002 als Abteilungsleiter für Europa. In seinem Vortrag reflektierte er die politische Motivation der USA für ein Vorhaben dieser Tragweite sowie die zentralen Bestandteile des Abkommens.
Zu Beginn erläuterte Dr. Ludolph die zwei strategischen Gründe der USA für die Förderung einer Freihandelszone (Free Trade Association – FTA) mit der EU. Zum einen sei dies eine Möglichkeit Länder wie China, Indien und Brasilien neue Marktstandards abzuverlangen. Zum anderen erhoffen sich die Verhandlungspartner, dass ein solches Handelsabkommen zu weiterem Wirtschaftswachstum und der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen führt.
Dr. Ludolph wies zusätzlich darauf hin, dass die US-Regierung in der Vergangenheit bilaterale FTAs nur begrenzt abgeschlossen haben und diese zumeist politisch motiviert waren. Ansonsten prägten multilaterale Vereinbarungen die US-Handelsstrategie.
Aus Sicht von Dr. Ludolph würden sich aus einer gemeinsamen FTA vor allem drei Vorteile ergeben. Es käme zunächst zu weitreichenden Zoll- und Handelserleichterungen auf beiden Seiten. Zweitens würde diese transatlantische Handelszone einen erheblichen Druck auf andere Länder erzeugen, die vereinbarten Standards zu übernehmen. Auf diese Weise würden TTIP-Standards weltweite Geltung finden. Zuletzt müssten ausländischen Unternehmen, um bei der Gestaltung und Umsetzung der Standards Einfluss geltend machen zu können, stärker in den Markt investieren.
Abschließend gab Dr. Ludolph eine persönliche Zukunftsprognose: Eine transatlantische FTA führe weder zu einer Internetrevolution des Online-Handels. Weiterhin erklärte er, dass die Aussicht auf den Zugriff öffentlicher Aufträge aus den USA nicht realisierbar sei. Dr. Ludolph konkretisierte dies damit, dass die US-Bundesregierung nicht stellvertretend für die Bundesstaaten verhandeln kann. Zu dem sei die lukrative US-Militärindustrie nie Gegenstand von Handelsabkommen.
In der anschließenden Gesprächsrunde wurde von einigen der Delegationsvertretern darauf hingewiesen, dass für Deutschland die Wahrnehmung Chinas als Konkurrenz nicht im Vordergrund stehe. Vielmehr spielen Wohlstanderhalt und –wachstum die zentrale Rolle für solch ein Vorhaben.
Die Konrad Adenauer Stiftung lieferte mit ihrer Veranstaltung einen Beitrag für ein besseres Verständnis über die Zukunft der transatlantischen Handels- und Wirtschaftszusammenarbeit. Die Gesprächsrunde förderte die unterschiedlichen Motive und Standpunkte der Verhandlungspartner erkennbar und verständlich zu Tage. Diese Art von Zusammenkünften ist auch zukünftig notwendig, um die Verhandlungen über eine transatlantische Handelspartnerschaft bei Multiplikatoren politisch zu unterstützen.