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Veranstaltungsberichte

50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel

von Elmar Sulk

Konferenz mit Teilnehmern aus Israel, Deutschland und USA beleuchtet Entwicklung und entwirft Szenarien für die Zukunft

Siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust kommen einem die besonderen und guten Beziehungen zwischen Israel und Deutschland manchmal als Wunder vor, betonten zahlreiche der internationalen Teilnehmer der Konferenz „Fifty Years after the Establishment of Diplomatic Relations – are German-Israeli relations still special?“, die von der Konrad Adenauer Stiftung (KAS) in Washington, DC veranstaltet wurde.

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Die Sprecher veranschaulichten anhand zahlreicher Beispiele, dass die Beziehung beider Staaten nicht nur in der Welt der Politik einen festen Platz einnimmt. Sie ist fest verankert in gegenseitigen Begegnungen, etwa bei Austauschen und Reisen, und wird so auch in der nächsten Generation weiter entwickelt.

Am 14. März 1960 fand die erste Begegnung der beiden Staatsmänner Konrad Adenauer und David Ben Gurion im Waldorf Astoria in New York statt. Historiker urteilen heute, dass mit dieser Begegnung eine Verständigung und spätere Versöhnung zwischen den beiden Völkern möglich wurde. Zusammen mit dem Luxemburger Abkommen von 1952, dem ersten Schritt zur Zusammenarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg, stellt das Gespräch zwischen Adenauer und Ben Gurion ein Markstein in der Beziehung zwischen Israel und Deutschland dar. Es dauerte weitere fünf Jahre nach dieser bemerkenswerten Begegnung, ehe dann vor 50 Jahren diplomatische Beziehungen aufgenommen werden konnten. Seither sind viele Schritte gefolgt, an die diese Konferenz mit Wegbegleitern und Beobachtern des Prozesses erinnerte. So betonte etwa Bundeskanzlerin Merkel in einer Rede vor der Knesset, dass Israels Sicherheit Teil deutscher Staatsraison sei – eine Äußerung, an die gleich mehrfach von den Gästen erinnert wurde.

Zusammen mit dem American Institute for Contemporary German Studies (AICGS) und unter Beteiligung der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) in den USA wurde diese Konferenz von KAS organisiert. Die Redner und Panelisten skizzierten dabei den gegenwärtigen Zustand der Beziehungen, zu deren Besonderheit der israelische Schriftsteller Amos Oz einmal feststellte: „Normale Beziehungen können zwischen Norwegen und Neuseeland bestehen oder zwischen Uruguay und Sri Lanka. Zwischen Deutschland und dem jüdischen Volk herrschen seit zweihundert Jahren ambivalente Beziehungen, intensive, tiefe und verletzte, komplizierte und vielschichtige Beziehungen. Keine normalen Beziehungen. Und das gilt für diese Beziehungen auch in der Zukunft.“

Zu Beginn der Konferenz analysierte der ehemalige deutsche Botschafter in Israel Harald Kindermann die Beziehung beider Staaten, indem er persönliche Erlebnisse mit politisch aktuellen Vorgängen verknüpfte. Er beschrieb seine Botschaftstätigkeit in Israel als sehr durch vielfältige Emotionen geprägt, denn Israel und Deutschland teilten eine besondere, gute, auf gemeinsamen Interessen fußende Beziehung, die niemand nach dem Holocaust für möglich gehalten hätte. Themen wie etwa persönliche Schuld von Deutschen und persönliche Erfahrungen der Shoa auf israelischer Seite seien in seiner Generation noch sehr präsent, und deshalb seien seine Aufgaben als Botschafter stets auch emotional geprägt gewesen. Dies würde sich in der nächsten Generation nun ändern, in der die Beziehungen eine andere Basis bekommen, und etwa durch Städtepartnerschaften, Reisen und Austausch von Studentengruppen ihren Ausdruck bekämen. Doch bleibe die Beziehung stets eine besondere.

In der ersten Diskussionsrunde nach der Eröffnungsrede Kindermanns wurde anhand von Umfragen die öffentliche Meinung übereinander in Israel bzw. Deutschland vorgestellt und die Ergebnisse analysiert. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hatte bereits im Frühjahr in einer Untersuchung festgestellt, dass das Ansehen Deutschlands – und der Deutschen - in Israel von hoher Wertschätzung geprägt ist, und Israelis sich eine besonders enge Beziehung mit Deutschland wünschten. Mitchell Barak von KEEVON Global Research führte nun auf der Konferenz diesen Befund weiter aus und betonte, dass gerade auf intellektueller Ebene positive Konnotationen mit Deutschland verbunden werden – zwar sei der Holocaust sehr präsent, eben etwas nicht Vergangenes sondern als zukünftig immer mögliches Ereignis (Barak erinnerte hier an Äußerungen israelischer Politiker zum Iran), aber je länger sich die Befragten mit Deutschlands heutiger Rolle befassten, desto mehr würden positive Aussagen getätigt. So werden am Ende des Befragungsprozesses die positiven Konnotationen höher gewichtet als am Anfang. Auf politischer Ebene würde beispielsweise Angela Merkel als führungsstarke Politikerin wahrgenommen. Ihr Ansehen sei in den letzten Jahren noch gewachsen. Auch wird Deutschland unter den EU-Staaten als besonders Israel-freundlich angesehen, und fast die Hälfte aller Israelis hat Deutschland schon einmal besucht. Bemerkenswert sei auch, dass es in unterschiedlichen Gruppen unterschiedliche Befunde gibt. So sei in Bevölkerungsgruppen, die sich als besonders religiös beschreiben, weniger positive Meinungen über Deutschland zu verzeichnen als bei den weniger religiösen. Und es ist wahrscheinlicher, dass ältere Personen sich positiv über Deutschland äußern als jüngere Israelis.

Im weiteren Verlauf der Konferenz wurde der internationale Kontext analysiert, und das Dreiecksverhältnis Israel-USA-Deutschland anhand der aktuellen politischen Herausforderungen zur Sprache gebracht. Auf diesem von Lily Gardner Feldman, die bei Idee und Grundkonzeption der Konferenz führend mitwirkte, moderierten Panel gaben Eric Fusfield von B’nai B’rith International, Michael Borchard vom KAS Büro in Jerusalem und Jeffrey Herf von der University of Maryland vertiefende Antworten auf die Ausgangsfrage, ob sich die US-israelischen Beziehungen signifikant wandelten, und wie dies in den jeweils anderen Ländern beurteilt würde.

Zum Abschluss der Konferenz, deren Bedeutung auch Ausdruck in der Beteiligung von Vertretern der israelischen und deutschen Botschaft und des Deutschlandzentrums fand, konnten Vertreter der jüngeren Generation ihre Ansichten vorbringen. Moderiert von Dr. Dagmar Pruin, Geschäftsführerin von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und Germany Close Up - American Jews Meet Modern Germany diskutierten die israelische Politikwissenschaftlerin Hadas Cohen, die ehemalige Direktorin des Israel-Büros von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) Katharina von Münster und Lily Gardner Feldman die Rolle der Zivilgesellschaft in der Gestaltung der deutsch-israelischen Beziehungen nach dem Ableben der „Zeitzeugengeneration.“

Gardner Feldman betonte, dass zivilgesellschaftliche Akteure wie Aktion Sühnezeichen Friedensdienste Katalysatoren für den Beginn der deutsch-israelischen Beziehungen waren und auch in der Zukunft eine entscheidende Rolle in der Mitgestaltung spielen müssten. Katharina von Münster bezeichnete die zurückkehrenden Freiwilligen von ASF als "Botschafter der Erinnerung" und "Botschafter Israels", die nach ihrer Heimkehr in ihrem Umkreis ein buntes, differenziertes Bild des Landes vermitteln würden. Hadas Cohen, die Absolventin des Germany Close Up Programms ist und seit sechs Monaten in Berlin lebt und dort Israelis, die in die deutsche Hauptstadt umgezogen sind, für ein Forschungsprojekt interviewt, sprach von einer wachsenden hebräischen Diaspora, die zur Wiederbelebung jüdischen Lebens in Deutschland beitragen würde.

Mit diesem Programmteil wurde ein Anliegen der KAS, die Verbindung zu Organisationen, die sich in der Versöhnungsarbeit seit Jahrzehnten einsetzen und so die Zivilgesellschaften mitgestalten, betont, und deren Arbeit in den Mittelpunkt gestellt.

Die Konferenz brachte so mehrere Anliegen zur Sprache: Sie bewertete die deutsch-israelischen Beziehungen in Vergangenheit und Gegenwart, sie stellte mit Einbeziehung der USA, einem anderen Land, mit dem Israel besonders enge Beziehungen pflegt, dies in den allgemeinpolitischen Kontext, und sie analysierte die Herausforderungen der Zukunft mit Blick auf globale Veränderungen und dem Generationswechsel. Nicht zuletzt konnte als ein messbarer Erfolg der Konferenz die Möglichkeit des Austausches unter den internationalen Teilnehmern aus Israel, den USA und Deutschland verzeichnet werden, gerade den in der nächsten Generation.

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