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Bereits vor einiger Zeit habe die deutsche Regierung ein Konzept erarbeitet, welches ein besonderes Augenmerk auf die internationalen gesundheitlichen Herausforderungen lege, sagte Gröhe.
Teils gehe es dabei auch um humanitäre Hilfe vor Ort, teils um die Eindämmung von Krankheiten, die sonst weltweit ausbrechen. Die Politik müsse international ansetzen, um einen Ausbruch lokal auch in den Industrieländern zu verhindern.
Hermann Gröhe, der vom Vorsitzenden und dem Stellvertreter des Bundestags-Gesundheitsausschusses begleitet wurde, begann seinen Vortrag vor hochrangigen Experten der US-Regierung, des Kongresses, der internationalen Organisationen wie Weltbank, Interamerikanische Entwicklungsbank und Weltwährungsfonds mit einer Erläuterung der Maßnahmen, die die Bundesregierung für wichtig erachte. In dem Konzept von 2013 habe die deutsche Regierung ein besonderes Augenmerk auf die internationalen gesundheitlichen Herausforderungen gelegt, die in einer globalisierten Welt auftreten. Gerade im Hinblick auf den Vorsitz Deutschlands der G7 wolle man Fragen der internationalen Gesundheitspolitik dieses Jahr deutlich stärker in den Fokus rücken. Es müsse dafür gesorgt werden, dass Menschen auf der ganzen Welt und gerade in unterentwickelten und ärmeren Gesellschaften ungehinderten Zugang zu einer lückenlosen Gesundheitsversorgung erhalten. Globale Probleme könnten nur gelöst werden, wenn auf lokaler Ebene eine ausreichende Versorgung sichergestellt sei.
Gerade der Ebola-Ausbruch habe gezeigt, dass nicht funktionierende Systeme in strukturschwachen Ländern oftmals nicht in der Lage seien, mit einer erhöhten Anzahl an Patienten umzugehen. Eine regional begrenzte Ausbreitung einer Infektion könne sich somit leicht zu einer Pandemie entwickelt, die eine globale Bedrohung darstelle. Daher sei es wichtig und notwendig, die internationale und insbesondere die transatlantische Zusammenarbeit zu stärken, um einer flächendeckenden Ausbreitung einer Infektion effektive Maßnahmen entgegensetzen zu können. Minister Gröhe betonte „Die nächste Pandemie wird kommen.“ Den Vereinten Nationen und der World Health Organization (WHO) komme dabei im gesamten Prozess eine Schlüsselposition zu, da sie akute gesundheitliche Gefahren benennen, und als supranationale Organisationen globale Maßnahmen treffen können. Um den gesundheitlichen Herausforderungen und Gefahren, die in einer immer stärker globalisierten Welt auftreten, besser begegnen zu können, spiele deshalb eine reformierte WHO eine entscheidende Rolle. Die WHO müsse eine stärkere Position innehaben, um die internationale Gesundheitspolitik leiten und koordinieren zu können. Die Bundesregierung arbeite insbesondere eng mit den Vereinigten Staaten zusammen, um dieses Ziel zu erreichen.
Der Minister, der in der Diskussion auch auf seine langen politischen Erfahrungen als Experte in humanitären Hilfsfragen zurückgreifen konnte, sprach zudem speziell über die Gefahren der aktuell stark zunehmenden Antibiotikaresistenz. Seiner Meinung nach liege diese Resistenz von Bakterien gegen jedwede Form von Antibiotika primär an der in vielen Fällen medizinisch nicht notwendigen Einnahme. Dies führe zu einer schleichenden Unwirksamkeit der „wichtigsten Waffe im Kampf gegen bakterielle Infektionen“. Das sei ein globales Problem, da es aufgrund des zunehmenden internationalen Handels Industrienationen und Entwicklungsländer gleichermaßen betreffe. Hermann Gröhe betonte daher, dass ein sofortiges Handeln von Nöten sei, da die Welt ansonsten vor einem Zeitalter ohne Antibiotika stehe. Dies führe zu gewaltigen gesundheitlichen Problemen, da Menschen an Infektionen sterben könnten, die heutzutage problemlos mit Antibiotika zu behandeln sind. Die Bundesregierung sei davon überzeugt, dass ein wichtiger Schritt gegen eine flächendeckende Antibiotikaresistenz die Einführung einer globalen Verschreibungspflicht sei.
In der Diskussion konnten diese Fragen vertieft werden. Dem Minister bot sich hier die Gelegenheit, dem Publikum seine Sicht der Dinge auch auf anderen politischen Feldern darzulegen, die mit der Gesundheitspolitik verknüpft sind. So wurden auf Nachfrage seine Erwartungen in den laufenden Verhandlungen des transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP formuliert. Insgesamt wurde in diesem von der KAS durchgeführten Gesprächsformat die Möglichkeit genutzt, amerikanische Experten mit dem Bundesminister und seiner Delegation zusammen zu bringen und so gemeinsam an der Umsetzung der Lösungswege für die Zukunft der globalen Gesundheitspolitik beizutragen.