Die Veranstaltung wurde mit einer kurzen Begrüßung durch Christoph Bors, den Landesbeauftragten der Konrad-Adenauer-Stiftung für Niedersachsen, eröffnet.
Als zweiter Redner begrüßte Ratsherr Ralph Bogisch alle Gäste in der alten Kaiserstadt Goslar. Er wies auf die Tradition und den Hintergrund der Goslarer Rede hin, die ihre Ursprünge auf dem Gründungsparteitag der CDU Deutschlands im Jahre 1950 hat.
Landtagsabgeordneter Sebastian Lechner begann mit einem Rekurs auf den Jahrestag der „Nürnberger Prozesse“ und betonte, dass in diesen Prozessen neue Maßstäbe für Menschlichkeit gesetzt wurden. Daraus resultiere letzten Endes auch der Artikel 1 des Grundgesetzes, demzufolge die Menschenwürde unantastbar sei. Der Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 stelle für ihn eine massive „Schändung der Menschenwürde“ dar. Israel habe jedes Recht sich zu verteidigen, deshalb war auch der Einmarsch in Gaza richtig. „Die Solidarität der CDU mit Israel ist nicht verhandelbar“, betonte der Landesvorsitzende der CDU in Niedersachsen. Die Rassegesetze im Dritten Reich waren nur das Vorspiel für die Reichskristallnacht und die anschließende Judenverfolgung. Lechner führte aus, es müsse alarmieren, dass es in den letzten 12 Monaten 4722 antisemitische Vorfälle in Deutschland gab. Beschämen muss insbesondere, dass jüdische Studenten an den Universitäten Boykott-Drohungen und verbalen Übergriffen ausgesetzt sind. Die CDU tritt dafür ein, für judenfeindliches Verhalten an der Universität die Exmatrikulation vorzusehen. Zuletzt betonte Lechner: „In der Tradition Konrad Adenauers steht die CDU fest an der Seite Israels.“
Dr. Josef Schuster begann die Goslarer Rede 2024 mit einer historischen Rückschau auf der sich immer wieder kreuzenden Wege der CDU Deutschlands und des Zentralrats der Juden in Deutschland. Beide wurden im gleichen Jahr -1950- nur wenige Monate nacheinander gegründet. Die Annäherungen zwischen Deutschland und Israel sei vor allem Konrad Adenauer zu danken, der sich zum ersten Mal mit dem damaligen Premierminister Israels, David Ben-Gurion, getroffen hat. Dies sei damals, wenige Jahre nach der menschenverachtenden Ideologie des NS-Regimes ein wichtiges Zeichen für deutsche Juden gewesen. Auch Angela Merkel habe den Juden in Deutschland wieder mehr Sicherheit spüren lassen. Mit ihrer Rede vor der Knesset meinte sie damals, dass die Sicherheit Israels zur deutschen Staats Räson gehöre.
Schuster sprach sodann über die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und die Wiederbelebung des jüdischen Lebens in der Bundesrepublik Deutschland. Für viele Juden sei Deutschland schon vor dem Krieg die Heimat gewesen, weshalb sie einige Jahre nach der Shoah wieder zurückgekommen sind. Wie auch er selber. Seine Familie hat entschieden wieder in ihre Heimat zurückzukehren, damals war Schuster gerade mal 2 Jahre alt. Mit dieser Tat bewies seine Familie großen Mut. Vor allem die Verabschiedung des Grundgesetztes sei ein ausschlaggebender Punkt für diese Entscheidung gewesen. Mit den dort aufgeführten Grundrechten, insbesondere das Recht der Religionsfreiheit, habe vielen Juden ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.
Dr. Schuster ging in seiner Rede auf die gegenwärtigen Herausforderungen für das jüdische Leben in Deutschland ein. Er machte deutlich, dass trotz einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz jüdischer Mitbürger, der Antisemitismus in verschiedenen Formen, sowohl im rechtsextremen als auch im muslimischen Milieu, nach wie vor eine Gefahr darstelle. Die jüdische Gemeinschaft müsse sich gegen diese Vorurteile und Angriffe wehren und gleichzeitig weiterhin in den Dialog mit anderen religiösen und ethnischen Gruppen treten.
Insbesondere seit dem Massaker am 7. Oktober 2023 seien Antisemitische Vorfälle in Deutschland an der Tagesordnung, mahnte Schuster. Bewegungen, die diese Massaker auf öffentlicher Straße in Deutschland für gut empfinden, sorgen für ein eingeschränktes Sicherheitsgefühl für Juden in Deutschland. Zudem habe die Solidarität mit Juden und deren Glauben in der breiteren Gesellschaft abgenommen, weshalb es leider zur Normalität von Antisemitismus in Deutschland komme.
Die öffentliche Kundgebung von Judenhass und Antisemitismus komme zu oft von „Pro-Palästinensischen“ Bewegungen, die hier im Lande toleriert werden. Dies zeigt keinen Anlass zur Verbesserung der aktuellen Lage für Jüdinnen und Juden in Deutschland.
Frieden und ein Ende des grausamen Krieges müssen herbeigeführt werden. „Juden und Palästinenser sind nicht nur Nachbarn im Nahen Osten, sie sind es auch in deutschen Städten. Hier wie dort gilt: Zu einem Zusammenleben gibt es keine Alternative“, sagte Josef Schuster.
Ein anhaltender Waffenstillstand und ein daraus resultierender Frieden können laut Schuster nur herbeigeführt werden, wenn sich diese beiden Parteien darauf einlassen. Dies kann nur nachhaltig funktionieren, wenn Israel nicht unter ständiger Bedrohung von Hamas und Hisbollah stehen würde. Es bedarf hierbei ein hoher Einsatz für den Frieden.
Abschließend betont er die Notwendigkeit einer politischen Kultur, die über abgeschlossene Echoräume hinausgeht, besonders im bevorstehenden Wahlkampf. Er warnt vor ideologischen Abkürzungen, die das gesellschaftliche Miteinander gefährden könnten.
Der 7. Oktober habe die Bedrohung für Jüdinnen und Juden in Deutschland verstärkt und eine Querfront von links bis rechts sowie von islamistischen Milieus bis in die Mitte der Gesellschaft gebildet, die jüdisches Leben und Erinnerungskultur infrage stellt. Der Redner fordert eine klare Haltung gegen Judenhass, Geschichtsvergessenheit und Israelfeindlichkeit.
Das Schlusswort hatte Landtagsabgeordneter Christoph Plett. Er wies erneut darauf hin, dass Antisemitismus und jegliche anti-jüdischen Aussagen, Haltungen und Taten in unserer Gesellschaft kein Platz haben.
Zudem richtete er sich an die anwesenden Schülerinnen und Schüler, die von der lokalen Realschule und der berufsbildenden Schule ihren Weg zu dieser Veranstaltung gefunden haben. Die Verbreitung von Toleranz gegenüber dem jüdischen Glauben und seinen Gläubigen Anhängern sei besonders in deren Generation wichtig, denn sie bilden die Erinnerungskultur von morgen.
Die Goslarer Rede 2024 war ein sehr eindrucksvolles und tiefgründiges Ereignis, das ein wichtiges Thema aufgriff: die Bestandsaufnahme des jüdischen Lebens in Deutschland. Dr. Schuster zeigte in seiner Rede nicht nur die Fortschritte, sondern auch die weiterhin bestehenden Herausforderungen für die jüdische Gemeinschaft auf. Es war ein Aufruf zur Wachsamkeit und zum Dialog, um ein respektvolles und tolerantes Miteinander in Deutschland zu fördern.
Das Redemanuskript Herrn Dr. Schusters steht zum vertieften Nachlesen bereit.