Das Buch erzählt von dem Umgang serbischer und kosovarischer Familien miteinander und mit dem Konflikt, von Bürokratie und Korruption im Rahmen des Rückkehrerproramms, von dem Bemühen, den Beitrittsprozess zur Europäischen Union zu gestalten und von dem bitteren Nachgeschmack, den der Kosovoeinsatz der NATO gegen Serbien bei den Serben hinterließ. Ein wirklich politischer Roman.
In der Diskussion nach der Autorenlesung rechtfertigten die Autoren den Ansatz, sich dem Thema mit den Mitteln der Belletristik zu nähern. Es gälte, die Menschen zu interessieren für die politische Gemengelage in der Region. Das könnte eben auch durch Unterhaltung erfolgen. Zudem könnte dem Leser so der Alltag mit und in einer Konfliktsituation nahe gebracht werden.
Fr. Volic erneuerte ihre im Buch mittelbar geäußerte Kritik am Kosovoeinsatz der NATO: Dieser wäre auf teils verzerrten oder unwahren Darstellungen angeordnet worden. Die vom damaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping als Rechtfertigung ins Feld geführte "Hufeisentheorie" der serbischen Regierung zur angeblichen ethnischen Säuberung gegenüber Albanern hätte sich später als haltlos erwiesen.
Fazit: Eine Veranstaltung, die den Zuhörern unterhaltsam ein Thema nahe brachte, das in der europäischen Diskussion derzeit nur am Rande eine Rolle spielt. Der Umgang damit hat jedoch unmittelbare Auswirkungen auf den europäischen Erweiterungsprozess: Serbien erkennt den Kosovo als unabhängigen Staat nicht an. Die EU setzt aber gerade diese Anerkennung voraus, um den Beitrittsprozess nachhaltig auf den Weg zu bringen.