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Veranstaltungsberichte

Afrikas heutige Herausforderungen im Lichte der katholischen Soziallehre

Bischöfliche Konferenz in Cotonou

„Von ‚Caritas in Veritate’ zu ‚Africae Munus’: Afrikas heutige Herausforderungen im Lichte der katholischen Soziallehre“ – unter diesem Titel veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung in Kooperation mit dem Institut des Artisans pour la Justice et pour la Paix (IAJP) vom 6.- 9. März 2012 eine viertägige Bischofskonferenz in Cotonou, Benin.

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Hochrangige Vertreter der katholischen Kirche – unter ihnen Peter Kardinal Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates Iustitia et Pax, der Apostolische Nuntius für Benin und Togo, Titularbischof Michael Blume und der Erzbischof von Cotonou – hatten sich versammelt um gemeinsam die dringlichsten Herausforderungen des afrikanischen Kontinents und die Rolle der katholischen Kirche bei der Problemlösung zu diskutieren.

Der Rolle der katholischen Kirche bei der wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas

Ein zentrales Thema der Konferenz war die wirtschaftliche Entwicklung des afrikanischen Kontinents. Der beninische Ökonom Claude d’Almeida ging diesbezüglich vor allem auf die Aspekte Armut und humanitäre Entwicklung ein. Er stellte fest, dass trotz verschiedener Bemühungen, wie der Millenium Development Goals der Vereinten Nationen oder der Strategien zur Armutsreduktion der Regierungen, die Anzahl der Armen in Subsahara-Afrika anders als in anderen Regionen der Erde nicht sinkt, sondern noch immer bei 50% der Gesamtbevölkerung liegt. Unter Bezugnahme auf die vier, der katholischen Soziallehre zugrunde liegenden Prinzipien - Schutz der menschlichen Würde, Erhalt der gemeinsamen Güter, Solidarität und Subsidiarität - zeigte er auf, welche Aufgaben der Kirchezukommen, um der Stagnation entgegen zu treten. Im Kampf gegen die Armut müssten vor allem Arbeitsplätze geschaffen, das Bildungs- und Gesundheitssystem verbessert, die Infrastruktur ausgeweitet und der Schutz der Schwachen garantiert werden. Nach dem Subsidiaritätsprinzip solle die Kirche sich allerdings nicht in Großprojekten engagieren. Während staatenübergreifende Zusammenschlüsse wie die Weltbank oder die ECOWAS für regionale und der Staat für nationale Projekte die Verantwortung tragen müssten, sei es die Aufgabe der Kirche auf kommunaler Ebene den Aufbau von unten zu betreiben, der nicht im Blickwinkel der Regierung liegt. Dies müsse vor allem in Zusammenarbeit mit den Beschäftigten der kleinen Gewerbe im informellen Sektor geschehen, die den Löwenanteil der afrikanischen Wirtschaftsleistung ausmachen.

Mehr afrikanische Selbstbestimmung

Dr. Lawrence Honny, Entwicklungsökonom aus Ghana, befasste sich mit dem Themenkomplex Globalisierung, internationale Entwicklungshilfe und Eigenverantwortlichkeit in der afrikanischen Kirche und Gesellschaft. Er wies darauf hin, dass die Globalisierung neben dem finanziellen, ökonomischen und technologischen Nutzen auch Gefahren birgt. Da viele afrikanische Länder nicht von den Gewinnen der Globalisierung profitieren, vergrößert sich die Ungleichheit zwischen Arm und Reich, die relative Armut nimmt zu. Vielmehr erfolgt die ökonomische Verflechtung häufig auf Kosten der afrikanischen Länder, deren Selbstbestimmung infolge von Ausbeutung der Arbeitskräfte und der natürlichen Ressourcen sowie der Zerstörung der lokalen Industrie durch Billigimporte untergraben wird. Zudem wird aufgrund der Globalisierung und den damit einhergehenden neuen Kommunikationswegen die Verbreitung von Werten entgegen der Ansichten der Kirche und der katholischen Soziallehre vereinfacht. Dr. Honny trat für mehr Eigenverantwortlichkeit der afrikanischen Staaten und die Loslösung von westlichen Entwicklungshilfegeldern ein, die zu Abhängigkeit führen. Die afrikanische Kirche verfüge als die am schnellsten wachsende Kirche der Welt über ein wesentliches Potenzial, um zu mehr afrikanischer Selbstbestimmung beizutragen.

Gute Regierungsführung als Voraussetzung für eine gerechte Gesellschaftsordnung

In einem weiteren Themenkomplex diskutierten die Konferenzteilnehmer die Bedeutung von Politik und guter Regierungsführung für die bevorstehenden Herausforderungen des Kontinents. Dr. Baffour Agyeman-Duah, Sonderberater der UN Mission in Liberia, bemängelte die geringen Veränderungen, die seit der hoffnungsvollen Demokratisierung des Kontinents stattgefunden haben. Zu häufig handelten Politiker gemäß persönlicher oder ethnisch motivierter Interessen, statt für das gesamte Volk einzutreten. Er zeigte auf, dass es die Pflicht der Kirche sei, die demokratische Transformation zu unterstützen. Die katholische Soziallehre sei ein Aufruf zu guter Regierungsführung, da diese den Rahmen für ein Leben in Würde biete. Das Ziel sei es, mithilfe guter Regierungsführung, die u.a. durch den vermehrten Einsatz von Katholiken in politischen Ämtern zu erreichen sei, eine gerechte Gesellschaftsordnung zu schaffen.

In ihrer Antwort auf die Rede von Dr. Agyeman-Duah verwies Elke Erlecke, Leiterin des Regionalprogramms Politischer Dialog Westafrika, auf die Diskrepanz zwischen den Interessen der politischen Entscheidungsträger und der Zivilgesellschaft. Die katholische Soziallehre sei durch ihre Nähe zum täglichen Leben der Afrikaner von Bedeutung, um die unterschiedlichen Konzepte von guter Regierungsführung einander anzunähern.

Auch Dr. Hippolyt Pul, Koordinator der All Africa Peacebuilding Initiative, verwies auf die Distanz zwischen Staat und Bürgern und die mangelnde Einbeziehung der Zivilgesellschaft. Aufgabe der Kirche sei es, der Zivilbevölkerung politische Bildung zu vermitteln, sodass diese ihre demokratischen Pflichten wahrnehmen kann und die Entscheidungsträger für ihre Amtshandlungen und Wahlversprechen verantwortlich hält. Mittel- und langfristig müsse die Kirche eine neue politische Führungselite formen sowie ihre Tätigkeit als Wahlbeobachter institutionalisieren und ausweiten.

Generelle Konzepte statt konkrete Handlungsstrategien

In den insgesamt zehn Sitzungen und Workshops wurden darüber hinaus die Themen Frauen und Entwicklung, Frieden und Versöhnung sowie Ökologie und soziale Gerechtigkeit behandelt. Die Vielfalt der Themen und der beteiligten Akteure veranschaulicht die Vielschichtigkeit der Herausforderungen und zeigt, dass diese nur in einem langfristigen, arbeitsintensiven Prozess bewältigt werden können. Die thematisch breite Aufstellung der Konferenz impliziert allerdings auch, dass die Dimension der Problematik und die Interdependenz verschiedener Problemkomplexe zwar analysiert, konkrete Handlungsschritte jedoch nicht erarbeitetet werden konnten.

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Kontakt

Florian Karner

Florian Karner
florian.karner@kas.de

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