Veranstaltungsberichte
In ihrer Eröffnungsrede ging die Repräsentantin des Regionalprogramms Politischer Dialog Westafrika (PDWA), Elke Erlecke, auf die Aktualität und Dringlichkeit des Themas Klimawandel ein. So zeigten bereits die letzten Jahre die klimatischern Veränderungen in Benin und erforderten zeitnahe politische Antworten.
Szenarien des Klimawandels in Benin
In der ersten Präsentation zeigte Dr. Ernest Amoussou, Forscher am Klimaforschungsinstitut CIFRED, die möglichen Szenarien der Effekte des Klimawandels in Benin auf. So zeigten verschiedene Forschungsprojekte, dass langfristig mit einem Rückgang des Niederschlags zu rechnen sei. Besonders prekär sei die Situation in der Sahelzone, im Norden Benins. Die kleine Regenzeit von September bis Oktober könne sogar ganz ausbleiben. Gleichzeitig gehe man von einer Temperaturerhöhung bis zu 2,5°C aus. Bereits in der Periode 1971-2000 habe man im Vergleich zu 1941-1970 einen Rückgang des Niederschlags in allen Kommunen in Benin gemessen. Angesichts dieser bereits jetzt sichtbaren Veränderungen des Klimas seien die politischen Antworten bislang ungenügend, so Amoussou als Fazit seiner Präsentation.
Die Nahrungssicherheit in Benin ist langfristig nicht mehr sichergestellt
Dr. Euloge Ogouwalé, ebenfalls Forscher im Klimaforschungsprojekt des CIFRED, ging in seiner Präsentation auf die Auswirkungen des Klimawandels im ländlichen Raum ein. Bei einem Temperaturanstieg bis zu 2,5°C und weniger Regen könnten bis zu 60 Prozent der Bevölkerung im Norden an Nahrungsmittelengpässen leiden; in Zentralbenin gehe man von rund 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung aus. Bislang gebe es nur wenige konkrete Ideen zur Anpassung der Landwirtschaftsproduktion, wie zum Beispiel Kulturen, die angesichts kürzerer Regenzeiten weniger Zeit zur Reifung brauchen.
Die derzeitige Abholzung des Waldes, besonders durch asiatische Händler, die die Hölzer später nach China oder Indien exportieren, und die Nutzung bereits knapper unterirdischer Wasserquellen stellen eine starke Bedrohung für das Ökosystem und die Artenvielfalt in Benin dar. In Subsahara Afrika seien rund 2000 Tierarten und 1700 Pflanzen vom Aussterben bedroht.
Bei der Prävention und Anpassung seien die Kommunen besonders gefordert. Es fehle diesen aber an humanen und finanziellen Kapazitäten, um gegen diese Tendenz zu arbeiten. Es müsse besonders in eine umweltbewusste Erziehung der Kinder und in die Sensibilisierung der Erwachsenen investiert werden.
Die extremen Wetterbedingungen werden sich auf die Wasserressourcen auswirken
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserressourcen und die Energieversorgung Benins standen im Mittelpunkt der dritten Präsentation von Dr. Henri Totin (CIFRED). Benin verfüge über weitreichende Wasser- und Energiequellen im Süden des Landes, während die Ressourcen im Norden wesentlich knapper seien. Je nach Regen- oder Trockenzeit variiere das Wasserniveau erheblich, was bereits erste Prognosen im Fall des Rückgangs des Niederschlags zulasse. Es sei besonders im Norden mit einer unzureichenden Wasserversorgung zu rechnen. Ein besseres Wassermanagement ist bei die Verteilung und Wiederaufbereitung von Wasser künftig unerlässlich.
Im Energiesektor könnten auch weitreichende Veränderungen eintreten. Benin bezieht derzeit seinen Strom hauptsächlich aus zwei Talsperren in Ghana und Togo. Mit sinkendem Wasserspiegel könnte die Versorgung zusammenbrechen. Es sei deshalb notwendig, bereits heute nach alternativen erneuerbaren Energien Ausschau zu halten. In Benin böte sich zum Beispiel eine verstärkte Nutzung der Solarenergie an, auch wenn dies zunächst Investitionskosten bedeuten würde. Auch Biogas könne als Energiequelle vermehrt genutzt werden.
Benin muss sich auf weitere Überschwemmungen einstellen
Am Nachmittag stellte Constant Houndehou, zuständig für Umwelt- und Klimafragen beim Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (PNUD), mögliche durch den Klimawandel bedingte Probleme in den Küstenstädten vor. Bereits in den letzten Jahren hat die Küstenerosion mehrere Hektar Land erobert. Bis 2050 rechne man damit, dass rund 49 Hektar dem Meer weichen müssen, und damit einige Viertel der Stadt Cotonou. Darüber hinaus sei wie bereits in 2009 und 2010 mit extremen Wetterbedingungen und Überschwemmungen zu rechnen. Die Überschwemmungen 2010 hätten insgesamt bereits Schäden in Höhe von rund 200 Millionen Euro angerichtet. Die Küstenregionen müssen ihre Infrastruktur und das Katastrophenmanagement grundlegend überholen. Unterstützt wird Benin dabei seit kurzem durch das von der Weltbank finanzierte Projekt PUGEMU. Besonderer Handlungsbedarf bestehe auch bei der Abfallentsorgung, denn die zahlreichen Plastiksäcke blockieren immer wieder die Kanalisation und Drainage und führen zu Überschwemmungen. Mit dem Risiko von Überschwemmungen gehe auch ein erhöhtes Krankheitsrisiko durch verschlechterte Hygienebedingungen einher. Hier gebe es noch viel Handlungsbedarf auf lokaler und nationaler Ebene.
Der Kampf gegen den Klimawandel fängt in Benin selbst an
Abschließend berichtete der Chefunterhändler Benins, Djibtril Ibila aus dem Umweltministerium über die Klimaverhandlungen in Durban und die laufenden Projekte der Anpassung an den Klimawandel in Benin. Die Verhandlungen in Südafrika hätten die politische und geo-strategische Bedeutung der Verhandlungen deutlich gemacht. So hätten die aufstrebenden Volkswirtschaften, wie China oder Indien, kein Interesse an einer Reduzierung der CO2-Emissionen. Die afrikanischen Staaten hätten sich in dieser Frage eher den Europäern angeschlossen, denn schließlich würde Afrika am meisten die Auswirkungen des Klimawandels spüren.
Für Benin gehe es besonders um die schnelle Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels. Zahlreiche international unterstützte Projekte sollen dabei helfen. So sei Benin als eines der Pilotländer für ein Projekt der UNITAR im Bereich Kapazitätssteigerung im Bereich Klimaschutz ausgewählt worden.
In seiner Synthese der verschiedenen Präsentationen wies Professor Michel Boko, Leiter des Forschungslabors für Klimatologie CIFRED und Moderator der Konferenz, auf die mangelnde Verantwortung der Beniner selbst hin. Es fehle an einem partizipativen Ansatz, bei dem sowohl Politik, Medien und Zivilgesellschaft als auch die Bevölkerung etwas gemeinsam gegen die Effekte des Klimawandels täten. In der nationalen Politik fehle es an kohärenten Ansätzen zur Bewirtschaftung und Gestaltung des Landes. Den lokalen Autoräten mangle es an finanziellen und humanen Kapazitäten. Obwohl der Zivilgesellschaft und den Medien eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung der Bevölkerung zukomme, bedaure er, dass keiner der eingeladenen Parlamentarier erschienen sei. Dies zeige ihr mangelndes Interesse an diesen so wichtigen Zukunftsfragen.
Maria Zandt, Trainee des Regionalprogramms, betonte in Ihrer Abschlussrede, dass es wichtig sei, jetzt und nicht in 20 Jahren zu handeln. Ob Politiker, Medien oder Zivilgesellschaft, jeder sei gefordert zur Prävention und Anpassung an den Klimawandel in Benin beizutragen.
Durch die verschiedenen Vorträge hat die eintägige Konferenz zu einem besseren Verständnis der möglichen Einflüsse des Klimawandels in Benin in verschiedenen Sektoren des öffentlichen Lebens beigetragen. Vertreter von NGOs, Medien und des beninischen Kommunalverbandes begrüßten die Initiative der Konrad-Adenauer-Stiftung sich vermehrt dem Thema Klimawandel zu widmen und forderten sie auf, weitere Veranstaltungen dieser Art zu organisieren. Ein erster Schritt ist bereits mit der Erstellung einer Studie basierend auf den Ergebnissen des Konferenztages getan.