Veranstaltungsberichte
Politische Bildung kann mit vielen ver-schiedenen Methoden und Instrumen-ten vermittelt werden. Während Semi-nare, Universitätskurse oder Konferen-zen oft Bildungsmittel der Wahl dar-stellen, wird der Film nur selten als Mit-tel für die Verständigung über Themen wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte eingesetzt. Nichtsdestotrotz bietet das Kino und vor allem das deutsche Kino eine Viel-zahl von Filmen, die sich mit eben die-sen Problematiken beschäftigen und sich dabei den Themen mit einem ande-ren Blickwinkel nähern.
Aus diesem Grund haben die Kon-rad-Adenauer-Stiftung, der Deut-sche Akademische Austausch Dienst (DAAD) sowie der Lehrstuhl der UNESCO für Menschenrechte und Demokratie der Universität Abomey-Calavi die monatliche Ver-anstaltungsreihe „Ciné Club Kon-rad“ gegründet. Jeden letzten Frei-tag des Monats findet eine Filmvor-führung über die Themen des Lehr-stuhls, nämlich der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit oder der Menschenrechte mit anschließen-der offener Diskussionsrunde mit einem Experten zu dem jeweils be-handelten Thema statt. Die Vor-stellungen sind für alle offen zu-gängig, die sich für die Themen der Demokratie und der Menschen-rechte interessieren, im Besonde-ren für die Studenten der Universi-tät Abomey-Calavi.
Die ersten drei Vorstellungen ha-ben innerhalb der Universitätsge-meinschaft ein großes Interesse geweckt und lieferten den Rahmen für lebhafte Diskussionen.
Die erste Vorstellung im Januar war dem deutschen Film « Das Le-ben der Anderen » vorbehalten. Der von Florian Henckel von Don-narsmarck geschriebene und um-gesetzte Film handelt von einem ostdeutschen Künstlerpaar, das 1984, also während der DDR, der Deutschen Demokratischen Repu-blik, von der Stasi, oder Staatssi-cherheit, der politischen Polizei der DDR ausspioniert wird. Die Darstel-lung des kommunistischen Re-gimes lenkt die Aufmerksamkeit auf die Menschenrechte der pro-sowjetischen Intelligentia. Auf der politischen Seite zeigt der Film die Ausartungen des marxistischen Denkens und der sozialistischen Doktrin, wie sie in Osteuropa an-gewendet wurde. Der Film gibt gleichzeitig einen Einblick in die Kulturpolitik der DDR und illustriert die Probleme von Künstlern, sich einerseits dem Regime anzupassen und andererseits ihre künstlerische Freiheit zu bewahren.
Während der folgenden Diskussi-onsrunde mit Paul Ayemonna, Arzt und zivilgesellschaftlicher Aktivist, hatten die Zuschauer die Möglich-keit, den Film zu analysieren und über seine Thematik zu debattie-ren.
Die zweite Vorstellung, in der der nigerianische Kurzfilm « Bloodsto-nes » von Didi Cheeka gezeigt wurde, hat die Zuschauer ebenfalls fasziniert. Ohne viele Worte, aber mit bedeutungsschweren Bildern zeigte der Film die Not von Kin-dern, die gezwungen werden, in einem nigerianischen Steinbruch zu arbeiten. Schnell merkt man, dass ihre Begrüßung « Willkommen in der Hölle » eine treffende Be-schreibung davon ist, was diese zerbrechlichen Wesen erwartet. Zusätzlich zu der physischen Ar-beit, die einen hohen Aufwand an Kraft erfordert, leben die Kinder in der ständigen Angst, bei Ungehor-samkeit gefoltert zu werden und bei den Mädchen, von den Aufse-hern sexuell missbraucht. Der Kurzfilm zeigt die Hoffnungslosig-keit und die Hilflosigkeit der Kin-der, die keine Chance auf Überle-ben haben, es sei denn, sie befrei-en sich mit Gewalt aus diesem schrecklichen Gefängnis.
Nach dem Film haben Herr Fanou-Ako von der Nicht-Regierungsorganisation Enfants Solidaires d’Afrique et du Monde (ESAM) und Herr Adjaï von Terre des Hommes ihre Arbeit des Kamp-fes gegen die Kinderarbeit und die bei armen beninischen Familien gängige Praxis des Kinderschmug-gels präsentiert. Die Diskussion, an der sich die Studenten lebhaft be-teiligt haben, zeigte, dass die Kin-derarbeit für viele Familien – vor allem bei Kindern über 14, dem of-fiziellen legalen Arbeitsalter – un-entbehrlich ist. Aus diesem Grund ist das allerwichtigste, die Rechte und den Schutz von Kindern wäh-rend der Ausübung ihrer Arbeit si-cherzustellen.
In der Vorstellung im März sahen die Zuschauer den togolesischen Kurzfilm « Bidenam - Die Hoffnung eines Dorfes », der von der jungen Frau Bidenam handelt, die nach sechs Jahren Agrarwissenschafts-studiums im Ausland in ihr Hei-matdorf zurückkehrt. Sie findet das Dorf in einem elenden Zustand wieder und beschließt, den Bewoh-nern die Benutzung eines Bewässe-rungssystems beizubringen. Aller-dings durchkreuzt ihr Projekt die Pläne von Herrn BAKA, dem Abge-ordneten.
Nach der Vorstellung diskutierten die Experten Modeste Gouton von der Association de lutte contre le racisme, l'ethnocentrisme et le ré-gionalisme (ALCRER) und Marino de Souza vom Centre Afrika Obota mit den Zuschauern über den Film.
Die letzte Vorstellung des Ciné Club Konrad fand am 27. April statt. Im Rahmen der deutschen kulturellen Woche in Bénin, sahen die Zuschauer den deutschen Film « Kinshasa Symphony » von Claus Wischmann und Martin Baer, der zeigte, wie die Einwohner einer der chaotischsten Städte der Welt, Kin-shasa, es geschafft haben, eines der komplexesten Systeme der menschlichen Kooperation aufzu-bauen: ein Symphonieorchester. Die Zuschauer hatten das Vergnü-gen, mit Herrn Athanase Dehou-mon, Direktor der Gangbe Brass Band nach dem Film eine begeis-terte Diskussion zu führen.