Veranstaltungsberichte
Nein, es war keine Lesung im klassischen Sinne - es war mehr. Die aktuellen Ereignisse in der Ukraine und auf der Krim bestimmten auch einen wesentlichen Teil der Veranstaltung in Menden. Prof. Pöttering war zum ersten Mal zu Gast in dieser Stadt und gut 50 Teilnehmer verfolgten gespannt seine Ausführungen.
Mit dem heimischen Europaabgeordneten Dr. Peter Liese verbindet Hans-Gert Pöttering mehr als nur die Zugehörigkeit zur gleichen Fraktion, das wurde aus dem Grußwort von Peter Liese deutlich. Er wusste - so Liese - in Pöttering immer einen Mitstreiter für eine Politik aus christlicher Verantwortung zu haben. Liese wie Pöttering verstehen die EU vor allem auch als Wertegemeinschaft.
Das anschließende - von Martin Korte, Leiter des Ressorts Nachrichten / Politik der Westfalenpost - fundiert geführte Gespräch widmete sich neben der aktuellen Politik wesentlichen Eckpunkten der politischen Laufbahn Pötterings.
Pöttering lernte seinen Vater nie kennen, da dieser im Zweiten Weltkrieg fiel. Dieser Umstand prägte ihn frühzeitig und seine Entscheidung, dass nur ein Europa in Frieden und Freiheit Sicherheit bieten könne, wird nachvollziehbar.
Bemerkenswert für die Zuhörer waren seine Ausführungen über die Zeit als EVP - Fraktionschef, in die u.a. die Osterweiterung der EU fiel. Seine selbstkritische Aussage, dass die Aufnahme Bulgariens und Rumäniens zu früh und ein Fehler gewesen sei, aus dem man lernen sollte, überraschte viele. Er erläuterte, dass man davon ausgegangen sei, dass sich die Entwicklungen hin zu europäischen Normen als Mitglied der Europäischen Union in den Staaten schneller umsetzen ließen. Für die Zukunft könne es daher nur heißen, dass erst alle Kriterien erfüllt sein müssen.
Eine absolute Herzensangelegenheit Pötterings wurde auch deutlich: ein Haus der Geschichte Europas, das in Brüssel entsteht. Dies sei für die Zukunft wichtig, da auch den nachfolgenden Generationen die Fundamente und Hintergründe Europas vermittelt werden müssten, um das Projekt Europa dauerhaft im Bewusstsein und historischen Verständnis zu verankern.
Gefragt, ob er Wehmut empfinde, wenn er im Mai aus dem Parlament ausscheidet, bekundete er, er sei eher dankbar, dass er Europa so lange mitgestalten durfte.