Auf Basis einer qualitativen, interviewbasierten Erhebung unter Expertinnen und Experten, die in Bürgerräten und verwandten Beteiligungsverfahren involviert waren, identifizieren die Autorinnen der Studie drei eng miteinander verknüpfte Funktionen:
- Input-orientierte Funktion: Information und Wissenstransfer
Ihre Hauptaufgaben sehen Expertinnen und Experten darin, Zahlen und Fakten, Erkenntnisse, Wissen, Kontextinformationen aufzubereiten. Zentrale Kriterien sind hierbei Rationalität und Objektivität. - Throughput-orientierte Funktion: Dialog und Kommunikation
Verständlichkeit der Impulse, „Kommunikation auf Augenhöhe“, Vermeidung wissenschaftlicher Fachsprache – dies sind wesentliche Elemente, die Expertinnen und Experten vor dem Hintergrund ihrer Praxiserfahrungen nennen, sollen Dialog und Kommunikation zielführend sein. - Output-orientierte Funktion: Beratung und Einordnung
Als zentrale Aufgaben werden beschrieben: Begründung und Einordnung von Wissen, Aufzeigen von Zusammenhängen und Effekte von Maßnahmen, Reduktion von Komplexität, Bürgerinnen und Bürger entscheidungsfähig machen.
Werden diese Funktionen zugrunde gelegt, lassen sich drei Rollenprofile ableiten, zwischen denen keine Hierarchie besteht und die komplementär zueinanderstehen:
- Wissenslieferant
In diesem Profil steht die sachliche Information im Zentrum, die zurückhaltend-nüchtern eingebracht wird. Vornehmstes Ziel ist es, auf verständliche Art und Weise Wissen zu transferieren und einen Zugang zu Themen zu schaffen. Zudem soll es den Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht werden, z. B. durch Rückfragen, den Experteninput ausreichend zu verarbeiten. - Übersetzungshelfer
Hier wird insbesondere die Befähigung der Bürgerinnen und Bürger angestrebt, vermittelte Informationen weiterzuverarbeiten – und sie nicht einem „information overload“ auszusetzen. Übersetzungshelfer sehen ihre Aufgabe auch in der Reduktion von Komplexität durch Dialog und „Vermittlung auf Augenhöhe“. Sie wollen Anstöße zum „Weiterdenken“ geben. - Berater
Expertinnen und Experten in diesem Profil vereinen die drei Rollen und legen besonderen Wert darauf, mit Hilfe ihrer Expertise die Teilnehmenden auf eine Entscheidungsfindung im Rahmen der Konsultation hin vorzubereiten.
Schließlich lassen sich Anforderungen an Expertinnen und Experten wie auch an jene Institutionen, die konsultative Beteiligungsverfahren organisieren, formulieren. Hierzu zählen beispielsweise die Grundanforderung einer verständlichen Sprache, Neutralität sowie die Herausforderungen Zeitknappheit und Komplexitätsreduktion.
Die gesamte Studie "Wissenslieferanten, Übersetzungshelfer und Berater. Eine explorative Studie zur Expertenbeteiligung in Bürgerräten und verwandten Beteiligungsverfahren" lesen Sie hier als PDF.