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"Wir wollen freie Menschen sein" - Ein Film über den Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der DDR

του Sebastian Tümmel

Freya Klier zu Gast in der Freien Evangelischen Bekenntnisschule Bremen

Schüler der Freien Evangelischen Bekenntnisschule Bremen(FEBB) haben den Dokumentarfilm „Wir wollen freie Menschen sein“ der DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier gesehen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hatte die Regisseurin eingeladen, ihr neuestes Werk über den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der Schule zu präsentieren. Im Anschluss berichtete Freya Klier über ihre Motivation zum Dreh des Films sowie ihr Leben und ihre Erfahrungen in der DDR.

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„Ich habe es nicht erlebt, ihr habt es nicht erlebt“, mit diesen Worten begrüßt Karsten Klemm, Leiter der Sekundarstufe II, die Schüler des 11. Jahrgangs. Gemeint ist der Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953, bei dem sich über 700 Städte und Dörfer in der DDR gegen das Sowjetsystem auflehnten. Über die Ereignisse um diesen Volksaufstand werden die Schüler durch Freya Kliers Film unterrichtet. Freya Klier war eine der führenden Kräfte in der DDR-Opposition.

Bevor der Film über die Ursachen des Aufstandes berichtet, werden einige, mit dramatischer Musik hinterlegte Szenen gezeigt. Als plötzlich Schüsse zu hören sind, kommen von den jugendlichen Zuschauern der FEBB Schreckenslaute.

Niedrige Einkommen, überteuerte Lebensmittel, die Forderung nach freien Wahlen und der Freilassung politischer Häftlinge sind Gründe dafür, dass die Menschen im Juni 1953 auf die Straße gehen. Am 17. Juni kommt es DDR-weit zu Streiks und Protestmärschen der Arbeiter, denen sich auch Frauen, Jugendliche und Kinder anschließen. Der Film veranschaulicht dies mit vielen aufnahmen. In Leipzig sind 40.000 Menschen auf der Straße. Gegen Mittag wandelt sich das Bild, aus Moskau ist eine Order gekommen, und immer mehr Polizisten, Stasi-Mitarbeiter und Sowjet-Soldaten treiben die Menschen zusammen, auch Panzer fahren auf. Es kommt zu Straßenschlachten, Schüsse fallen, die Situation eskaliert. Die Leiche eines Erschossenen wird durch die Straßen getragen, berichtet ein Zeitzeuge. Das Regime ruft den Ausnahmezustand aus, im Radio und auf Plakaten wird angekündigt alle notwendigen Mittel zur Niederschlagung der Proteste anzuwenden.

In die Handlung des Dokumentarfilms ist die Geschichte des 15-Jährigen Paul Ochsenbauers eingeflochten, der zusammen mir seinen Freunden an den Protesten teilnimmt. Als sie auf eines der aufgehängten Plakate stoßen, reißt Paul dieses ab und wird von Polizisten verhaftet. Paul taucht an diesem Tag nicht mehr zu Hause auf, auch in den nächsten Tagen nicht. Pauls Schwestern berichten in Freya Kliers Film wie es der Familie vor 60 Jahren ergangen ist. Ihr Vater hat bei der Polizei angerufen und erfahren, dass sein Sohn weder unter den Toten noch unter den Verletzten war. Die nächsten Tage hörte er jedes Mal dasselbe. Zwei Wochen später kommen die drei Schwestern aus der Schule, der Vater sitzt weinend zu Hause, „Der Paul ist tot.“ Bei dieser Nachricht blicken die Gymnasiasten erschrocken auf die Leinwand. Die Geschichte geht den Schülern der Freien Evangelischen Bekenntnisschule nahe. Später erfährt die Familie, dass Paul, mit 15 Jahren das jüngste Todesopfer des Aufstandes, heimlich eingeäschert wurde. Zur Beerdigung sind zwölf Personen zugelassen, die Staatssicherheit überwacht die Zeremonie. Der Vater verkraftet das Geschehene nicht und stirbt kurz darauf. Bis heute, erzählen die Schwestern, wissen sie nicht mehr, als dass Paul erschossen wurde, wie, warum und durch wen, das werden sie wohl nie erfahren.

Der Dokumentarfilm berichtet auch über den Umgang mit dem Volksaufstand. In der DDR kommt es zu Massenverurteilungen und öffentlichen Schauprozessen, eine Frau gesteht in einem dieser Schauprozesse, Akten vernichtet zu haben und wird als Rädelsführerin verurteilt. Das Regime spricht von einem faschistischen Putsch durch die BRD und ihre amerikanischen Verbündeten.

Freya Klier nennt zwei Gründe, weshalb sie den Film gedreht hat: Zum einen sei es ein Volksaufstand in der ganzen DDR und nicht nur in Berlin gewesen. Dies dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Zum anderen habe sie angetrieben, dass Kinder in die Proteste involviert gewesen und verletzt oder getötet worden seien. Die Schüler der Freien Evangelischen Bekenntnisschule wurden 60 Jahre nach dem 17. Juni 1953 in eine ihnen völlig fremde Welt zurückversetzt. Es ist nicht einfach, sich aus den gesicherten Verhältnissen einer Demokratie in die menschenverachtenden Bedingungen einer totalitären Diktatur hineinzuversetzen.

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Dr. Ralf Altenhof

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Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Bremen

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