Αναφορές εκδηλώσεων
Gegenwart und Vergangenheit des Iran verknüpfte der diesjährige Ramadan-Dialog. Wo ließe sich also besser über das Land sprechen, als in dem Museum, das die lebendige iranische Kultur zeige? Für Museumsdirektor Prof. Dr. Stephan Weber fiel die Antwort eindeutig aus. Auch Dr. Oliver Ernst von der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigte sich sichtlich erfreut, wieder einmal diesen „musealen Raum anders zu bespielen als sonst“.
Die weiterhin guten kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Iran, die Weber hervorhob, nahmen konkrete Gestalt in Form von Amir Hassan Cheheltan ein: Der „Leuchtturm der iranischen Kultur“, so Ernst, gab in Berlin Einblicke in seine Schriftsteller-Arbeit im Iran. Ihn ergänzte Azadeh Zamirirad von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), die eloquent und sachkundig über die politische und gesellschaftliche Situation im Iran sowie den kürzlich abgehaltenen Wahlen informierte. Die Moderation übernahm Christiane Hoffmann, die von 1999 bis 2004 Korrespondentin in Teheran war.
Die Präsidentschaftswahlen
Am 19. Mai wählten die Iraner einen neuen Präsidenten: Der amtierende Präsident Hassan Rohani gewann mit überraschend großer Mehrheit gegen Ebrahim Raisi. Laut Zamirirad sei diese Mehrheit nicht zu erwarten gewesen. Sie zeige aber, dass die iranischen Wähler nicht mehr auf „Populisten und deren Versprechen reinfallen“ würden. Denn sie würden solche Versprechungen aus den Jahren der Ahmadinedschad-Regierung kennen. Raisi habe ähnliche populistische Slogans von Ahmadinedschad „ausgeliehen“, so die Expertin, und sei aufgrund seiner mangelnden politischen Erfahrung auch eher ein „Außenseiter“, ähnlich wie Donald Trump. Dennoch erhielt der konservative Raisi 16 Millionen Stimmen, denn es gebe Iraner, die diesen politischen Konservatismus wollten – und nicht jeder im Land sei für Reformen, stellte Zamirirad klar.
Herausforderungen in der iranischen Politik
Zamirirad thematisiert auch die iranische Außenpolitik mit Augenmerk auf das Atomabkommen und seine Folgen. Mit dem Abkommen habe der Iran einen positiven Schritt aus der Isolation heraus getan, auch in ökonomischer Hinsicht. Dennoch seien viele Iraner unzufrieden und bewerteten ihre Lebenssituation nach dem Abkommen nicht besser als davor. Solche Frustrationen stellten Rohani vor eine Herausforderung: Es würden hohe Erwartungen an ihn gestellt, die er wahrscheinlich nicht erfüllen könne, was er aber auch selbst wüsste, so die SWP-Wissenschaftlerin.
Donald Trumps Rede in Saudi-Arabien bezeichnete Zamirirad als „alarmierend“: Trump stelle damit klar, dass die USA weiterhin auf eine Isolation des Irans abzielten. Das jedoch wäre ein Schritt zurück zu den „alten Problemen“ und damit eine weitere Herausforderung für Rohanis zweite Amtszeit.
Kulturpolitik
Ein „politischer Schriftsteller“ wie Cheheltan steht unter besonderer Beobachtung, seine Arbeit unterliegt der Zensur der iranischen Behörden. Unter Ahmadinedschad waren alle seine Bücher komplett verboten, unter Rohani wurden manche hingegen veröffentlicht. Er selbst versuche gar nicht erst über Inhalte und Formulierungen mit den Zensoren zu verhandeln, sagt er: Das sei zwar möglich, nicht aber für berühmte Schriftsteller wie ihn. Nicht ganz so berühmte Künstler seien weniger von der Zensur betroffen.
Während des Schreibprozesses denke er nicht daran, dass die Behörden Passagen streichen könnten. Erst am Ende schaue er, was wahrscheinlich zensiert wird, und nehme Änderungen vor. Meistens seien es Passagen über „Liebe und Politik“. Bei den „politischen“ Passagen versuche er oft Formulierungen zu finden, die „zwischen den Zeilen“ seine wahren Intentionen vermittelten. Insgesamt seien die Bedingungen für Schriftsteller unter Rohani besser geworden, berichtet Cheheltan. Er zeigte sich dennoch vom Präsidenten enttäuscht, er hatte mehr von ihm erwartet.
Der Schriftsteller äußerte sich in Berlin begeistert, dass sich so viele enthusiastische, junge Leute im Iran für die Künste interessierten. Für Cheheltan eine Konsequenz aus der Revolution: Die Menschen seien auf der Suche nach Antworten auf aufkommende Fragen. Und genau diese könne man in der Literatur finden.
Widerstand
Nach der Grünen Revolution von 2009 gab es keine großen Proteste mehr im Iran, stellte Hoffmann fest. Cheheltan begründet das mit der Mentalität der Iraner: Sie wollten die Erfahrungen von Unruhen nicht wiederholen, aber „vielleicht sammeln die Leute gerade ihre Kräfte für die geeignete Zeit“. Dem stimmte Zamirirad zu: Die Iraner hätten Angst, denn sie sähen, was in den Nachbarländern passiere und fürchteten das Chaos, das mögliche Proteste auslösen könnte. Dennoch gäbe es Potential für soziale Unruhen im Land, besonders bei den jungen Menschen.
Nach wie vor drängten viele Menschen nach Reformen, nach Freiheit und Demokratie, so Zamirirad. Doch die Iraner wollten aus ihrer Erfahrung heraus keine neue Revolution auslösen. Kurzum: „Die Bewegung ist nicht vorbei“, schloss Hoffmann die Diskussion.
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