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Erinnerungen an den 17. Juni

Film und Gespräch mit Freya Klier auf der Burg Beeskow

Bericht von der Veranstaltung des Bildungswerks Potsdam der KAS in Beeskow am 22. Mai 2013.

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In Kooperation mit dem Bildungs-, Kultur- und Musikschulzentrum des Landkreises Oder-Spree „Burg Beeskow“ fand am 22. Mai 2013 die Premiere des Films „Wir wollen freie Menschen sein“ von Freya Klier in Brandenburg statt. In der anschließenden Diskussion mit Freya Klier brachten verschiedene Zeitzeugen ihre Erinnerungen in beeindruckender Weise ein.

Wenn auch die Geschichte über vieles hinweggeht – Gott sei Dank, so hinterlässt sie doch im Leben der betroffenen Menschen, der direkten und indirekten Opfer doch tiefe Spuren, was an diesem Abend durch den Film, der den Opfern ein Gesicht gibt, und die Teilnehmerbeiträge einmal mehr deutlich wurde.

Bemerkenswert ist, welch geringe Rolle in der öffentlichen Erinnerung der Aufstand vom 17. Juni 1953 spielt, verglichen etwa mit den Aufständen in Polen/Posen vom Juni 1956 mit einem großen Denkmal neben dem Kaiserschloss in Posen und Ungarn vom Oktober 1956. Durch die DDR-Progaganda als „faschistischer Putsch“ diffamiert, sei der Gedenk- und Staatsfeiertag auch im Westen immer mehr zu einem „Tag der Gleichgültigkeit“ geworden, meinte Frey Klier.

Unter den Teilnehmern waren u.a. der örtliche Landtagsabgeordnete der Partei Die Linke, Peer Jür-gens, der sich auch in die Diskussion einschaltete, der Bürgermeister von Beeskow, Frank Steffen (SPD), und der ehemalige Landrat des Kreises Oder-Spree, Jürgen Schröter.

Jürgens erinnerte an die Beurteilung des Volksaufstandes durch Wolf Biermann, der 1976 in Köln von der gefährlichen Janusköpfigkeit des Aufstandes gesprochen habe, der "schon ein deutscher Arbeiteraufstand und noch eine faschistische Erhebung" gewesen sei, was man sich heute noch auf YouTube ansehen und anhören könne. Freya Klier erklärte diesen Satz mit der Wirkung der kommunistischen Erziehung Biermanns und der Propaganda der DDR. Heute würde Biermann dieses Fehlurteil von sich weisen. Auf die Frage an den Linken-Abgeordneten, wie denn seine Partei als Nachfolgerin der DDR-Staatspartei SED, die das Märchen vom faschistischen Putsch in die Welt gesetzt hat, heute den Volksaufstand bewerte, verwies Jürgens auf unterschiedliche Diskussionsprozesse, bei denen es auch Kritik an dieser Bewertung gebe. So ganz kann man sich in der Linkspartei anscheinend bis heute noch nicht von dem eigenen, ideologisch fabrizierten Geschichtsbild trennen. Dies deutet auch der Film an, indem er den kleinen Gedenkstein zeigt, der ganz am Rande des großen Leipziger Stadtfriedhofes an die Opfer des Aufstandes gedenkt.

Die Märkische Oderzeitung berichtete mit folgendem Beitrag über die Veranstaltung:

Ruth Buder 23.05.2013

Red. Beeskow, beeskow-red@moz.de Erinnerungen an den 17. Juni

Beeskow (MOZ) Viel Applaus und lobende Worte erhielt Freya Klier für ihren Film "Wir wollen freie Menschen sein" am Mittwochabend auf der Burg. Einige Besucher schilderten danach ihre persönlichen Erinnerungen an den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953.

Roland Smolka war extra zu diesem Filmabend aus Cottbus gekommen. Als der bewegende 45-minütige Streifen endete, musste der 70-Jährige von dem traurigen Schicksal seines Bruders Manfred erzählen, der 1960 mit dem Fallbeil hingerichtet worden war. Manfred Smolka war 1958 aus der DDR geflüchtet und kehrte 1959 noch einmal kurz zurück, um Frau und Tochter nachzuholen. Dabei wurde er erwischt und wegen angeblicher Militärspionage zum Tode verurteilt. "1993 wurde mein Bruder rehabilitiert", sagte Roland Smolka, "aber die Schuldigen, Hockecker und Co. sind niemals bestraft worden. Das treibt mich noch heute um, ich komme nicht zur Ruhe." Wäre der Volksaufstand am 17. Juni geglückt, so glaubt Roland Smolka, hätte sein Bruder noch am Leben sein können.

Auch in dem Film mit Dokumentaraufnahmen, nachgestellten Szenen und Zeugenberichten schildert die Regisseurin und DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier das Schicksal von Menschen, die den Aufstand - damals noch Kinder - miterlebten. Die Schwestern des damals 15-jährigen Paul Ochsenbauer, der beim Aufstand in Leipzig erschossen wurde, haben bis heute mit diesem dunklen Kapitel nicht abschließen können. Der heute 70-jährige Peter Schmidt, überlebte glücklicherweise einen Bauchschuss und schildert seine Eindrücke, als sich die Leipziger gegen die Partei und den Staat auflehnten - zunächst in freudig euphorischer Stimmung, die aber schnell umgeschlagen sei, als Polizei und Sowjetmacht mit Gewehren und Panzern die Bewegung niederschlugen. Danach habe es eine große Festnahmewelle und viele Schauprozesse gegeben, sagt Freya Klier im Podiumsgespräch mit Stephan Raabe, Landesbeauftragter der Adenauer-Stiftung in Brandenburg.

Mit ihrem Film wolle sie aufbegehren gegen die alte DDR-Propaganda, die sich fest in die Köpfe gesetzt habe, sagte Freya Klier. Die "Gehirnwäsche" habe tief gewirkt, es sei an der Zeit, ein Zeichen zu setzen und derer zu gedenken, die damals viel Mut bewiesen und schwer gebüßt hätten. Oft werde nur vom Arbeiteraufstand in Berlin gesprochen, aber es habe in rund 700 Städten und Gemeinden Unruhen gegeben, sagte die Autorin. Für sie wäre der 17. Juni, der in der alten Bundesrepublik Staatsfeiertag war, der echte Tag der Einheit gewesen - nicht das künstliche Datum 3. Oktober.

Gut erinnern an diesen Tag konnte sich auch noch Jürgen Schröter, ehemaliger Landrat. Er lebte damals mit der Familie in Görlitz. Die Arbeiter, die sich vom Staat betrogen gefühlt hätten, seien in die Schule gekommen, daraufhin hätten sich die Schüler der Demonstration angeschlossen. "Ich habe mit eigenen Auge gesehen, wie in der SED-Kreisleitung Aktenschränke aus dem Fenster geworden wurden. Es herrschte eine unwahrscheinliche Euphorie", sagte Schröter. Russische Panzer hätten zwar nicht geschossen, aber sie hätten warnend da gestanden. "Tote habe ich nicht gesehen, aber es gab viele Verhaftungen."

Der Landtagsabgeordnete Peer Jürgens (Die Linke) brachte ein Zitat des SPD-Politikers Egon Bahr ins Spiel, der gesagt haben soll, ohne den RIAS hätte es den Aufstand nicht gegeben. Natürlich habe der Sender die Ereignisse übertragen, sagte Freya Klier. Das sei gut und richtig gewesen, denn das DDR-Radio hätte es nicht getan.

Der Film "Wir wollen freie Menschen sein" wird am 16. Juni um 22.50 Uhr im RTL gezeigt.

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Stephan Georg Raabe

Stefan Georg Raabe

Leiter des Auslandsbüros Bosnien und Herzegowina in Sarajevo

Stephan.Raabe@kas.de +387 33 215 240
Klier, Burg Beeskow Märkische Oderzeitung, Tornow

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