Die zentralen Werte des Unternehmers sieht Gotthardt in den Rechten und Pflichten, die sich aus dem Besitz von Eigentum ergeben, Mitarbeiterverantwortung, gesellschaftlicher Verantwortung und ökologischer Verantwortung. Geschäftsmoral sei für Unternehmer und Verbraucher nicht das gleiche. Die Bevölkerung geht Statistiken zufolge zunehmend davon aus, dass der Unternehmer nur gewinnorientiert handelt. Das muss man differenziert betrachten, denn der Unternehmer hat neben Rechten auch Pflichten am Eigentum. So dürfe Unternehmenseigentum nur dem Unternehmen dienen, sie sollen in das Unternehmen investiert werden, um es voranzubringen. Rücklagen stabilisieren ein Unternehmen in Zeiten des Gegenwindes. Aber nicht nur die Bindung des Eigentums an das Unternehmen sei hier maßgeblich, denn der gute Unternehmer tut das Richtige, um sein Unternehmen nach vorne zu bringen.
Die Mitarbeiterverantwortung ist in Deutschland durch den Mangel bestimmt, nicht durch Überfluss. Der Mensch hat ein natürliches Bedürfnis nach Arbeit, der Mensch will etwas erbauen, schöpferisch tätig sein, und gerade im EDV-Bereich geht das sehr gut. Es sind nicht nur die Führenden, sondern im gleichen Maße die Mitarbeiter, die das Geschäftsklima für alle bestimmen. Daraus folgt, dass der Unternehmer nur gewinnen kann, wenn er ethisch handelt. Viele sehen im Unternehmer den räudigen Wolf, den man erschlagen müsse, so Gotthardt, oder die Kuh, die man melken muss, aber nur wenige sehen ihn als das Pferd, das den Karren zieht. Dabei tun wir das auch noch gerne und fühlen uns wohl dabei. Die Punkte gesellschaftliche und ökologische Verantwortung, so Gotthardt, bilden einen Rahmen an gesellschaftlichen und politischen Vorgaben, ein Gesamtkonzept, in dessen Rahmen ein Unternehmer frei handeln kann, und das beste und richtige für sein Unternehmen tun kann. Beispielsweise könne er als Unternehmer mit der einen Energiepolitik so gut leben wie mit der andern, sie dürfe sich nur nicht alle zwei Tage die Rahmenbedingungen ändern.
Gotthardts persönliches Wertesystem ergibt sich aus zwei Prinzipien: dass der Werte der Leistung eines Menschen sich an dem bemisst, welche Leistung er zu erbringen vermag, und Freiheit als das höchste gut. Freiheit wiederum sei ein Ergebnis positiven Cashflows. Weiter sei in einem funktionierenden Markt der wirtschaftliche Erfolg, der Gewinn, Zeichen der eigenen Leistungsfähigkeit und Zeichen der Wertschätzung der anderen. Ineffiziente Strukturen seien zutiefst ungerecht. Die gesellschaftlichen und ökologischen Vorgaben müssen klar sein und seien kompromisslos zu achten. Gotthardt schließt mit drei Wünschen ab: Das wirtschaftliche Grundverständnis in der Bevölkerung muss erhöht werden, wir haben zu wenig Menschen, die wissen, was wie funktioniert. Unternehmen müssen in politische Kommunikation eintreten und die Ordnungspolitik müsse wieder oberste Priorität der politischen Diskussion werden.
Klaus Nieding ergänzt, es gäbe in Deutschland eine Tendenz dahin, mitunter selbsternannten Experten, sofern sie kein Eigeninteresse am entsprechenden Thema haben einen Vertrauensvorschuss zu gewähren, ohne nach ihrem Fachwissen zu fragen.
Gastgeber Karl-Heinz B. van Lier schließt den Vortrag mit einem Ausblick. Die negative Meinung der Bevölkerung über die soziale Marktwirtschaft hat mit der Wiedervereinigung zu tun. Sie wurzelt darin, dass ein Teil der Bevölkerung sich daran gewöhnt hat, dass der Staat Sicherheit gibt und Vorsorge trägt, auch auf Kosten der Freiheit. Das ist eine Tendenz, der sogar die christdemokratische Partei mit Vorschub leistet. Wir müssen den Bürgern mehr Freiheit zumuten, damit wir nicht in einen regulierenden und kontrollierenden Staat reingeraten.
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