Αναφορές εκδηλώσεων
Kafka hatte Recht. Leider. Die Welt von Angst und Verrat, die er in seiner Prosa beschrieb: Sie wurde Wirklichkeit, Jahrzehnte später, in den osteuropäischen Diktaturen. Herta Müller hat diese Attacken auf die Freiheit des Menschen wiederum zur Literatur gemacht. Am 12. November las die Nobelpreisträgerin im Bonner Wasserwerk auf Einladung von Konrad-Adenauer-Stiftung und Christ&Welt in der „Zeit“ aus ihren Werken.
„Freiheit Macht Kunst“: Unter diesem Wahlspruch gingen die Veranstalter diesmal dem Verhältnis von Geschichte, Kultur und Moral auf den Grund. Wieviel Freiheit kann sich ein unterdrückter Künstler leisten? Was bleibt, wenn einem die Tyrannei Arbeit, Lebenssicherheit, ja selbst das Vertrauen in die Freunde nimmt? Inwiefern nimmt die Literatur in totalitären Systemen Schaden? Und was macht den Autor frei beim Schreiben? Herta Müller, 1953 im rumänischen Banat geboren und dort aufgewachsen, vom Geheimdienst Securitate zensiert und bespitzelt, konnte 1987 nach Deutschland ausreisen. Die Verfolgung hörte nicht auf. Doch Herta Müller setzte den Machthabern und deren Handlangern ihr freies Wort entgegen: punktgenaue Erzählungen, Essays und Romane aus der Mitte des beschädigten, aber nicht kleinzukriegenden Lebens. „Freiheit ist kein Begriff. Freiheit ist ein wirkliches Wort“, bekannte die Literaturpreisträgerin der Stiftung im Gespräch mit der Frankfurter Literaturkritikerin Insa Wilke: „Innere Freiheit – das ist leicht gesagt. Letztlich zählt, ob ich außen frei bin.“
Hans-Gert Pöttering, Vorsitzender der Stiftung und ehemaliger Präsident des Europäischen Parlaments, stellte Herta Müller eingangs als mutige Autorin einer Angstüberwindungsliteratur vor. Die Freiheit des Wortes sei das „Geschenk der europäischen Demokratie an die Dichter“. Mit Blick auf die Lesung aus Herta Müllers Roman „Atemschaukel“ über die Nachkriegsverschleppung der Rumäniendeutschen in sibirische Arbeitslager betonte Pöttering, es sei wichtig, in diesen Zeiten großer Flüchtlingsbewegungen an die Geschichte der Deportation zu erinnern. Auch Theo Mönch-Tegeder, Geschäftsführer des Katholischen Medienhauses , hob in seinem Grußwort die Bedeutung der kulturellen Freiheit in den Medien hervor.
Beeindruckt von den Diktaturzeugnissen, die Herta Müller an dem Abend vorstellte, waren vor allem über 60 Schüler von Bonner und Dürener Gymnasien. Gebannt hörten sie, was Herta Müller über die „Niederungen“ (so ihr erster Buchtitel, 1982/84) des rumänischen Dorfalltags, über die absurden Kapriolen der Zensur (aus „Ohrgehänge“ wurde „Gehängse“, der „deutsche Frosch“ in einer Parabel durfte keine „Meinung“ haben, und die Metapher „Krümel Schnee“ wurde erst gar nicht verstanden) und über die Deportationserfahrungen nach 1945 erzählte. Eine große Lesung der Nobelpreisträgerin unter dem Bundesadler im alten Bundestags-Plenarsaal des Wasserwerks, das Ende 2015 an die UNO übergeht.
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