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Zu viel Bürokratie, mangelnde Unterstützung und zu wenig öffentliche Wahrnehmung

Lichtenberger Gespräch über ehrenamtliches Engagement

Wieder einmal wird, während an der Elbe in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gegen das Hochwasser gekämpft wird, überdeutlich, wie sehr es im entscheidenden Moment auf ehrenamtliche Helfer ankommt. Zu zigtausenden organisieren sich Jung und Alt, Betroffene und Verschontgebliebene, um Sandsäcke zu füllen, Helfer zu versorgen oder einfach nur um denjenigen Trost zu spenden, denen das Wasser alles geraubt hat. Doch was hier so vorbildlich funktioniert, hat im Alltag seine Tücken.

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Bürgerschaftliches Engagement leidet unter zu viel Bürokratie, mangelnder Unterstützung und zu wenig öffentlicher Wahrnehmung, so das ernüchternde Fazit der Diskutanten bei einer Neuauflage des Lichtenberger Gesprächs im Nordosten Berlins.

„Knackpunkt“ des Ehrenamts aber ist der fehlende Nachwuchs. Matthias Hannow, Vorsitzender eines Judovereins, berichtete, dass es immer schwieriger werden würde, Jugendliche langfristig zu binden. Spätestens mit der Pubertät konkurriere zum Beispiel der Job bei der Feuerwehr mit anderen Interessen und Aufgaben. Hinzu komme der Zeitaufwand für die Berufsausbildung. „Das ist verständlich und der normale Lauf der Dinge, aber für uns ist es natürlich schade, weil wir viel Zeit investieren und relativ magere Ergebnisse erhalten“, so Hannow. In der Folge kommt es regelrecht zu einer gewissen Vergreisung, wie Dr. Matthias Ebert, Vorsitzender des Vereins „Lebensmut“, berichtete. Er habe heute Mühe überhaupt einen handlungsfähigen Vorstand zu organisieren. Gerade das Amt eines Schatzmeisters sei unbeliebt, weil sich potenzielle Kandidaten mit der Fülle an Aufgaben schlichtweg überfordert fühlen oder durch mögliche Konsequenzen, etwa im Falle einer juristischen Auseinandersetzung, abgeschreckt würden. Doch auch der umgekehrte Fall, also dass Menschen sich überschätzen, wird immer häufiger problematisch. Mittlerweile sind die Anforderungen an das Ehrenamt so differenziert und anspruchsvoll, dass nicht jeder alles machen kann und darf, worauf zu Recht eine Zuhörerin hinwies, die in der Betreuung von Mordopfern tätig ist.

Gerne wird vergessen, dass auch die Politik nicht ohne das Ehrenamt auskommt. Für Danny Freymark, Mitglied im Berliner Angeordnetenhaus, unverständlich. Statt in Sprachlosigkeit und Unzufriedenheit zu verharren, sollte besser ein eigener Beitrag geleistet werden. „Unsere Demokratie lebt davon, dass mitgemacht und Initiative gezeigt wird“, so Freymark. Er war daher einer von vielen, die sich für die Einrichtung eines Unterausschusses „Bürgerschaftliches Engagement“ im Senat stark gemacht haben.

Auch wenn das Gremium seine Arbeit erst im September 2013 aufnehmen wird, so ist schon heute klar, dass es sicherlich auch darum gehen wird, wie mehr Menschen an das Ehrenamt herangeführt werden können. Die Panelisten hatten hierzu bereits ihre eigene Meinung. So müssten sich Freiwillige zukünftig besser untereinander vernetzen, um Personal, Know How und Equipment auszutauschen. Es brauche ein professionelles Freiwilligen-Management, damit jeder, der helfen möchte, auch tatsächlich nach seinen Interessen und Kapazitäten dort eingesetzt werden kann, wo er gebraucht werde. Bis hin zu völlig neuen Ansätzen, wie dem „corporate volunteering“, also einem betrieblichen Freiwilligenprogramm wie es zum Beispiel die Deutsche Bahn AG praktiziert. Vielleicht ist aber auch schon viel geholfen, wenn der Wunsch von David Maaß von der Freiwilligen Feuerwehr Realität werden würde: „Wir brauchen wieder mehr Respekt und Anerkennung für das Ehrenamt.“

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