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Arbeitsgemeinschaft der CDU/CSU
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Auf dem Godesberger Reichstreffen der neugegründeten christlich-demokratischen Parteigruppierungen im Dezember 1945 wurde ein „Zonenverbindungsausschuss“, auch „Intenzonenausschuss“ genannt, mit Sekretariat in Frankfurt am Main eingesetzt, der Informationen aller Landesparteien sammeln und eine Reichstagung vorbereiten sollte. Als im Frühjahr 1946 direkte Kontakte zwischen den Landesvorsitzenden zustande kamen, wurde Konrad Adenauer, Vorsitzender der CDU der britischen Zone, beauftragt, beim Alliierten Kontrollrat Schritte für die Gründung der Gesamtpartei einzuleiten und das Reichstreffen vorzubereiten. Da sich die Landesvorsitzenden über Zusammenschluss, Namen und Programm der Union zunächst nicht einigen konnten, gründeten sie im August. 1946 die Arbeitsgemeinschaft der CDU und CSU, die aus dem neunköpfigen Vorstand und dem Plenum mit 21 Delegierten bestand. Der im Februar 1947 gewählte vorläufige Vorstand amtierte de jure bis 1950 (Konrad Adenauer, Friedrich Holzapfel, Hugo Hickmann, Jakob Kaiser, Erich Köhler, Ernst Lemmer, Josef Müller, Ulrich Steiner und nachträglich Peter Altmeier). Bei den Tagungen wurden aktuelle Probleme wie Entnazifizierung, Versorgungslage, Verfassungsfragen, gesamtdeutsche Repräsentation, außenpolitische Lage, Konferenzen der Alliierten sowie Organisationsfragen beraten. Das Sekretariat der Arbeitsgemeinschaft in Frankfurt am Main unter Leitung von Generalsekretär Bruno Dörpinghaus organisierte die Sitzungen, koordinierte die Vorschläge der Landesverbände und ihrer Vorsitzenden und knüpfte Kontakte zu christlichen Parteien im Ausland. Es sorgte für den Informationsaustausch zwischen den Parteigremien auf Zonen- und Länderebene sowie den CDU/CSU-Fraktionen im Wirtschaftsrat und Parlamentarischen Rat. Seit Juni 1947 gab er einen Pressedienst heraus, den „Union-Dienst“, der im Januar 1948 in „Deutschland-Union-Dienst“ (DUD) und dann in „Union in Deutschland“ umbenannt wurde. Die Zentrale hatte maßgeblichen Anteil an der Organisation des Bundestagswahlkampfes 1949. Die Finanzierung des Generalsekretariats erfolgte durch Umlagen der Landesverbände, Abonnements des DUD und Spenden. Versuche, die Union als gesamtdeutsche Partei zu bilden, scheiterten an Differenzen zwischen Konrad Adenauer, Jakob Kaiser und Josef Müller, dem Einspruch der französischen Besatzungsmacht, den Rivalitäten der Landesvorsitzenden und dem Beharren der CSU auf ihrer Selbständigkeit. Wegen der Unterdrückung der CDU in der SBZ, die Ende 1947 zur Absetzung von Jakob Kaiser und Ernst Lemmer führte, kam es im Herbst 1948 zum Abbruch der Zusammenarbeit der Arbeitsgemeinschaft mit der von Otto Nuschke geführten Ost-CDU. Mit Übergabe der Londoner Empfehlungen (1. Juli 1948) verlagerte sich das politische Gewicht auf die Vorsitzenden der Landesverbände, die fortan die Weichenstellungen für die CDU und CSU trafen (u.a. Parlamentarischer Rat, Grundgesetz, Bundestagswahl und Gründung der CDU-Bundespartei). Adenauer galt aufgrund seiner Erfahrung und Autorität bereits 1948 als „CDU-Vorsitzender“ und wurde von den Landesvorsitzenden als ihr Verhandlungsführer mit den Alliierten bestimmt. Die Defizite der Union, mangelnde Effektivität und Geschlossenheit, führten im Frühjahr 1950 zur Vorbereitung der Gründung der Gesamtpartei – ohne CSU –, um der CDU mehr Schlagkraft und eine feste Organisation zu geben. Am 11. Mai 1950 wurde Adenauer zum vorläufigen Vorsitzenden gewählt; die Gründung der Bundespartei erfolgte auf dem 1. Parteitag am 20./21. Oktober 1950 in Goslar (Vorsitzender Konrad Adenauer, Stellvertreter Friedrich Holzapfel und Jakob Kaiser).
Brigitte Kaff