Die Entdeckung der Röntgenstrahlen bestimmte Dessauers Forscher- und Unternehmertätigkeit, bevor er sich nach dem 1. Weltkrieg verstärkt der wissenschaftlichen Tätigkeit zuwandte. 1922 wurde er an die Universität Frankfurt berufen. Er gilt als Begründer der Quantenbiologie. Ende 1918 trat Dessauer dem Zentrum bei und engagierte sich in der Frankfurter Kommunalpolitik. 1924 verlagerte er seinen Wirkungsbereich in die Reichspolitik, wo er sich neben Joseph Wirth und Joseph Joos zu einem Exponenten des linken Zentrumsflügels entwickelte. Als sozialpolitisch engagierter Unternehmer und überzeugter Republikaner nahm er eine Brückenfunktion zwischen politischem Katholizismus und Sozialismus, Bürgertum und Arbeiterschaft ein. Zu Beginn der 1930er Jahre gehörte er zu den wirtschaftspolitischen Beratern Heinrich Brünings. Im Juli 1933 wurde Dessauer im Zusammenhang mit der Aktion gegen die katholischen Verbände für vier Monate inhaftiert. Im Mai 1934 wurde er in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, doch konnte er seine Hochschullehrertätigkeit in der Türkei und der Schweiz fortsetzen. 1949 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er sich an der Universität Frankfurt vor allem mit naturphilosophischen Fragen beschäftigte.
Bestand: Kommission für Zeitgeschichte Bonn.
Curriculum vitae
- Studium der Physik und Elektrotechnik
- 1901 Gründer und Direktor des „Elektrotechnischen Laboratoriums“ (ab 1907 Veifa-Werke)
- 1922 ordentlicher Professor für die physikalischen Grundlagen der Medizin in Frankfurt/Main
- 1924–1933 Mitglied des Reichstages (Zentrum)
- 1933 Inhaftierung und Entzug der Lehrbefugnis
- 1934 Emigration, ordentlicher Professor in Istanbul, seit 1937 in Freiburg/Schweiz
- 1953 in Frankfurt/Main
Veröffentlichungen
- Atomenergie und Atombombe (1947)
- Kooperative Wirtschaft (1970)
Literatur
- H. Blankenberg, in: ZGiLB 5 (1982)
- G. Rink: Friedrich Dessauer (1991)
- M. Goes (Hg.): Friedrich Dessauer (1995)