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Preisverleihung des Konrad-Adenauer-Preises 2012 an Petra Roth, Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main 1995-2012 Preisverleihung des Konrad-Adenauer-Preises 2012 an Petra Roth, Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main 1995-2012 © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Petra Roth

Arzthelferin, Sozialbezirksvorsteherin, Stadtverordnete, Landtagsabgeordnete, Oberbürgermeisterin Dr. h.c. mult. May 9, 1944 Bremen
by Denise Lindsay M.A.
17 Jahre lang - von 1995 bis 2012, steht Petra Roth an der Spitze der Stadt Frankfurt. Als Oberbürgermeisterin der bürgerlich geprägten Stadt verkörpert sie das liberale und weltoffene Gesicht der CDU. Die Beziehung zu ihrer Partei sei "Last und Liebe gleichermaßen" sagt sie 2012.

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Herkunft, Ausbildung und erste berufliche Schritte

Geboren wird Petra Roth am 9. Mai 1944 in Bremen als Tochter des Offiziers und späteren Kaufmanns Heiko Martin und seiner Frau Hannelore, geb. Rüppel, die aus einer Bremer Kaufmannsfamilie stammt. Zehn Jahre nach der Geburt der Tochter kamommt Sohn Markus zur Welt.

Von ihrer Mutter, zu der sie bis zu deren Tod 2010 im Alter von 92 Jahren ein inniges Verhältnis hat, wird Petra Roth von Anfang an zur Unabhängigkeit erzogen. Der Berufswunsch der Jugendlichen, Architektin zu werden, erfüllt sich allerdings nicht, da Petra Roth nach der mittleren Reife vom Gymnasium abgeht. Sie besucht die Höhere Handelsschule und zieht – mit Unterstützung ihrer Eltern – nach Freiburg/Breisgau, wo sie eine Ausbildung zur Arzthelferin macht.

Eine mit 19 Jahren geschlossene Ehe führt die junge Frau 1964 erstmals nach Frankfurt am Main. Die Ehe scheitert nach kurzer Zeit, da Petra Roth bewusst wird, dass sie die Abhängigkeit als Tochter nur gegen die Abhängigkeit als Ehefrau eingetauscht hat. Bilanzierend beschreibt sie die 1960er Jahre: „Es gab keine Freiheit für denkende junge Frauen.“

Petra Roth geht als Au Pair nach England und überlegt kurze Zeit, Medizin zu studieren. Allerdings hat sie 1967 in einem Frankfurter Tennisclub den 26 Jahre älteren Erwin Roth, der als Abteilungsleiter beim Hessischen Rundfunk arbeitet, kennengelernt. 1970 heiratet sie Erwin Roth, den sie als ihre „große Liebe“ bezeichnet und lässt sich endgültig in der Mainmetropole nieder – sie wird „bekennende Frankfurterin“ (Süddeutsche Zeitung, 1. Juni 1992). 1971 kommt Sohn Claudius, 1974 Sohn André zur Welt.

 

Einstieg in die hessische Kommunalpolitik

1972 tritt Petra Roth – aus Begeisterung für Rainer Barzel – der CDU bei und beginnt, sich in der Frankfurter Lokalpolitik zu engagieren. Sie fällt schon früh Ernst Gerhardt – von 1978 bis 1989 Frankfurter Stadtkämmerer – im CDU-Arbeitskreis Große Städte durch ihre modernen und fortschrittlichen Redebeiträge auf.

Von 1973 bis 1988 übt sie das Amt des Sozialbezirksvorstehers in Frankfurt aus, von 1977 bis 1989 ist sie Mitglied in der Stadtverordnetenversammlung. 1987 gelingt ihr als direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises 39 der Einzug in den Landtag von Hessen. Hier vertritt sie ihren Wahlkreis bis 1995, als sie ihr Mandat nach der Wahl zur Oberbürgermeisterin niederlegt. Von 1989 bis 1992 führt sie zudem die Frauen Union Frankfurt.

Im Februar 1992 wird sie als erste Frau mit 298 von 330 Stimmen zur Vorsitzenden des CDU-Kreisverbandes Frankfurt, des mitgliederstärksten Kreisverbandes in Hessen, gewählt. Als eine ihrer Aufgaben sieht sie es an, die CDU in eine „moderne Partei der vorausgeahnten Zukunft“ (Frankfurter Neue Presse, 10. Februar 1992) zu wandeln. Im Juni des gleichen Jahres wird Petra Roth zum ersten Mal als Kandidatin für die Frankfurter Oberbürgermeisterwahl nominiert. Sie ist eher eine Verlegenheitslösung, da namhaftere Kandidaten nicht bereit sind, ihren Hut in den Ring zu werfen. Es gelingt ihr bei den am 7. März 1993 stattfindenden Kommunalwahlen allerdings nicht auf Anhieb, den Amtsinhaber, Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD), abzulösen. In der konstituierenden Sitzung des Stadtparlaments im April 1993 wird Petra Roth mit 92 von 93 Stimmen zur Stadtverordnetenvorsteherin gewählt – und ist damit die dritte Frau an der Spitze der Frankfurter Gemeindevertretung seit 1945.

Zur Überraschung vieler, auch der eigenen Partei, legt Petra Roth das Amt nach zehn Monaten wieder nieder, um sich ihrer Hauptaufgabe, dem Kreisvorsitz der Frankfurter CDU, zu widmen. Sie verkündet, sie wolle der Partei wieder eine „kraftvolle Vorsitzende“ sein und die selbstauferlegte Neutralität, zu der sie als Stadtverordnetenvorsteherin verpflichtet gewesen war, aufgeben. Als wiedergewählte Parteivorsitzende sieht sie es als ihre Aufgabe an, sich mehr um die eigenen Parteimitglieder zu kümmern und diese zu motivieren, da in ihren Augen Parteiverdrossenheit schon in der eigenen Partei anfängt.

 

Oberbürgermeisterwahl 1995

Nachdem am 13. März 1995 die Wiederwahl der Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (Bündnis 90/Die Grünen) scheiterte, kündigt ihre Partei die Koalition mit der SPD im Magistrat auf. Andreas von Schoeler lässt sich daraufhin abwählen, um die erste Direktwahl eines Oberbürgermeisters zu ermöglichen. Im Mai 1995 wird Petra Roth in geheimer Abstimmung mit 257 von 277 gültigen Stimmen als Kandidatin der CDU für die Oberbürgermeisterwahl nominiert. Ihre Benennung geht auf eine Idee von Ernst Gerhardt zurück, der ihren Namen Helmut Kohl vorschlägt. Der damalige Bundeskanzler unterstützt die Idee, denn Petra Roth symbolisiert eine moderne Großstadtpolitik.

Dieses Mal, am 25. Juni 1995, gelingt ihr der Coup: Sie setzt sich – zur Überraschung vieler, auch in der eigenen Partei – im ersten Wahlgang mit 51,9 Prozent gegen den bisherigen Amtsinhaber Andreas von Schoeler klar durch und wird als erste Frau zur Oberbürgermeisterin von Frankfurt gewählt. Den großen Triumph seiner Frau kann Erwin Roth nicht mehr miterleben, da er im März des Vorjahres verstorben ist.

Schon im Vorfeld des Wahlkampfs, den sie bürgernah und offen führt, hat sie immer wieder betont, für „Kooperation“ zu stehen (Frankfurter Rundschau, 20. März 1995). Sie will die Oberbürgermeisterin aller Frankfurter werden. In ihrer Antrittsrede sieht Petra Roth ihre Wahl auch als Beispiel dafür an, „daß wir nun wirklich in das Zeitalter der Gleichberechtigung eingetreten sind“ (Frankfurter Rundschau, 7. Juli 1995). In ihrer Rede fordert sie zudem ein Ende der herrschenden Konfrontationspolitik in der Stadt und ermuntert die Bürger zum „kritischen Dialog“. Wichtige Aufgaben sind für sie die Bekämpfung der Kriminalität und der Kampf gegen den Drogenhandel in der Stadt sowie die Konsolidierung der maroden Stadtfinanzen. In der Drogenpolitik, in der sie eine ganz andere Linie vertritt als ihre Partei, geht sie – wie im Wahlkampf angekündigt – ganz neue Wege, auch gegen Widerstände aus Bonn. Für Schwerstdrogenabhängige wird eine Suchtambulanz eingerichtet, in der in einem Modellversuch Heroin kontrolliert an Kranke abgegeben wird. Zudem wird ein Veranstaltungsprogramm unter dem Titel „Was den Bürger bewegt“ durch das Presse- und Informationsamt der Stadt ausgearbeitet, um das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Politik zu verbessern.

 

Qualifikation für weitere Ämter und Wiederwahl

1997 wählt die Hauptversammlung des Deutschen Städtetages Petra Roth erstmals an die Spitze der Organisation, 2002 und 2009 übernimmt sie die Funktion noch einmal. Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der lange Jahre dort mit ihr zusammenarbeitet, lobt im Nachhinein das kollegiale Miteinander und die zu Petra Roth entstandene „verlässliche Freundschaft“ (Frankfurter Rundschau, 26. Juni 2012).

Zudem wird sie für andere Ämter ins Gespräch gebracht, 1998 und 2003 überlegt man in der CDU auch, sie als Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl zu nominieren.

Am 18. März 2001 steht erneut eine Oberbürgermeisterwahl an. Petra Roth hat von Anfang an deutlich gemacht, eine zweite Amtszeit anzustreben. Zur Überraschung vieler gelingt ihr dieses Mal der Wahlsieg nicht im ersten Wahlgang. Sie erhält 48,6 Prozent; Achim Vandreike, der SPD-Kandidat, 34,6 Prozent. Erst in der Stichwahl am 1. April 2001 kann sie sich mit 53,1 Prozent durchsetzen.

 

Zweite Amtszeit als Oberbürgermeisterin und erneute Wiederwahl

Die zweite Amtszeit von Petra Roth ist zu Beginn geprägt durch den Streit über die Reform der Gemeindefinanzen. Den gefundenen Kompromiss bezeichnet die Oberbürgermeisterin im Oktober 2003 als gute „Basis“ für weitere Verhandlungen.

Im Jahr 2006 ist sie erneut für eine Überraschung gut. Nach den Kommunalwahlen am 26. März plädiert Petra Roth für ein schwarz-grünes Bündnis auf Stadtebene. Nach Sondierungsgesprächen einigen sich Grüne und CDU darauf, eine Koalition zu versuchen. Ein erster Versuch ist 2001 schon einmal gescheitert. Im Mai 2006 stimmen die Gremien der beiden Parteien – bei den Grünen mit 83 Prozent, bei der CDU mit 100 Prozent – zu.

Im November 2006 wird Petra Roth mit 302 Ja-Stimmen von 321 gültigen Stimmen erneut als Oberbürgermeisterkandidatin von ihrer Partei nominiert. Bei der Oberbürgermeisterwahl am 28. Januar 2007 gelingt der bisherigen Amtsinhaberin ein erneuter Triumph. Petra Roth erzielt auf Anhieb im ersten Wahlgang 60,5 Prozent der Stimmen; Fritz Frey, ihr Gegenkandidat von der SPD, unterliegt mit 27,5 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung ist mit 33,6 Prozent auf einen historischen Tiefstand gesunken im Vergleich zu 1995, wo sie 55,8 Prozent betragen hat. Ihre kommende Amtszeit stellt Petra Roth unter das Leitmotiv „Der Jugend eine Chance“. Die in ihren Augen sehr erfolgreich agierende schwarz-grüne Koalition setzt Frau Roth fort; ein Modell, das beide Seiten nicht bereut haben.

Zur Überraschung vieler verkündet die Oberbürgermeisterin im November 2011, dass sie ihr Amt im Juli 2012 – nach 17 Jahren – aufgeben werde, um Platz für einen Generationenwechsel zu machen. Von vielen Seiten werden ihre Kommunikationsfähigkeit, ihre liberale Grundeinstellung, ihr Pragmatismus, ihre zupackende Art sowie die von ihr betriebene moderne Großstadtpolitik gelobt. Zudem hat die Seiteneinsteigerin in die Politik nicht immer die Parteilinie vertreten, sondern sich auch ab und zu dagegen gestellt: „Diese Beziehung war Last und Liebe gleichermaßen“, konstatiert die Frankfurter Rundschau am 26. Juni 2012.

1995, zum Amtsantritt von Petra Roth, ermittelt das Bürgeramt der Stadt, dass 14 Prozent der Bürger mit der Situation in der Stadt unzufrieden seien, 2010 ist die Zahl auf sechs Prozent gesunken; ebenso empfinden 1995 63 Prozent der Bürger den Schutz vor Kriminalität als nicht ausreichend, 2010 ist die Zahl auf 22 Prozent gefallen. Hochangerechnet wird der scheidenden Oberbürgermeisterin, dass sie die mit Epitaphen wie „Bankfurt“, „Krankfurt“ oder „Mainhattan“ belegte und als unregierbar geltende Stadt regierbar und zu einer lebenswerten Metropole gemacht hat. 2005 erhält sie zudem die Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv und 2010 die Ehrendoktorwürde der Sookmyung Women’s University in Seoul.

 

Abschied in den Unruhestand

Zwei Wermutstropfen muss Petra Roth nach ihrem Amtsverzicht hinnehmen. Zum einen ist ihre Verabschiedung aus dem Amt im Frankfurter Römer, an der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnimmt, durch eine lautstarke Demonstration von Fluglärmgegnern überschattet. Zum anderen siegt in der Stichwahl der Oberbürgermeisterwahl am 25. März 2013 der SPD-Kandidat Peter Feldmann mit 57,4 Prozent der Stimmen über seinen CDU-Herausforderer Boris Rhein (42,6 Prozent). Hier wird sicherlich auch deutlich, dass Petra Roth von den Bürgern als über der CDU stehend angesehen wurde.

Hauptanliegen von Petra Roth für den vorzeitigen Amtsverzicht ist es, mehr Zeit für ihre Familie, die Söhne Claudius und André und die beiden Enkelkinder sowie für ihren Lebensgefährten, einen Schweizer Wirtschaftsmanager, zu haben. Ganz kann und will man allerdings auf ihre kommunalpolitische Expertise nicht verzichten. So wird sie im September 2012 Vorsitzende der Stiftung Schloss Ettersburg in Thüringen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Konzepte für die Gestaltung des demografischen Wandels zu entwickeln. Zudem übernimmt sie den Vorsitz des im November 2012 konstituiertenBeirats Kommunalpolitik der Konrad-Adenauer-Stiftung, der die Nachfolge des früheren Arbeitskreises Kommunalpolitik angetreten hat und sich als „Impulsgeber“ für die kommunalpolitische Arbeit der KAS versteht.

 

Curriculum vitae

  • 09.05.1944 Geburt in Bremen, Mittlere Reife, Höhere Handelsschule, Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin sowie zur Arzthelferin
  • 1970 Heirat mit Erwin Roth (seit 1994 verwitwet
  • 1971 und 1974 Geburt der Söhne Claudius und André
  • 1972 Eintritt in die CDU
  • 1973-1988 Sozialbezirksvorsteherin in Frankfurt/Main
  • 1977-1989 Abgeordnete im Landeswohlfahrtsverband Hessen, Stadtverordnete in Frankfurt/Main, Vorsitzende des Sportausschusses der Stadtverordnetenversammlung, Jugendpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion
  • 1982-1992 stv. Vorsitzende der CDU Frankfurt
  • 1987-1995 Mitglied des Hessischen Landtages (Wahlkreis 39, Frankfurt Ost)
  • 1989-1992 Vorsitzende der Frauen Union Frankfurt
  • 1990-1998 Mitglied im Landesvorstand der hessischen CDU
  • 1992-1995 Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes Frankfurt
  • 1993-1995 Mitglied der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung
  • 1995-2012 Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt/Main
  • 1997–1999, 2002–2005 und 2009–2011 Präsidentin des Deutschen Städtetags
  • 2005 Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv
  • 2010 Ehrendoktorwürde der Sookmyung Women’s University in Seoul

Literatur

  • Matthias Arning: Petra Roth. Die Biographie. Frankfurt/Main 2012.
  • Joachim Rotberg/Matthias Zimmer: Aus Liebe zur Frankfurt. Erinnerungen und Streiflichter aus 60 Jahren CDU. Hg. vom CDU-Kreisverband Frankfurt am Main. Frankfurt/Main 2005.

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December 9, 2022
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