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Methodeneinsatz - World Café
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Die Idee des World Cafés ist es, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Dabei soll es um Gespräche über Fragestellungen gehen, die für die Teilnehmenden wirklich von Bedeutung und Interesse sind. Intensive Diskurse in kleinen Kreisen, ganz so wie im normalen Straßen-Café und in der früheren Salon-Kultur, das ist die Idee. Um den Diskurs zu vertiefen, wechseln die Teilnehmer mehrmals die Tische und die Gruppen werden durchmischt. Am Ende steht eine Abschlussrunde im Plenum, bei der die Teilnehmer ihre Ergebnisse präsentieren.
Die Methode sorgt dafür, dass sich die Seminarteilnehmer schnell und ohne Berührungsängste treffen, kennen lernen und austauschen können. Gerade für den Anfang einer Tagung ist das Format damit interessant. Aber auch wenn es um die Reflexion konkreter Fragen (etwa aus vorangegangenen Vorträgen oder Filmen) geht, ist das World Café sehr geeignet. Voraussetzung für das Gelingen sind engagierte Teilnehmer, eine Leitung bzw. Begleitung durch den Tagungsleiter, Hauptamtlichen Mitarbeiter oder Dozenten (sog. „Facilitation“), die richtigen Fragen und das passende Setting.
Der Ablauf
Zur Durchführung benötigen Sie einen Raum mit ausreichendem Platz für kleine, idealerweise runde Tische mit jeweils vier und maximal sechs Stühlen. Zwischen den Tischen sollte aus Gründen der Akustik und Bewegungsfreiheit genügend Platz vorhanden sein. Die Tische werden mit weißen Papiertischdecken und Stiften/Markern belegt (Minimal-Ausstattung).
Der Ablauf beginnt mit einer Begrüßung und Erläuterungen zum Ablauf, zur Etikette und zur Rolle der Gastgeber. Wichtig ist, dass die Teilnehmer verstehen, wie viele Fragen es gibt, die in aufeinanderfolgenden Gesprächsrunden von 15-20 Minuten an allen Tischen gleichzeitig besprochen werden. Die Teilnehmer schreiben, zeichnen und kritzeln in jeder Runde das Wichtigste auf die Tischdecke, Zwischen den Runden mischen sich die Teilnehmer neu, in dem jeder vor Beginn der nächsten Runde an einen anderen Tisch geht. Nur die Gastgeber bleiben am Tisch, begrüßen die Neuankömmlinge, resümieren das bisherige Gespräch und bringen den Diskurs erneut in Gang.
Die Planung
Bei der Planung eines World Cafés sollten folgende Fragen geklärt werden:
- Was soll mit dem World Café erreicht werden?
- Welches ist das Kernthema und wie lautet das entsprechende Motto?
- Wie lauten die einzelnen Fragen, die im World Café erkundet werden sollen?
- Wer nimmt teil?
- Ist es sinnvoll, die Teilnehmer in homogene Gruppen mit unterschiedlichen Hintergründen und Interessen aufzuteilen, um das Thema aus verschiedenen Perspektiven bearbeiten zu können?
- Wer übernimmt die Café-Moderation und welche Rollen bzw. Funktionen werden darüber hinaus benötigt?
- Wie kann eine Atmosphäre geschaffen werden, die den informellen und kreativen Geist des Kaffeehauses vermittelt?
Die Dokumentation soll helfen, die Ergebnisse für die weitere Tagung fruchtbar zu machen etwa durch Diskussion mit einem nachfolgenden Dozenten. Auch für eine Abschlussrunde kann die Dokumentation herangezogen werden, um zu prüfen, inwieweit die Teilnehmer im Verlauf der Tagung abweichende bzw. weiterführende Erkenntnisse gewonnen haben oder ob sich die Ergebnisse bestätigen.
Die richtigen Fragen
Die richtigen Fragen sind der Dreh- und Angelpunkt eines World Cafés. Sie sollten spannend formuliert sein und die Teilnehmer neugierig machen, ins Gespräch zu kommen. Gleichzeitig sollten sie einfach und verständlich sein. Bei mehr Zeit für die Vorbereitung empfiehlt es sich, ein Mini-World Café zu veranstalten. Dann können Sie die Ergebnisse besser abschätzen.
Tipps:
- Wenn Sie in Ihrem World Café mehr als eine Frage stellen wollen (was meistens der Fall ist), empfehlen sich Fragen, die aufeinander aufbauen und dennoch trennscharf sind.
- Formulieren Sie offene Fragen, um wirklich neue Gedanken und Ideen zu befördern.
- Formulieren Sie provokante Fragen und ungewöhnliche Wortkombinationen, um die Teilnehmer bereits durch die Fragestellung zu animieren.
- Achten Sie darauf, die wirklich relevanten Fragen zu stellen (die den Teilnehmern auf den Nägeln brennen oder die mit Blick auf den weiteren Tagungsverlauf Ideen und Antworten liefern).
Die Atmosphäre
Voraussetzung für ein gutes Gelingen ist eine offene, klare und freundliche Atmosphäre an den Tischen. Denn nur dann werden sich alle in die folgenden Gespräche einbringen. Hierzu werden vor oder zum Start der ersten Runde im World Café freiwillige Gastgeber/innen gesucht. Die Gastgeber bleiben in der Standardvariante für alle Runden an ihrem Tisch, begrüßen die Gäste, kümmern sich um ihr Wohlergehen und fassen die Kerngedanken und wichtigsten Erkenntnisse der Runden zusammen („Wie geht’s? Kann ich Ihnen noch einen Kaffee organisieren, bevor wir starten? Kennen Sie sich alle“ usw.). Im Verlauf des Gesprächs achten Sie darauf, dass sich alle beteiligen können und die wichtigen Gedanken auf die Tischdecken geschrieben bzw. gezeichnet werden.
Ursprünglich wurden und werden World Cafés im Geiste der Kaffeehaus-Atmosphäre durchgeführt. Dabei sind Ihrer Phantasie keine Grenzen gesetzt: Tee und Kaffee, Gebäck und Kuchen, leise Hintergrundmusik, Blumen auf Tischdecken, kleine runde Tische oder Stehtische... - Erlaubt ist, was gefällt.
Auch Varianten sind denkbar: Wie wäre es beispielsweise mit einem “Outdoor-Café” abends im Schlosspark an mehreren “Schweden-Feuern” (angesägte Baumstämme, die von selbst ausglühen)? Auch ein Café unterwegs, z.B. während einer Busfahrt zu einer Exkursion mit Wechseln an Parkplätzen ist möglich.
Aber nicht nur der Ort und das allgemeine “Drumherum” lässt sich variieren. Auch der Ablauf des World Café kann an Zielsetzung und Rahmenbedingungen angepasst werden:
- Vielleicht reicht Ihnen für das World Café eine einzige Frage und Sie führen mehrere Runden dieser Frage durch.
- Oder die Gastgeber werden am Ende jeder Runde neu bestimmt – es bleibt also immer jemand anderes am Tisch.
- Die Gruppe, die in der ersten Runde zusammen war, trifft sich in der letzten Runde wieder zum Erfahrungsaustausch, zur Auswertung und zur Verbindung der Eindrücke und präsentiert zum Beispiel gemeinsam.
- Die Teilnehmer bleiben sitzen, doch die Themen wandern! Dazu gibt jede Tischgruppe einfach einen auf einer Karte notierten Kerngedanken bzw. eine wichtige Erkenntnis an den Nachbartisch weiter (Diese Variante passt dann besonders gut, wenn sich die Seminarteilnehmer bereits vorher kennen gelernt haben, das Café also erst zum Ende des Seminars durchgeführt wird).
- Sie teilen den Raum in mehrere Zonen ein und veranstalten zu verschiedenen Oberthemen kleine World Cafés parallel. Die Teilnehmer entscheiden ggfs. sogar in jeder Runde neu, ob sie in eine andere Zone wechseln oder nicht.
- u.a.m.
Die Etikette
Vor Beginn des World Cafés sollten Sie den Teilnehmern Ablauf und Teilnehmerverhalten erläutern. Zusätzlich können Sie die Etikette zusammen mit einer Kurzbeschreibung der “Rolle der Gastgeber/innen” (siehe Ausführungen zur Atmosphäre) auf Klappkarten auf den Tischen verteilen.
In Anlehnung an die Etikette-Formulierung der World-Café-Community gilt für die Etikette:
- Lenken Sie Ihren Fokus auf das, was Ihnen wichtig ist.
- Tragen Sie eigene Ansichten und Sichtweisen bei.
- Sprechen und Hören Sie mit Herz und Verstand.
- Hören Sie genau hin, um wirklich zu verstehen.
- Verbinden Sie Ihre Ideen miteinander.
- Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf neue Erkenntnisse und tiefer gehende Fragen.
- Spielen, kritzeln und malen Sie- auf die Tischdecke schreiben ist ausdrücklich erwünscht!
- Haben Sie Spaß!
Die Reflektion
Garant für aktive Lernphasen im World Café sind die Begegnungen und Gespräche, die durch ein möglichst klares Lernziel, relevante Fragen und das passende Setting ermöglicht werden. Unterstützt wird das Lernen durch das “Gespräch über das Gespräch”, also die Reflektion und Verknüpfung der Erkenntnisse mit allen Teilnehmern im Plenum.
Unterstützt werden sollte der Prozess, indem die guten Ideen und Gedanken festgehalten, gegebenenfalls zusammengefasst und für einen möglichen weiteren Arbeitsschritt im weiteren Tagungsablauf zugänglich gemacht werden.
Geben Sie allen Teilnehmern durch passende Reflektionsfragen die Möglichkeit, das Erlebte methodisch und inhaltlich Revue passieren zu lassen:
- Wie war es für Sie und was ist Ihnen aufgefallen?
- Welche Verbindungen konnten Sie erkennen (zwischen den Runden oder beim Wechsel der Tische)?
- Haben Sie auf Ihrer “kleinen Reise” jemanden getroffen, mit dem Sie das Gespräch vertiefen wollen?
- Haben Sie interessante Geschichten oder Anekdoten gehört, die Sie allen mitteilen wollen?
- Gibt es erste Erkenntnisse oder Ideen für ein weiteres politisches Engagement?
- Welches Thema sollte weiterführend behandelt werden?
- Was ist aus Ihrer Sicht der nächste Schritt? usw.
Die Abschlussdokumentation
Tipp: Es bietet sich an, die zum Teil kunstvoll und kreativ gestalteten Tischdecken für die Abschlussdokumentation zu verwenden, als “Vernissage”, “Gallerie” oder in einem Infomarkt im Anschluss an das World Café. Auch können Pinnwände in Form einer Arena aufgestellt werden, so dass die Teilnehmer herumwandern und sich die Ergebnisse anschauen können (vgl. Methodik&Didaktik – Visualisieren).
Tipp: Bei mehr Zeit für die Planung, können alle Ideen und Erkenntnisse auch während der Reflektionsphase auf einer großen Wandzeitung illustriert werden. So werden alle Ergebnisse zusammengefasst, attraktiv in Szene gesetzt und gewürdigt. Auch eine spätere Verwendung, als Bildschirmschoner, Miniposter, Kalender für alle die dabei waren u.a.m. ist möglich.
Tipp: Hilfreich ist es auch, die Papier-Tischdecken für das World-Café in einem Copy-Shop gestalten und vorproduzieren zu lassen. Dies erleichtert den Teilnehmern von Anfang an die Schreib- und Leserichtung und damit den späteren Einsatz in einem abschließenden Infomarkt.
Tipp: Eine weitere Idee ist es, die einzelnen Tischdecken, wenn sie rechteckig sind, als Buchseiten zu verwenden und diese mit einem vorbereiteten Buchrücken und Deckblatt zusammenzufassen. Dieses Buch der Erkenntnisse können alle Teilnehmer im weiteren Verlauf der Tagung durchblättern. Das sichtbare Ergebnis vermittelt ein positives Gefühl.
Vertrauen Sie auf Ihre Kreativität und haben Sie Mut zum Experiment!
Der Tagungsleiter
Zu Beginn des World Cafés ist es wichtig, den Anlass und das Ziel deutlich benennen. Erst danach sollten der weitere Ablauf, die Etikette, die Rolle der Gastgeber an den Tischen und was mit den Ergebnissen geschieht durch den Tagungsleiter erläutert werden.
Als Tagungsleiter (oder je nach Verantwortlichkeit als Hauptamtlicher Mitarbeiter) sind Sie für den Prozess und nicht für die Inhalte verantwortlich. Versuchen Sie während der Gesprächsrunden präsent aber unauffällig zu bleiben.
Café to go: ausführliche Anleitung zur Durchführung eines World Cafés (.pdf)